Heimat-und Geschichtsverein Beuel Karnevalshistorie im Museum

BEUEL · Wenn es diesen Eintrag im Buch der Rekorde geben würde, dann hätten ihn vermutlich die Macher des Heimat- und Geschichtsvereins in Beuel verdient: die kurzfristigste Ausstellungseröffnung.

 Norbert Reppelmann, Getrude Jöbsch und Volker Engel (von links) zeigen historische Plakate des Beueler Karnevals.

Norbert Reppelmann, Getrude Jöbsch und Volker Engel (von links) zeigen historische Plakate des Beueler Karnevals.

Foto: Max Malsch

Von der Geburt der Idee bis zur Auftaktveranstaltung dauerte es gerade einmal sechs Tage. Jetzt heißt es im Heimatmuseum an der Hermannstraße für jeden sichtbar: "Em Beueler Heimatmuseum fladdere de Botze", denn die hängen draußen "op de Ling". Das passt perfekt zum Sessionsmotto der diesjährigen Weiberfastnacht: "De Botze hänge op de Ling, ons Schäl Sick es e herrlich Ding".

Weiberfastnacht ohne Beteiligung des Heimatvereins, dachte sich der Vorsitzende Volker Engel, das kann und darf es doch nicht geben. So machte er sich zusammen mit dem Museumsleiter Hans Lennarz, der Geschäftsführerin Gertrude Jöbsch und dem Kustos Reinhold Schmerbeck an die Arbeit, um in der Scheune passend zum Wieverfastelovend eine Sonderausstellung zusammenzustellen.

Für solche besonderen Themen bietet das Gebäude in der ersten Etage Platz - nicht reichlich aber ausreichend. "Viele Ausstellungsstücke", so Engel bescheiden, "mussten wir nur vom hinteren Bereich nach vorne holen." Eigentlich musste schon so einiges umgestellt und passend arrangiert werden, damit es ausstellungsgerecht platziert ist. "Fertig bin ich noch nicht", so Kustos Schmerbeck. Er hat noch ein paar Ideen, welche Dinge er zusätzlich wo zeigen möchte.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Geschichte des Karnevals in Beuel. Und auch diese musste auf einige Themenfelder eingegrenzt werden, sonst hätte es den Rahmen aus Platz- und Zeitgründen gesprengt. Damenkomitees sowie Wäscherprinzessinnen und deren Orden sind wichtige Aspekte. Gleichwohl sind auch die Beueler Stadtsoldaten und die LiKüRa-Prinzessin vertreten. Fahnen, Uniformen und "Botze" runden zusammen mit vielen Urkunden und Bildern das Angebot ab.

Besonders stolz ist Schmerbeck auf die vollständige Sammlung der Orden der Wäscherprinzessinnen seit 1958. Im Jahr 1957 bekamen die Frauen vom Rat und der Verwaltung von Beuel einen "Schutzbrief", um Weiberfastnacht feiern zu können. Auch diese Urkunde darf in der Ausstellung selbstverständlich nicht fehlen. Ab 1958 hatte Beuel kein Karnevalsprinzenpaar mehr, wie vor dem Krieg, sondern eine Wäscherprinzessin. Viele alte Fotos, wie zum Beispiel ein Bild des Beueler Damenkomitees von 1870, sowie alte Urkunden ergänzen die Exponate.

Zur Museums-Eröffnung kam auch die LiKüRa-Prinzessin Sandra I. mit ihrem Gefolge. Sie musste gleich, auf Bitte von Volker Engel, eine Autogrammkarte für die Ausstellung abgeben. Einen schönen Satz prägte bei diesem Empfang Museumsleiter Lennarz: "Wir bewahren keine Asche auf, sondern wir versuchen, die Vergangenheit gegenwärtig werden zu lassen." Außerdem schlug er vor, im kommenden Jahr wieder eine Ausstellung zu machen, bei der der Festausschuss LiKüRa-Karneval federführend sein solle. Ohne Widerspruch wurde dieser Vorschlag vorerst nicht abgelehnt.

Die Ausstellung "Em Beueler Heimatmuseum fladdere de Botze" ist bis 22. Februar im Museum an der Wagnergasse 2-4 jeweils Mittwoch, Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr zu sehen. Zusätzliche Besuchsmöglichkeiten sind nach Anfrage beim Museumsleiter Hans Lennarz unter

Tel. 02 28 / 47 50 37 oder per Email an hans@lennarz.org, möglich. Der Eintritt ist frei.

Aufstand der Wäscherinnen

Keine der Beueler Waschfrauen hätte damals wohl ahnen können, dass aus ihrer "Selbsthilfegruppe" ein nationales Volksfest erwächst - und ihr wichtigstes Arbeitsgerät, die Bütt (hochdeutsch: Bottich), zum Herzstück jeder Sessions-Sitzung werden würde, um mit spitzfindigen Versen die Lokal- und Weltpolitik alle Jahre wieder mal "ordentlich durch die Mangel zu drehen".

In der Sonder-Ausstellung "Geschichte der Beueler Weiberfastnacht" im Heimatmuseum erzählt die Bonner Stadtführerin, Barbara Stein, heute ab 18 Uhr die spannende Geschichte von mutigen Frauen, die ihre Arbeit niederlegten, und ganz nebenbei den rheinischen Karneval revolutionierten.

Zum Ausklang des Abends präsentiert Stein die Beueler Uraufführung ihres selbst komponierten Liedes für "Ons Wäscher-Prinzessin": eine musikalische Hommage an gewiefte Wiever, die "mit allen Wassern gewaschen waren".

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