Autobahn 59 Lärmschutz: Jetzt ist es lauter als vorher

PÜTZCHEN · Die Lebensqualität am Knippchen ist gesunken. Diese Meinung vertreten viele Bewohner des Pützchener Ortsteils. Die Nachbarschaft macht den neuen Lärmschutz entlang der Autobahn 59 für diese unbefriedigende Situation verantwortlich. Im März hat der Landesbetrieb Straßen NRW die Bauarbeiten abgeschlossen. Seitdem herrscht diese Unzufriedenheit bei den rund 300 Bewohnern des Knippchens. Sie haben deshalb Politiker eingeschaltet und fordern Nachbesserungen entlang der Autobahn 59.

"Es ist deutlich lauter als vorher. Um das zu beweisen, benötige ich keine Lärmmessung", sagte eine frustrierte Renate Plachetka. Seit 39 Jahren wohnt sie mit ihrem Mann am Fuße des Ennerthangs. Leise war es nie, aber seit die Autobahn sechsspurig an ihrem Wohnviertel vorbeiführt und der Lärmschutz erneuert worden ist, ist der Alltag für sie belastender geworden.

"Man hatte uns versprochen, dass sich die Lärmbelastung durch die neue Schutzwand um bis zu 30 Prozent reduzieren sollte. Das Gegenteil ist der Fall: Es ist um 30 Prozent lauter geworden", ärgerte sich Anne-Britt Bjelke-Uhr. Sie und ihr Mann haben vor zwei Jahren das Wohnhaus am Knippchen gekauft und sich auf die zugesagte Lärmreduzierung verlassen. Neben all dem Ärger wegen des Lärms müsse man sich wohl damit abfinden, dass der Wert ihrer Immobilie jetzt niedriger sei.

Diese unerwartete Erkenntnis besorgt die Menschen vom Knippchen hinsichtlich des geplanten Autobahnanschlusses in Höhe der Maarstraße. "Dieses Projekt schwebt schon seit 30 Jahren wie ein Damokles-Schwert über uns. Bislang ist glücklicherweise nichts geschehen. Aber ich habe Angst davor, dass der Anschluss des Gewerbegebietes an die Autobahn gebaut wird. Dann werden wir noch mehr Verkehr und noch unruhigere Zeiten erleben", sorgt sich Renate Plachetka.

Die Anwohner haben nun einen Brief an alle Fraktionen des Bonner Stadtrates geschickt mit der Bitte, sich des Problems anzunehmen. Stadtverordneter Willi Härling (CDU) und Bundestagsabgeordneter Uli Kelber (SPD) reagierten bereits. Beide Politiker haben dieser Tage Briefe an die Stadt Bonn beziehungsweise an die Autobahnniederlassung Krefeld geschrieben und um Klärung als auch Beseitigung des Problems gebeten.

Die Anwohner machen jedenfalls das Material und die Beschaffenheit der neuen Lärmschutzwände für das Ärgernis verantwortlich. Der alte, 1978 errichtete Lärmschutz bestand aus Holz und war doppelwandig. Dazwischen sei Dämmmaterial verarbeitet worden, erinnert sich Udo Plachetka und sagte: "Als die alten Wände abgerissen waren, war es nahezu genau so laut wie heute." Und Thomas Uhr ergänzte: "Heute hören wir die Abrollgeräusche der Fahrzeuge lauter als den Motorenlärm."

Und noch ein Argument führen die Bewohner des Knippchens ins Feld: Seit die neuen Wände stehen, können sie bei Westwind den Lärm der etwa zwei Kilometer entfernten Eisenbahntrasse noch deutlicher hören. "Hier ist eindeutig schlechtes Material verarbeitet worden und diese grüne Farbe der Lärmschutzwände erinnert mich an Dixie-Klos. Das passt farblich überhaupt nicht zum Umfeld", so Katja Siebert, die seit 38 Jahren auf dem Knippchen wohnt.

Härling will nun Ergebnisse von alten und neuen Lärmmessungen vergleichen: "Das Land muss nachbessern. Dieser Zustand ist unmöglich", so der Kommunalpolitiker. Und auch Ulrich Kelber, der bereits im März zu einer "Hörprobe" nach Pützchen gekommen war, sieht das so: "Der Landesbetrieb hat keine Erklärung für den Lärm. Die Wände seien exakt gleich hoch wie die alten Elemente. Es ist ohne Zweifel so, dass es nach der Sanierung des Lärmschutzes lauter ist als vorher." Die Stadt müsse jetzt die Lärmwerte messen und nach den Ursachen forschen, schreibt Kelber in seinem Brief an den städtischen Umweltdezernenten Rüdiger Wagner.

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