Eröffnung von Pützchens Markt Jürgen Nimptsch verabschiedet sich von den Bonnern

BEUEL · Es war die erwartete One-Man-Show: Die Abschiedsvorstellung von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch ließ am Freitag die Eröffnung des 648. Pützchens Markts geradezu zur Nebensache werden. Um es vorweg zu nehmen: Der Auftritt des OB war sehens- und hörenswert. Mehr als 20 Minuten dauerte sein Medley. Aber zu keiner Zeit wurde es dem Publikum langweilig. Mal mit kräftiger Stimme, mal mit leisen Tönen sang er im Bayernzelt.

 Der OB in seiner Paraderolle: Jürgen Nimptsch verabschiedet sich im Bayernzelt mit einem 20-minütigen Lied.

Der OB in seiner Paraderolle: Jürgen Nimptsch verabschiedet sich im Bayernzelt mit einem 20-minütigen Lied.

Foto: Max Malsch

Die 2500 Gäste hingen ihm an den Lippen. Sein Text war eine Mischung aus Leistungsbilanz, Liebeslied und Lobeshymne. Nimptsch zählte die Erfolge der Stadt Bonn in seiner Amtszeit von 2009 bis 2015 auf, die Niederlagen und Misserfolge blendete er großzügig aus. Geschickt arrangiert waren Sprechgesang und Musik. Dafür hatte sich der OB auch professionelle Hilfe aus der Domstadt organisiert. Publikumswirksame Ohrwürmer wechselte Nimptsch immer wieder mit seinen eigenen Sessionsliedern ab. Gäbe man dem ehemaligen Lehrer für seinen Auftritt eine Schulnote, müsste man für Bühnenpräsenz, Stimme und Showtalent eine Zwei plus zugestehen.

In der ersten Reihe saßen die drei aussichtsreichsten Kandidaten für seine Nachfolge: Ashok-Alexander Sridharan (CDU), Peter Ruhenstroth-Bauer (SPD) und Tom Schmidt (Die Grünen). Nahezu regungslos hörten die OB-Kandidaten zu und dachten sich wohl ihren Teil. Wahrscheinlich überlegte jeder, wie er sich wohl im nächsten Jahr dort oben auf der Bühne verkaufen würde.

Zum letzten großen Bühnenauftritt vor der OB-Wahl am Sonntag waren nahezu alle gekommen, die in der Region Rang und Namen haben. Kleine Kostprobe: Regierungspräsidentin Gisela Walsken, Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster, Europaabgeordneter Axel Voss und Bundestagsabgeordneter Sebastian Hartmann und viele mehr. Als der OB sein zwölftes und letztes Lied - die kölsche Hymne "Unsere Stammbaum" von den Bläck Fööss - gesungen hatte, erhoben sich 2500 Gäste von den Bierbänken. Applaus und Jubel brandete auf. Jürgen Nimptsch zeigte sich ergriffen. Er winkte ins Publikum, rief ein letztes Mal "Tschüss" und setzte sich neben Ehefrau Hanne Hufschmidt. Das war es: Die Ära Jürgen Nimptsch ist fast beendet. Er hat sich von seinen Bonnern so verabschiedet, wie ihn die Mehrheit seiner Bonner am liebsten sah: Als redegewandten Repräsentanten der Bundesstadt, als stimmgewaltigen Sänger auf den Volksbühnen des Brauchtums.

Dann stand Pützchens Markt im Mittelpunkt: Bonns "Blasehase" Bruce Kapusta war die richtige Wahl für diese emotionale Festzeltstimmung. Mit Trompete und Gesang heizte er dem Publikum ein. Die Zugabe-Rufe wollten nicht enden, aber Festzelt-Moderatorin Ina Harder erinnerte freundlich an das Festbierfass, das immer noch unangeschlagen in der Ecke stand. Zwei kräftige Hiebe mit dem Hammer und OB Nimptsch drehte um 16.35 Uhr den Zapfhahn auf. Zum Abschied spendete das scheidende Stadtoberhaupt ein zweites Bierfass für die Bürger. Von nun an drehen sich die Karussells bis Dienstag, 15. September. Die Kirmes endet mit dem Höhenfeuerwerk ab 22 Uhr.

Vor der offiziellen Jahrmarkteröffnung fand zum fünften Mal der historische Festumzug statt. Mehr als 600 Teilnehmer, 200 Helfer und mehr als 60 Oldtimer-Zugmaschinen begeisterten die Menschen in den Budengassen. Günter Dederichs, Vorsitzender des ausrichtenden Freundeskreises Pützchens Markt, war von der Anzahl der Menschen am Zugwegrand ebenso begeistert wie Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbunds. "Pützchens Markt ist und bleibt eine deutsche Vorzeigekirmes. Dieses Brauchtum verbindet die Pützchener Bürger und die Schaustellerfamilien seit Generationen", so Ritter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort