Lesung in Vilich-Müldorf Leben und sterben im Hotel Rheinland

VILICH-MÜLDORF · "Wir warten noch auf einen Reisebus mit Gästen aus Remscheid - dann fangen wir an", begrüßt Michael Koslar sein Publikum im ehemaligen Bahnwärter-Häuschen in Vilich-Müldorf. Gemeinsam mit seiner Antagonistin Doris Düde liest der Fernsehmoderator, Autor und Sprecher an der Haltestelle der Stadtbahnlinie 66 aus dem Werk von Charles Bukowski - und zwar auf kölsch! "Leben und sterben im Hotel Rheinland" war die szenische Lesung überschrieben.

 Michael Koslar und seine Antagonistin Doris Düde in ihrem Element. Ihre Lesung lebt von vielen kleinen Sticheleien.

Michael Koslar und seine Antagonistin Doris Düde in ihrem Element. Ihre Lesung lebt von vielen kleinen Sticheleien.

Foto: Leif Kubik

Einige Flaschen Müller-Thurgau - Lieblingswein des erotomanischen Autors und bekennenden Alkoholikers Bukowski - wird auch Koslar gebraucht haben, um die Übersetzung seines Lieblingsautors ins Kölsche anzugehen. Das Ergebnis konnte sich jedoch auch nüchtern durchaus hören lassen: Die schnörkellosen Texte des gebürtigen Andernachers gewinnen in Koslars Übersetzung noch neue und durchaus interessante Nuancen.

"Manches ist einfach Hochdeutsch mit rheinischen Knubbeln - damit mich auch meine Partnerin Frau Düde hier versteht", erklärt der als Stimme der wochentäglichen Serie "Vier Hochzeiten und eine Traumreise" auf Vox bekannte Sprecher. Die Veranstaltung lebt von den vielen kleinen Sticheleien zwischen den in ihrer Disharmonie perfekt harmonierenden Vorlesern - da gerieten auch die alkoholbedingten, gelegentlichen Texthänger mit viel Improvisation eher zur Bereicherung denn zur echten Panne. Zwischen den einzelnen Passagen, die vom Gedicht "Ein Stapel abgefahrene Reifen" bis zur Geschichte "Du und dein Bier und was für eine große Nummer Du bist" reichten, sorgte die Band Krysmah mit ihrem akustischen Hardrock für den musikalischen Kontrapunkt.

Wirtin Silke Lehmacher, die die Piadina-Station in dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude mit ihrem Partner Roberto Schaub betreibt, will öfter derartige Events anbieten: "Die Lage hier direkt an der Linie 66 ist doch ideal." Das hat sich aber leider noch nicht herumgesprochen: Der einzige Wermutstropfen des Abends war der nur spärlich gefüllte Zuschauerraum. Der Bus aus Remscheid kam dann doch nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort