Forschungsgebiet Jagd Konflikte zwischen Mensch und Tier

PÜTZCHEN · Vor 60 Jahren wurde die Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung gegründet. Dokumentiert werden werden die Lebens- und Umweltbedingungen des Wildes.

 Michael Petrak und sein Team erforschen die Lebens- und Umweltbedingungen der bejagbaren Tiere.

Michael Petrak und sein Team erforschen die Lebens- und Umweltbedingungen der bejagbaren Tiere.

Foto: Leif Kubik

Erfolg muss ja nicht immer groß gefeiert werden: Die Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung des Landes wurde jetzt 60 Jahre alt, und das Jubiläum wäre nicht nur an der Belegschaft, sondern auch an Leiter Michael Petrak beinahe unbemerkt vorbeigegangen „Wir haben ja unseren 50. groß gefeiert, und wenn ich nicht zufällig auf den Kalender geschaut hätte, wäre mir der runde Geburtstag fast entgangen“, so der promovierte Biologe.

Gemeinsam mit 15 Kollegen forscht und lehrt Petrak zu allem, was mit der Jagd zu tun hat: Das Spektrum der Arbeit reicht von der Dokumentation der Lebens- und Umweltbedingungen des Wildes in Nordrhein-Westfalen bis zur Erforschung von Wildkrankheiten und deren Bekämpfung sowie der Wildschadenverhütung.

Dabei können die Jagdforscher bereits auf eine längere Geschichte zurückblicken: Bereits zwei Jahre bevor im Jahr 1952 im Nordrhein-Westfalen die Jagdhoheit wieder in deutsche Hände zurückgegeben wurde, war ein Vorläufer der Forschungsstelle mit Sitz im Museum Koenig gegründet worden; am 1. Oktober 1957 erhielt die „Forschungsstelle für Jagdkunde des Landesjagdverbands dann ihren heutigen Namen und ihren Dienstsitz im Forsthaus Hardt an der Pützchens Chaussee.

Bevölkerung sei hier toleranter

„Wir erforschen die Lebens- und Umweltbedingungen der bejagbaren Tiere in NRW“, skizziert Petrak den Kernpunkt seiner Arbeit. Mit Ausnahme von Hochgebirge oder Seeküste fänden sich hier alle für Deutschland typischen Landschaften. Trotz der hohen Bevölkerungsdichte weise Nordrhein-Westfalen eine erstaunlich reiche Wildbesiedelung auf und tauge als Modell für den Ausgleich zwischen den Ansprüchen der freilebenden Tiere einerseits und denen des Menschen auf der anderen Seite.

Dabei unterschieden sich die Verhältnisse im dicht besiedelten Westen dennoch zum Teil sehr deutlich von den dünner besiedelten Bundesländern im Süden Deutschlands. Die Bevölkerung sei hier wohl schon deshalb etwas toleranter, weil vor allem Städter die Begegnung mit einem wilden Tier als etwas Besonderes ansähen. Andererseits gebe es aber durch die dichte Besiedlung auch viel Konfliktpotenzial. „Stichwort Wildschweine. Die nehmen ja vermehrt auch Gärten als ihr Revier wahr, und wenn erst einmal der Rasen umgegraben wurde, ist es für Maßnahmen zu spät“, so der Wildbiologe. Aber auch im Verkehr passierten natürlich mehr Unfälle, wenn es wie hierzulande eben einfach viele Straßen gebe, meint er weiter.

Grund genug also, nicht nur Wildkrankheiten, sondern auch die Möglichkeiten zur Verhütung und Verminderung von Wildschäden in der Land- und Forstwirtschaft und im Gartenbau zu erforschen. „Unsere Erkenntnisse helfen Jägern, Landwirten und der erholungssuchenden Bevölkerung gleichermaßen“, so der Fachmann. Auch der Standort passt gut: Die CDs, die das Wild durch Reflexion des Scheinwerferlichts vom Queren der vielbefahrenen Chaussee abhalten sollen, stammen zwar nicht von Petrak und seinem Team, sondern von den Revierinhabern.

Unfallzahlen scheinen verringert

Die Straße unterstreiche aber den Anspruch der Forschungsstelle auf Ausgleich zwischen Mensch und Tier. Und – wie passend: Auch der heutige Wald war noch vor hundert Jahren kein Naturidyll, sondern eine Braunkohlegrube. 1805 wurde dort eine Alaunhütte gegründet, und das Forsthaus, in dem Petrak und seine Mitarbeiter heute arbeiten, wurde ursprünglich als Verwaltungsgebäude errichtet.

Ob die CDs übrigens wirklich wirken, konnten die Jagdforscher nicht endgültig klären: „Es scheint aber die Unfallzahlen zu verringern, wenngleich wir vermuten, dass das auch darauf zurückzuführen ist, das die Fahrer einfach vorsichtiger fahren, weil sie mit dem Wild rechnen, wenn sie die reflektierenden Scheiben zwischen den Ästen sehen“, so Petrak.

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