Pützchens Markt Kein gewerblicher Bierausschank am Vorabend

PÜTZCHEN · Am Donnerstag hat vor allem eine Frage die Menschen in Beuel beschäftigt: Wird am Vorabend von Pützchens Markt trotz des städtischen Ausschankverbots Bier getrunken? Antwort: Offiziell nein, privat hier und da doch. "Faktisch gibt es keine Probleme. Wir können keine Verstöße feststellen", bilanzierte Marktmeister Günter Dick.

Der städtische Ordnungshüter und seine Kollegen gingen Streife durch die Budengassen, kontrollierten aber mit Augenmaß. "Wir greifen nur dann ein, wenn wir gewerblichen Ausschank feststellen. Freibier oder Bierausschank gegen Spende werden wir nicht beanstanden", sagte Dick im Gespräch mit dem GA.

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch hatte am gestrigen Vormittag die Richtung für die städtischen Mitarbeiter vorgegeben. In einem Interview gab er bekannt, dass er gegen einen kostenfreien Bierleitungstest nichts einzuwenden habe. Die politische Opposition wetterte dagegen: "Das ist ja wie ein Aufruf zum öffentlichen Ungehorsam", ärgerte sich CDU-Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger.

Zum Hintergrund: Die Bezirksvertretung Beuel hatte vor Monaten einstimmig beschlossen, die beliebte Kirmes um einen Tag zu kürzen und keinen Bierausschank am Vorabend zu genehmigen. Das hatte den OB mächtig geärgert, weil er damit die Tradition des Pützchener Donnerstags für beendet betrachtet hat. Sein Vorstoß, die Beueler zu einem Umdenken zu bewegen, scheiterte damals vor allem am Veto der Beueler Grünen und einiger weniger SPD-Politiker.

Einen Protestzug durch Pützchen haben gestern Abend die Mitglieder des 1. Beueler Häärekomitees gestartet. Sie zogen mit "Nubbel" und Bollerwagen über das Marktgelände bis zum Bierstand von Stefan Wolf. Dort gab es für jeden, der vorbeikam, Freibier bis zum Abwinken. Komiteemitglied Willi Härling, der auch seit Jahrzehnten die Interessen Pützchens als CDU-Stadtverordneter vertritt, boykottierte die Marktsitzung der Bezirksvertretung Beuel: "Ich habe mich im Vorfeld über so viele Dinge geärgert, dass ich zum ersten mal seit 30 Jahren nicht an dieser Sitzung teilgenommen habe. So kann man nicht mit einer Traditionsveranstaltung umgehen. Die Straßen sind im Vergleich zu den Vorjahren fast menschenleer, und hier ist es so trocken wie in einer Wüste", schimpfte Härling und verteilte Bier an seine Freunde.

Ehrengarde sowie Beueler und Bonner Stadtsoldaten, deren Bierbuden bislang am Vorabend der offiziellen Kirmeseröffnung immer umlagert waren, hatten ihre Theken nicht geöffnet. Heute startet der 646. Jahrmarkt um 13.30 Uhr mit dem historischen Festumzug ab dem Adelheidisplatz.

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