Schauspielhalle Beuel Junges Publikum in altem Haus

BEUEL · Ein Ort für Festivals, Kunst und Kleinkunst in allen ihren Ausformungen, Schmelztiegel für städtisches Theater und freie Szene, so sieht die Vision von Schauspieldirektorin Nicola Bramkamp für die Schauspielhalle Beuel aus.

 Nicola Bramkamp setzt auf den industriellen Charakter des ehemaligen Fabrikgeländes.

Nicola Bramkamp setzt auf den industriellen Charakter des ehemaligen Fabrikgeländes.

Foto: Max Malsch

Bonns Bühne mit dem urbansten Flair", nennt sie die ehemalige Jutespinnerei an der Siegburger Straße. Zwar wird der Standort auch zukünftig sicherlich bestehen bleiben - schließlich befinden sich hier auch die Probebühnen und Werkstätten des Bonner Theaters. Der Sparzwang macht aber auch vor den alten Backsteingebäuden nicht halt.

Was verbirgt sich hinter der Schauspielhalle Beuel?

Am 5. Oktober 1984, also vor rund 30 Jahren, wurde die Halle Beuel als Theaterspielstätte in Betrieb genommen. 1980 hatte die Stadt das Gelände übernommen, auf dem Ende des 18. Jahrhundert die erste juteverarbeitende Fabrik Deutschlands stand. Für Schauspieldirektorin Bramkamp ist es vor allem der industrielle Charme, der das Flair dieser Spielstätte ausmacht und den sie gerne betonen möchte. "Das Gelände bietet sich wunderbar für Festivals an", sagt sie. Die Halle Beuel sei eben keine klassische Guckkastenbühne, sondern ein "spektakulärer Ort für spektakuläre Inszenierungen".

Wer sind die Macher und was wollen sie?

In den Theaterwerkstätten auf dem Gelände in Beuel sind rund 80 Personen beschäftigt, die für alle Spielstätten des Theater Bonn arbeiten. Hinzu kommen jeweils produktionsbedingt Künstler und Techniker, deren Anzahl je nach Menge der Vorstellungen und Proben variiert. Bespielt wird die Bühne hauptsächlich vom Theaterensemble, rund drei Premieren finden im Jahr statt, rund acht Vorstellungen im Monat. Im Gegensatz zu den Kammerspielen bietet die Schauspielhalle kein Repertoire mit täglich wechselnden Stücken. Wenn ein Bühnenbild steht, wird ein Stück durchgehend gespielt. Weil der Raum sehr flexibel gestaltet werden kann, bietet er sich für ungewöhnliche Inszenierungen und besondere Projekte an. Vereinzelt wurde das Gelände auch für andere Veranstaltungen wie Konzerte und Poetry Slams geöffnet. Bramkamp würde das gerne weiter ausbauen.

Wie finanziert sich das kulturelle Angebot?

In der laufenden Spielzeit überweist die Stadt 28,35 Millionen Euro ans Theater Bonn. Auch wenn die neue Bonner Jamaika-Koalition der Verwaltung in ihrem Vorschlag, acht Millionen Euro einzusparen, nicht folgen wird: Auch sie will bis 2020 zusätzlich 1,5 Millionen Euro einsparen, danach bis 2024 weitere 1,5 Millionen Euro. Die Halle Beuel als Spielstätte ist aber nicht gefährdet. Weil sie auf dem Proben- und Werkstattgelände liegt, verursacht sie keine Mietkosten. Um in Zukunft größere Veranstaltungen wie Festivals dort realisieren zu können, setzt Bramkamp aber neben der kommunalen Förderung auch weiterhin auf Kooperationen mit Organisationen wie der UN oder mit dem Beethovenfest.

Wer nutzt das Angebot?

In der vergangenen Spielzeit haben über 10 600 Zuschauer die Vorstellungen auf dem Gelände der Halle Beuel besucht. Passend zum jungen, boomenden Stadtteil und dem urbanen Flair des Geländes werde die Spielstätte viel vom jungen, studentischen Publikum frequentiert, so Bramkamp.

Woran hapert es?

Aus den drei Spielorten auf dem Gelände ist einer geworden: Wie berichtet, mussten das Lampenlager und der Alte Malersaal wegen Mängeln bei Sicherheit und Brandschutz geschlossen werden. "Das ist die traurige Konsequenz des Sanierungstaus der letzten Jahre", sagt Bramkamp. Schade sei das vor allem für das junge Publikum, das wegen des Kinder- und Jugendchors der Oper und des Jugendclubs, die beide Räume nutzen, immer einen besonderen Zugang zum Gelände hatte. Ein weiteres Problem sei, dass die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht besonders gut sei. Und im Dunkeln ist der Eingang zum Gelände leicht zu übersehen.

Der zweite Teil des Zyklus "Königsdramen II - Trümmer" feiert am Freitag, 28. November in der Halle Beuel Premiere. Das außergewöhnliches Theatererlebnis nach Shakespeares Rosenkriegen übersetzt von Thomas Melle beginnt um 19.30 Uhr. Am Sonntag, 7. Dezember, wird es eine Vorstellung beider Teile an einem Abend geben. Karten und weitere Infos unter www.theater-bonn.de

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