Projekt "Wir tanzen wieder" Jung und Alt auf einer Tanzfläche

VILICH · Hip-Hop ist keine Frage des Alters, sondern der Einstellung. Tanzlehrer Sandór Krönert macht es vor, schwingt die Faust, lässt die Schulter rollen. Aber diesmal machen nicht nur seine jugendlichen Kursbesucher mit, sondern auch rund 40 Senioren.

 Beim gemeinsamen Tanzen von Jugendlichen und Senioren sollen Berührungsängste abgebaut werden.

Beim gemeinsamen Tanzen von Jugendlichen und Senioren sollen Berührungsängste abgebaut werden.

Foto: Johanna Heinz

Am Donnerstag ist das Projekt "Wir tanzen wieder" der Bonner Caritas und des Tanzhauses Bonn in die zweite Runde gegangen. Seit vergangenem Jahr kommen demenzkranke Menschen gemeinsam mit ihren Pflegern oder Angehörigen in die Tanzschule in den Vilicher Arkaden, um gemeinsam zu tanzen.

Doch nun sind auch 13 Jugendliche bei den Tanznachmittagen dabei. Sie wurden in einer Schulung darauf vorbereitet, gemeinsam mit den zum Teil weit mehr als ein halbes Jahrhundert älteren Teilnehmer Standardtänze wie Walzer, Samba und Swing aufs Parkett zu bringen, es wird aber auch geschunkelt - oder eben Hip-Hop getanzt.

Initiator und Leiter der deutschlandweiten Initiative "Wir tanzen wieder" sind Stefan Kleinstück und der Kölner Tanzlehrer Hans-Georg Stallnig. Sie haben die Jugendlichen, die Krönert aus den Reihen seiner Tanzschüler rekrutiert hat, auf die Begegnung mit den Senioren vorbereitet. "Was muss ich beachten, wenn ich mich einem Menschen mit Demenz nähere? Wie fasse ich ihn an?

Welche Tanzschritte können wir machen? Mit diesen Fragen haben sich die Jugendlichen in der Schulung auseinandergesetzt", sagt Sabine Boos von der Caritas-Stiftung Bonn, die die Schulung finanziell unterstützt hat. "Aber es geht auch einfach darum, Berührungsängste abzubauen." Für bedürftige Senioren übernimmt die Stiftung auch die Kosten für den Tanznachmittag. Fünf Euro kostet der Eintritt normalerweise.

"Ältere Menschen, gerade wenn sie dement sind, kommen nicht mehr so häufig vor die Tür, schon gar nicht in Kontakt mit jungen Menschen", sagt Caritas-Sprecherin Mechthild Greten. Das solle das Projekt ermöglichen. "Wir wollen auch ein positives Altersbild vermitteln, diese Botschaft ist mir ganz wichtig", ergänzt Birgit Ratz vom Bonner Caritasverband, die das Projekt mit ins Leben gerufen hat.

In Zukunft möchten die Beteiligten das Projekt auch gerne in Zusammenarbeit mit weiterführenden Schulen fortsetzen und ausweiten. "Ich kann mir gut vorstellen, dass wir im Rahmen von Projektwochen oder ähnlichen Veranstaltungen den Schülern den tänzerischen und den informativen Part zum Thema Demenz näherbringen. Ein gemeinsamer Tanznachmittag könnte der Höhepunkt sein." Schulen, die Interesse hätten, könnten sich schon jetzt an das Tanzhaus wenden. Das Projekt "Wir tanzen wieder" solle in jedem Fall weitergeführt werden. Mit dem festlichen Abschlussball am Donnerstag, 17. Dezember, ist also noch lange nicht Schluss.

0 Der nächste Tanznachmittag findet, weil im Juli Pause ist, am Donnerstag, 20. August, von 14.30 bis 16 Uhr, im Tanzhaus Bonn, Gartenstraße 102, statt, und dann wieder jeden dritten Donnerstag im Monat. Der Eintritt beträgt fünf Euro, Begleitungen und Personen mit Bonn-Ausweis sind frei. Jeder ist herzlich eingeladen teilzunehmen. Jugendliche, die sich an dem Projekt beteiligen wollen, können sich an das Tanzhaus wenden.

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