Installation unter der Südbrücke Kunstgenuss oder Ohrenqual

RAMERSDORF · Installation der Bonner Stadtklangkünstlerin unter der Südbrücke sorgt bei Passanten und einem Obdachlosen für Irritationen

 Drei Lautsprecher (oben links im Bild) beschallen den Raum unter der Südbrücke in Ramersdorf.

Drei Lautsprecher (oben links im Bild) beschallen den Raum unter der Südbrücke in Ramersdorf.

Foto: Johanna Heinz

Als Thomas Mauel am Mittwochmorgen nach längerer Zeit einmal wieder gemeinsam mit einigen Kollegen zu Fuß von Königswinter-Oberdollendorf Richtung Landgrabenweg unterwegs war, machte er eine überraschende Entdeckung: Drei Lautsprecher beschallten am frühen Morgen den Raum unter der Südbrücke in Ramersdorf mit sehr lauten sphärischen Klängen. "Ich habe mich gefragt, was das soll, denn der Platz ist regelmäßige Schlafstätte eines Obdachlosen", sagt Mauel. Der Mann sei stets freundlich und störe niemanden. Sollen hier etwa Obdachlose aus dem öffentlichen Raum verdrängt werden? Erst im Sommer sorgten immerhin Londoner Häusereingänge für Empörung, die mit Metallspitzen ausgestattet wurden. Und Hamburg oder München klingt klassische Musik aus Lautsprechern an Bahnhöfen, damit Menschen am Schlafen gehindert werden.

"Für mich klang das wie unerträglich lauter Krach", sagt Mauel. Für das Ramersdorfer Rheinufer kann jedoch Entwarnung gegeben werden: Die Lautsprecher gehören zur Installation ""Rheinklänge" der Christina Kubisch. 2013 war sie Bonner Stadtklangkünstlerin und hat im Rahmen ihrer Abschlussarbeit an der er Konrad-Adenauer-Brücke rechts und links des Rheins Lautsprecher aufgebaut, die Töne aus der Umgebung, wie der Lärm der Bahnen und Autos, aufnimmt, verstärkt und durch produzierte musikalische Klänge ergänzt.

Die Installation wurde bereits vor über einem Jahr aufgebaut. Normalerweise beginnen die Klänge morgens bei Sonnenaufgang und verstummen, sobald die Sonne untergegangen ist. Er schlafe schon sehr lange jede Nacht dort, sagte der Mann, der lieber namenlos bleiben wollte, gestern Morgen. In den letzten Nächten seien die Lautsprecher aber durchgehend eingeschaltet gewesen. "Dabei kann es sich wenn überhaupt um einen technischen Defekt in der Zeitschaltuhr handeln", sagte Vera Firmbach, Pressesprecherin des Projekts "bonn hoeren" auf Anfrage. "Ganz bestimmt ist die Verdrängung eines Obdachlosen in keiner Weise Ziel der Installation."

Seit 2010 beruft die Beethovenstiftung Bonn jährlich einen renommierten Künstler zum Bonner Stadtklangkünstler im Projekt "bonn hoeren". Die nahe Berlin lebende Installationskünstlerin Kubisch war 2013 ein halbes Jahr in der Stadt zu Gast.

  • Die Installation "Rheinklänge" ist noch bis zum 31. Dezember in Ramersdorf unter der Konrad-Adenauer-Brücke und linksrheinisch neben der Landestation Bundeshaus zu hören. Weitere Infos unter bonnhoeren.de
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