Nachwuchsdirigent in Beuel Leonard Zimmer ist Orchesterleiter mit 22 Jahren

Beuel · Leonard Zimmer ist Hornist, Leiter eines Jugendensembles und Gründer von BonnBrass. Der Sprung vom Musiker zum Dirigenten kam überraschend für den 22-Jährigen.

 Leonard Zimmer (rechts) bei einem Konzert von BonnBrass in der Kirche St. Maria Magdalena.

Leonard Zimmer (rechts) bei einem Konzert von BonnBrass in der Kirche St. Maria Magdalena.

Foto: Horst Müller

Wer sich einen Dirigenten vorstellt, denkt meist an Karajan oder Bernstein. Ein gewisses Alter muss er haben, graue Haare meist inklusive. In Wachtberg ist das anders. Seit einigen Monaten ist Leonard Zimmer der Dirigent des dortigen Jugendorchesters. Mit nur 22 Jahren.

Beim Jugendorchester war Zimmer, der Musik und Geschichte auf Lehramt studiert, schon bekannt, bevor er den Dirigentenstab schwang. Jahrelang zählte der heute 22-Jährige, der in Beuel wohnt, zu den Hornisten. Doch dann kam der Sprung aus dem Orchester heraus ans Dirigentenpult. Schuld daran war Hans Werner Meurer, Gründer und langjähriger Leiter des Jugendorchesters. „Er fragte mich überraschend, ob ich im Rahmen meines Studiums auch das Dirigieren erlernte, und ob ich die Leitung des Orchesters übernehmen wolle“, erzählt Zimmer, der sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hat.

Lange habe er mit sich gerungen – und sich Rat bei Kommilitonen und Professoren geholt. Schließlich aber nahm er das Angebot an. Und hat es nicht bereut. Mittlerweile hat er sich schon an den Alltag als Dirigent gewöhnt und Spaß daran. „Es ist eine Möglichkeit auszuprobieren, was ich während der Woche in der Universität lerne“, erzählt der 22-Jährige.

Musikstudium schon als Kind geplant

Dass er einmal Musik studieren würde, zeichnete sich früh ab. Denn schon in seiner Kindheit – und darüber hinaus – war sie sein ständiger Begleiter. „Meine Eltern haben mich zur Musik gebracht“, sagt der junge Dirigent. Ob es da ein Zufall war, dass er das auf diesem Gebiet nicht unbekannte Kardinal-Frings-Gymnasium besuchte? Dort gibt es eine lange Blechbläsertradition. Auch die Brasspop-Band „Querbeat“ entstand am KFG. Und: Interessierten Fünftklässlern werden alle Instrumente vorgestellt. „Ich entschied mich verhältnismäßig spät für das Horn“, erinnert sich Zimmer, welcher von Miklós Varsányi erfolgreich die Grundlagen des Hornspiels und die Feinheiten der russischen Hornschule erlernte. Mit Erfolg. So belegte er beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ unter anderem den ersten Platz auf Landesebene.

Doch das war noch nicht alles. Zimmer sammelte in verschiedenen Orchestern und Ensembles seiner Schule zusätzliche Erfahrungen, 2015 – zu seinem Studienbeginn – trat er außerdem in das studentische Orchester „Sinfonietta 104“ der Hochschule für Musik und Tanz in Köln ein. Damit nicht genug. Ebenfalls 2015 gründete er mit einigen anderen das sechsköpfige Ensemble „BonnBrass“, dessen Repertoire von Blasmusik der Renaissance, des Barock und der Hochklassik über moderne Bearbeitungen klassischer Stücke hin zu zeitgenössischen Werken und Unterhaltungsmusik reicht.

Doch zurück nach Wachtberg. Vor der ersten Probe als Leiter des Jugendorchesters sei er ziemlich nervös gewesen, verrät der 22-Jährige. Die Aufregung legte sich jedoch schnell: „Ich wurde sehr freundlich aufgenommen.“ 25 bis 30 Schüler zwischen zwölf und 19 Jahren proben jeden Dienstag im Berkumer Schulzentrum, Stumpenbergweg 5. Wer Lust hat, kann einfach vorbeikommen. „Wir sind ständig auf der Suche nach Zuwachs, vor allem nach Klarinettisten, Streichern und Hornisten“, erzählt Zimmer.

Wer sich von dem Können des Jugendorchesters überzeugen wollte, konnte dies am Sonntag beim Werthhovener Choralblasen tun, wo die Musiker aufgetreten sind. Auch der nächste Auftritt Zimmers steht schon fest: Am Dienstag, 1. Januar, steht das Neujahrskonzert von „BonnBrass“ in der Kirche Sankt Maria Magdalena, Magdalenenstraße 25, in Endenich, an. Beginn des Konzerts ist um 16 Uhr.

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