35. Bonner Go-Tunier in Vilich Jonas Welticke aus Bonn gewinnt

VILICH · Konzentriert saßen die Spieler an den Tischen und über die Bretter gebeugt, die sie immer weiter mit weißen und schwarzen Steinchen füllten. Alt gegen Jung, die Gegner nahmen sich allesamt ernst, denn beim Go gewinnt nicht unbedingt der mit der längsten Spielerfahrung: Wer die besten Züge macht, der dominiert am Ende das Brett.

 Konzentration ist gefragt beim Go-Turnier in Vilich.

Konzentration ist gefragt beim Go-Turnier in Vilich.

Foto: Max Malsch

Das war am Wochenende Jonas Welticke. Der 18-jährige Bonner setzte sich beim 35. Bonner Turnier im evangelischen Gemeindehaus in Vilich gegen 111 Mitspieler aus ganz Deutschland sowie aus den Niederlanden, Benelux und Ungarn durch. "Ich trainiere und spiele ziemlich viel", sagte Jonas.

"Das macht mir unglaublich viel Spaß." Seine Gegner müssen sich in der Regel auf ein Angriffsspiel einstellen. "Ich kann gut vorausdenken, deshalb spiele ich recht aggressiv." Vorausschauend spielen, das ist laut Veranstalter Jens Vygen gemeint, wenn der Go-Kenner vom "Ausrechnen" spricht.

Daneben sei das "Gefühl für schöne Formen" wichtig: Man muss ein Auge dafür haben, auf dem Brett möglichst große Bereiche abzustecken. "Das kann ein sehr friedliches Spiel sein, in dem beide Spieler die Räume aufteilen und am Ende manchmal ein Punkt über den Sieg entscheidet", so Vygen. Oder man spiele auf Angriff, kessele den Gegner ein und nehme ihm Räume.

Eine bevorzugte Spielart hat Tabea noch nicht. "Es kommt drauf an, wie mein Gegner spielt." Die Zehnjährige, die mit einer Schülergruppe aus Lengerwehe bei Düren gekommen war, spielt seit drei Jahren regelmäßig in einer Schul-AG und bei Turnieren im Internet. "Ich finde es toll, dass man nachdenken muss und dass es schwierige Dinge gibt, die man verstehen muss."

Und sie schätze auch die Herausforderung, gegen starke Gegner anzutreten. Go, das chinesische Strategie-Brettspiel, hat in Deutschland seit den 70er Jahren eine wachsende Fangemeinde, ist aber doch ein Nischensport mit Hochburgen in Hamburg, Berlin und Bonn. Ganz anders in Japan und China: Da habe Go den Status, den hier der Fußball hat.

"In Japan gibt es drei Pay-TV-Sender, die 24 Stunden lang nur Go übertragen", sagt Sieger Jonas. Und es gebe eigene Zeitschriften zu diesem Sport. Er selbst hat es im vergangenen Jahr erlebt: Er war für drei Monate in Japan - als "Insei", ein Profi-Schüler. Der aktuelle Deutsche Meister Lukas Krämer war am Wochenende nicht dabei: Auch er ist derzeit als Insei in China. Das zeige auch, wie gut die Bonner Go-Landschaft ist, sagte Vygen.

Info

Die hiesige Go-Gemeinschaft umfasst etwa 100 Spieler. Man trifft sich donnerstags ab 18 Uhr im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Königstraße 88. Neulinge sind willkommen. Infos auf www.dgob.de/lv-nrw/bonn.

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