Gespräch am Wochenende mit Carlo Benny Reis Jugendmobil Speedy 2.0 bald barrierefrei

Beuel · Seit 17 Jahren kurvt Speedy, das Jugendmobil des Kleiner Muck e. V. mit Sitz in Beuel, zu drei Standorten im Bonner Stadtgebiet, um Kindern und Jugendlichen ein zusätzliches Freizeitangebot zu unterbreiten. Fünf Jahre mit an Bord: Einrichtungsleiter Carlos Benny Reis. Mit ihm sprach Philipp Königs auch über die neue Rollstuhlrampe, die den Bus bald barrierefrei zugänglich machen wird.

 Vor dem rollenden Jugendzentrum: Kulturpädagoge und Skateboard-Fan Carlos Benny Reis vor dem Jugendmobil des Vereins Kleiner Muck.

Vor dem rollenden Jugendzentrum: Kulturpädagoge und Skateboard-Fan Carlos Benny Reis vor dem Jugendmobil des Vereins Kleiner Muck.

Foto: Friese

Herr Reis, wieso heißt das Jugendmobil des Kleinen Muck eigentlich Speedy?
Carlos Benny Reis: Unser erster Bus fuhr maximal 78 Stundenkilometer schnell. Insofern ist der Name mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Bei unserer täglichen Arbeit kommt es jedoch weniger auf die Geschwindigkeit als auf die Mobilität an. Dadurch sind wir in der Lage, unser Angebot flexibel im gesamten Stadtgebiet anbieten zu können.

Wir sitzen also gar nicht im ursprünglichen Speedy, sondern in einem Nachfolger?
Reis: So ist es. Erst im vergangenen Jahr haben wir diesen neuen Bus „Speedy 2.0“ eingeweiht, weil der Vorgänger technisch in die Jahre gekommen war. Es ist auch kein neues Fahrzeug, sondern ein ausrangierter Linienbus der Bonner Stadtwerke, der bereits 800 000 Kilometer auf dem Buckel hat. Wir haben ihn unseren Bedürfnissen entsprechend umgebaut.

Wie sehen diese Bedürfnisse denn aus?
Reis: Die Jugendlichen brauchen in erster Linie einen Platz, an dem sie unter sich sein können. Das neue Mobil ist einladend und gemütlich gestaltet. Im Angebot haben wir diverse Gesellschaftsspiele, vieles aus dem Funsportbereich wie beispielsweise Skateboards zum Verleih, aber auch einen PC mit Internet und eine Spielekonsole: Was man halt so braucht, um eine Freizeiteinrichtung zu betreiben, in der sich Jugendliche wohlfühlen.

Es gibt viele Jugendzentren in Bonn: Wozu ein solches Mobil?
Reis: Gerade um die Jugendlichen zu erreichen, die solche Häuser bisher eben noch nicht besuchen. Klar kommen einige, die auch in andere Jugendzentren gehen. Aber das sind längst nicht alle. Wir stehen fünf Mal die Woche in Bad Godesberg, Friesdorf und Geislar: Also gerade an solchen Stellen, wo Jugendzentren eher rar gesät sind. Ein weiterer Vorteil des Mobils ist aus meiner Sicht, dass wir dort agieren können, wo sich Jugendliche ihrer Wahl nach aufhalten. Man spricht hier von aufsuchender Jugendarbeit, die sich am jeweiligen Sozialraum orientiert.

Was die Erreichbarkeit betrifft, werden Sie sich künftig weiter verbessern, eine Rollstuhlrampe ist geplant.
Reis: In der Tat, die Aktion Mensch stellt uns 5000 Euro zur Verfügung für diese neue Rampe. Das ist wirklich eine tolle Sache, weil uns regelmäßig auch Jugendliche besuchen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind und bisher nur äußerst schwierig an unserem Angebot teilhaben können. Wir haben beispielsweise schon bei Regen mit einem Jungen die gesamte Einsatzzeit über draußen gestanden und ihn mit Sonnenmarkise und Schirm geschützt. Bei einem DVD-Abend im Bus mussten wir einen anderen Rollstuhlfahrer an einer bestimmten Haltestelle einladen, damit er an diesem Abend teilnehmen konnte. Die Barrierefreiheit hilft uns da erheblich.

Sie sagen, Speedy ist eine Freizeiteinrichtung. Wie muss man sich die Arbeit des Kleinen Muck vorstellen?
Reis: Die Arbeit besteht vor allem darin, Beziehungen zu den Jugendlichen aufzubauen. Über das Spiel oder über Gespräche. Wenn erst einmal Vertrauen da ist, kann man auch über Probleme sprechen, wenn es welche geben sollte. Dabei kommt es auf das richtige Feingefühl an, ein gewisses Gespür für Nähe und Distanz, das sich nur schwer beschreiben lässt. Wir sind aber keine therapeutische Einrichtung. Die Jungs und Mädchen sollen hier einen Freiraum finden. Wenn sie etwas belastet, können sie darüber sprechen, aber alles immer auf einer freiwilligen Basis. Das ist uns ganz wichtig. Darüber hinaus verstehen wir unser Jugendmobil als Bildungseinrichtung, in der vor allem im sozialen Bereich gelernt wird.

Kommen auch Flüchtlinge zum Speedy-Mobil?
Reis: Sicher. Diesen Teil der Arbeit halte ich gerade mit Blick auf die kommenden Jahre für ganz spannend. Es ist ja nicht ganz einfach, weil viele unsere Sprache noch nicht verstehen. Da bieten sich gemeinsame Ballsportarten an, um den ersten Kontakt herzustellen. Ziel muss es sein, eine barrierefreie Kommunikation hinzubekommen.

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