Spendenfest in Beuel geplant Koch droht nach 17 Jahren in Bonn die Ausreise

Schwarzrheindorf · Der 33-jährige Jerby Barrientos aus Beuel soll auf die Philippinen ausreisen – trotz eines festen Jobs. Nun ist ein Spendenfest geplant, um die Anwaltskosten bezahlen zu können.

Ohne Jerby Barrientos wäre Gastronom Oliver Weiss ganz schön aufgeschmissen. „Wenn er weg wäre, würde das ein riesiges Loch in den Betrieb reißen“, sagt er. Seit mehr als sechs Jahren arbeitet der gebürtige Philippiner im Restaurant Assenmacher als Koch, seit 17 Jahren lebt er in Bonn.

Jetzt könnte er seine Aufenthaltserlaubnis verlieren – weil er sich nicht darum bemüht haben soll, langfristig in Deutschland zu bleiben. Barrientos und Weiss wollen die Entscheidung der Stadt nun mit Hilfe eines Anwalts anfechten, wofür sie an diesem Sonntag, 7. Juli, bei einem Spendenfest Geld sammeln.

Koch zahlt Steuern und Sozialabgaben

Der Koch zahlt regelmäßig Steuern und Sozialabgaben. Schlägt man die Speisekarte des Restaurants auf, fällt sofort der philippinische Glasnudelsalat auf, der neben Hausmannskost steht. „Wir servieren immer wieder Gerichte aus Jerbys Heimat“, so Weiss. Als Koch hat er das Restaurant, das Weiss vor rund sechseinhalb Jahren übernommen hat, entscheidend mitgeprägt. „Und er ist ein Freund geworden“, sagt Weiss.

Kennengelernt haben sich die beiden schon früher: Als sie zusammen in einer Kantine arbeiteten. Umso mehr ärgert es Weiss, womit sie sich nun seit vier Jahren auseinandersetzen müssen. „Ich hatte damals vergessen, meinen Aufenthaltstitel bei der Stadt Bonn zu verlängern und war ein paar Monate drüber. Das war natürlich meine Schuld“, sagt Barrientos.

Als ihm das auffiel, habe er sofort alle nötigen Dokumente eingereicht. Der anschließende Behördenvorgang zog sich bis heute hin und endete damit, dass man ihm den Reisepass abnahm und ihn im Mai zur Ausreise aufforderte. „Der Betroffene selbst ist dafür verantwortlich, rechtzeitig die Verlängerung seines Aufenthaltstitels zu beantragen“, erklärt Stefanie Zießnitz vom Presseamt der Stadt Bonn.

Durch Familiennachzug nach Bonn

Vergesse das jemand aus nachvollziehbaren Gründen und sei kooperativ, finde man eine Lösung. Wer sich ohne Aufenthaltstitel in einem Land aufhalte und in einem Verwaltungsverfahren die Mitwirkung verweigere, könne auch nach mehreren Jahren rechtmäßigen Aufenthalts ausreisepflichtig werden. „Der Fall wäre längst im Interesse des Betroffenen geklärt, wenn er in normaler Zeit reagiert hätte“, so Zießnitz.

Barrientos wurde auf den Philippinen als Sohn von Diplomaten geboren. Er kam durch einen Familiennachzug zu seinen Eltern nach Bonn, die in der philippinischen Botschaft arbeiteten. Mit seinen 33 Jahren hat er mehr Lebenszeit am Rhein, als in seiner Heimat verbracht. „Deswegen ist Bonn nicht meine zweite Heimat, sondern meine richtige geworden.“

Als die Botschaft nach Berlin ging, suchten sich seine Eltern neue Beschäftigungen und bekamen eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. Sohn Jerby allerdings nicht – trotzdem suchte er sich eine Arbeit und begann eine Ausbildung als Koch. Bei Oliver Weiss hat er nun eine Festanstellung, zahlt Steuern und Sozialabgaben. Der Schriftverkehr zum Fall füllt mehrere Ordner. Immer wieder habe man ihn aufgefordert, Dokumente einzureichen.

In Bonn aus dem Register gestrichen

„Bestimmt fünfmal kam die Frage nach der Lohnabrechnung“, sagt Weiss, der Barrientos bei den Behördengängen unterstützt. Irgendwann habe sich herausgestellt, dass er gar nicht mehr in Bonn gemeldet gewesen sei. „Man hatte ihn offenbar aus dem Register gestrichen und war dann verwundert, dass er noch hier lebt.“ Barrientos nahm sich einen Anwalt. Nach dessen Einschätzung stehen die Chancen gut, dass er in Deutschland bleiben darf – alleine schon, weil er seit Jahren einen festen Job hat.

Das Problem sind Anwaltskosten von 2500 Euro, von der 1000 zu Beginn beglichen werden müssen. „Das ist Geld, das ich nicht habe.“ Deshalb organisieren Weiss, Freunde und Kollegen das deutsch-philippinische Spendenfest. „Danach ist das hoffentlich alles vorbei“, sagt Barrientos. Denn auf die Philippinen will er nicht zurück. „Ich kenne da keinen mehr. Ich weiß nicht, was ich da machen soll. Außer mal in den Urlaub fahren.“ Beim Fest ab 12.30 Uhr an der Stiftsstraße 2 gibt es Spanferkel vom Grill und philippinische Spezialitäten.

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