Klaviersalon "Bonnpiano" in Beuel Kölner Musiker gaben intimes Kammerkonzert

BEUEL · Ein Klavier war trotz des Namens der Veranstaltungsstätte nicht beteiligt: Im bis auf den letzten Platz gefüllten Klaviersalon "Bonnpiano" in der Beueler Johann-Link-Straße konnten die Zuhörer ein ganz spezielles Konzert genießen.

 Mit zwei Beethoven-Raritäten überraschen die Streicher des Kölner Schuppanzigh-Quartetts (von links) Anton Steck (Violine), Franc Polman (Violine), Christian Goosses (Viola) und Werner Matzke (Violoncello) das Publikum.

Mit zwei Beethoven-Raritäten überraschen die Streicher des Kölner Schuppanzigh-Quartetts (von links) Anton Steck (Violine), Franc Polman (Violine), Christian Goosses (Viola) und Werner Matzke (Violoncello) das Publikum.

Foto: Horst Müller

Das Schuppanzigh-Quartett aus Köln spielte Streichquartette von Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven in selten gespielten Fassungen. Pünktlich um acht Uhr begrüßte Gastgeber Wolfgang Lempfrid seine Gäste zum Auftakt der dritten Konzertsaison: "Ich freue mich mit Ihnen auf einen Abend, an dem ausnahmsweise einmal kein Klavier vorkommt", eröffnete er das Konzert und freute sich insbesondere darüber, "dass die Musiker des Quartetts zwei Werke Beethovens in ihren ursprünglichen Fassungen aufführen".

Auf dem Programm stand zunächst Haydns Streichquartett G-Dur, Opus 54. Darauf folgten die beiden Beethoven-Raritäten, die so in seiner Geburtsstadt noch nie zu hören waren: Zum einen die berühmte Frühlingssonate Opus 24, allerdings nicht in der hinlänglich bekannten Version für Violine und Klavier, sondern in einer Fassung für Streichquartett, die Anton Steck, der Primarius des Schuppanzigh-Quartetts, vor einem Jahr auf dem Speicher eines Klosters in Süddeutschland entdeckt hatte. Kein geringerer als Beethovens Freund Ignaz Schuppanzigh hatte diese Version im Jahr 1816 in Wien nachweislich aufgeführt.

Auch das zweite Werk Beethovens, nach der kurzen Pause gespielt, war für Überraschungen gut: Das Streichquartett Opus 18,1 in F-Dur erklang nicht in der bekannten gedruckten Version, sondern in der ursprünglich von Beethoven konzipierten Fassung, die um einiges mutiger ist: Unklar ist, ob Beethovens Verleger den Komponisten gedrängt hatte, das Werk zu glätten, oder ob Beethoven selbst fürchtete, sein Publikum mit allzu schroffen Klängen und Wendungen zu verschrecken.

Lempfrid und seine Frau Cornelia Winter laden einmal im Monat zu Konzerten in ihren Beueler Salon ein. Das Schuppanzigh-Quartett gehört zu den erfolgreichsten Formationen, die sich über Jahre hinweg auf internationaler Ebene mit historischer Aufführungspraxis auseinandergesetzt haben.

Die Mitglieder des Ensembles sind auch in anderen Formationen aktiv. Die Mischung aus wiederentdeckten Werken und die Interpretation der Wiener Klassiker und frühen Romantiker sind das Markenzeichen der vier Musiker. Das nächste Bonnpiano-Konzert findet am 24. Oktober statt: Dann wieder mit Klavier, Camilla Köhnken spielt Bach, Beethoven, Schumann und Rachmaninov.

Der Verein "Klaviersalon Bonnpiano"

Seit Herbst 2012 ist in den Räumen der ehemaligen Traditionsgaststätte "Im Glöckchen" im Beueler Zentrum der Klaviersalon "Bonnpiano" zu Hause. In seinen Privaträumen veranstaltet der Pianist und Klavierlehrer Wolfgang Lempfrid gemeinsam mit seiner Frau Cornelia Winter regelmäßig Konzerte und hat dazu den Verein "Klaviersalon Bonnpiano" gegründet: Ganz im Stil eines Salons des 19. Jahrhunderts laden die beiden einmal im Monat zu einem persönlichen Abend mit Musik und Gesprächen ein.

Die Eintrittskarten werden nicht verkauft, eine freiwillige Spende ist erwünscht. Aufgrund der Nachfrage ist die Teilnahme nur nach vorheriger Anmeldung unter 0228/42212521 oder unter konzert@bonnpiano.de möglich.

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