Theaterprojekt von Bonner Jugendlichen Jugendliche bei Premiere von "Alice" in Beuel bejubelt

Beuel · Mit einer gelungenen Premiere endet das Open Stage Door-Projekt des Jungen Theaters Bonn. Die Zuschauer sind begeistert, und auch die Teilnehmer ziehen eine positive Bilanz: Die Arbeit, so sagen sie, habe sie selbstbewusster gemacht.

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Foto: Stefan Hermes

So erfolgreich und bejubelt die Premiere von „Alice“ am späten Sonntagnachmittag im Jungen Theater Bonn (JTB) auch war, eine weitere Aufführung des von 40 Kindern und Jugendlichen erarbeiteten Theaterstücks wird es nicht geben. Mit der Premiere endete das von der Aktion Mensch mit 170 000 Euro geförderte dreijährige Open Stage Door-Projekt (OSD) des JTB mit Kindern und Jugendlichen aus den Jugendzentren „Flax“ in Beuel, „Uns Huus“ in der Nordstadt, aus dem Brüser Berg und aus der Nordstraße in Castell.

Positive Entwicklung

Seit 2014 entstanden drei, in ihrem Anspruch sehr unterschiedliche Theaterstücke. Mit dem ersten Projekt, „Stimmt doch gar nicht“, waren die Theaterpädagogin und künstlerische Leiterin Evi Mürlebach und ihre für die Organisation zuständige Assistentin Lisa Künkel noch sehr nah an der Lebenswelt der Kinder. Bei „Verfluchte Piraten“ standen die Auseinandersetzung mit den Themen Mut und Abenteuer und die Suche nach dem Glück im Fokus. Die Beteiligten beschäftigten sich mit der Frage nach dem, was eigentlich ihr „innerer Schatz“ sein könnte.

Begleitend zu der Projektarbeit wurden über alle Jahre gemeinsam Feriencamps veranstaltet und Theateraufführungen besucht und besprochen. Mit der Arbeit an „Alice“, bestätigte Künkel, wurde für die Pädagogen und Mitarbeiter deutlich, wie positiv sich die Jugendlichen entwickelt hatten. Nun konnten sich die Rollen weiter von ihren Lebenswirklichkeiten entfernen und freier gestaltet werden. Texte und Szenen entstanden aus freien Improvisationen der Teilnehmer.

Bei manch einem „stillen Kind“ wurden nun Talente sichtbar, die zu allererst die Betroffenen selber positiv überraschten. „Ich kann jetzt frei vor meiner Klasse sprechen“, oder „ich habe besser Deutsch gelernt“, sind Antworten, die auf die Frage, was das Theaterprojekt bewirkt habe, mehrfach gegeben wurden. Am Anfang wollten alle gerne Alice sein.

Schauspieler als Berufswunsch

Einige Jugendliche sprechen davon, dass sie die Theaterarbeit selbstbewusster gemacht hat. Sie sagen, dass man alles schaffen kann, wenn man es nur will. Es ist anzunehmen, dass über das OSD-Projekt Prozesse bei den Kindern und Jugendlichen in Gang gesetzt wurden, die auch nach dem Fallen des letzten Vorhangs nicht zu Ende sein werden und eine Fortsetzung im „wahren Leben“ finden. So lässt sich bei „Alice“ von einer „nachhaltigen Produktion“ sprechen.

Trotz der erfolgreich verfolgten sozialpädagogischen Ziele, konnte das Premierenpublikum mit „Alice“ auch eine großartige und farbenprächtige Theateraufführung erleben, die auch auf dem Spielplan des JTB eine realistische Chance gehabt hätte, noch einige Male für ein ausverkauftes Haus an der Hermannstraße zu sorgen. Doch mit dem Gelingen von „Alice“ haben die mehr als 40 Kinder und Jugendlichen ihr Ziel erreicht. Einige von ihnen wollen Schauspieler werden. Vielleicht werden sie eines Tages auf die Bühne des JTB zurückkehren.

Auf der Grundlage des Klassikers „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll haben die Kinder und Jugendlichen das Stück ihren Vorstellungen angepasst, umgeschrieben und ergänzt. Viele Rollen wurden mehrfach besetzt, da sie unterschiedliche Zeitebenen eingebaut haben und die Geschichte von „Alice und dem Hutmacher“ auch in Rückblenden erzählen.

Woche für Woche besuchte Projektleiterin Evi Mürlebach die vier beteiligten Jugendzentren, um vor Ort mit den Jugendlichen zu arbeiten. Nicht nur die intensive Beschäftigung mit Text, Choreografie und Schauspiel verlangte von den Beteiligten, die teilweise noch nie mit Theater oder Kunst in Berührung gekommen waren, neben einer hohen sozialen Kompetenz auch Verlässlichkeit und Durchhaltevermögen.

Ein echtes Team

Dass letztendlich fast alle Kinder und Jugendlichen, die von Anfang an dabei waren, nun die Premiere auf der JTB-Bühne feiern konnten, darf man im Vergleich zu vielen Projekten, die in eher bildungsfernen Milieus häufig scheitern, als ein großes Kompliment an die beteiligten Schauspielerinnen und Schauspieler, sowie an das Team verstehen, das neben Mürlebach und Künkel aus den Theaterpädagogen Patricia Lempke und Marcel Höfs, sowie der Regieassistentin Barbara Buterus und den Leitern der Jugendzentren bestand. Der Applaus gebührt ihnen allen.

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