Beueler Weiberfastnachtszug Joachim Mertens' letzte Fahrt als Zugleiter

Beuel · Joachim Mertens ist seit 34 Jahren für den reibungslosen Ablauf des Weiberfastnachtszuges zuständig. An Weiberfastnacht wird er 65 Jahre alt und wird zum letzten Mal den Zug leiten.

 Joachim Mertens leitet seit 34 Jahren den Beueler Weiberfastnachtszug, am Donnerstag zum letzten Mal.

Joachim Mertens leitet seit 34 Jahren den Beueler Weiberfastnachtszug, am Donnerstag zum letzten Mal.

Foto: Benjamin Westhoff

Um das Wetter muss sich Joachim Mertens wahrscheinlich keine Sorgen machen. Teils bewölkt mit Höchsttemperaturen um die 17 Grad verspricht die Vorhersage für kommenden Donnerstag. „Damit kann ich gut leben“, kommentiert der 64-Jährige die Aussichten. „Hauptsache wir haben weder Sturm noch Schnee oder Regen.“

Außer dem Wetter hat Joachim Mertens, 1954 in Beuel geboren, auch diesmal wieder alles im Griff und überlässt nichts dem Zufall. „Die Organisation steht, jeder weiß was er zu tun hat“, sagt er. Seit 34 Jahren ist der städtische Angestellte, der bei der Bonner Feuerwehr eingesetzt ist, für den reibungslosen Ablauf des Weiberfastnachtszuges zuständig. Kommende Woche wird er allerdings zum letzten Mal als Zugleiter den bunten Umzug durch Beuel anführen: Denn nach dieser Session ist endgültig Schluss. „Das ist der letzte Karnevalszug unter meiner Regie“, erklärt er.

In diesem Jahr ist Weiberfastnacht für ihn sowieso ein ganz besonderer Tag. „Ich werde am 28. Februar 65 Jahre alt. Da muss man langsam kürzer treten und den Weg für andere frei machen“, lacht er. Bis Ende Oktober ist er noch im Dienst, dann verabschiedet er sich auch bei der Feuerwehr und geht in den wohlverdienten Ruhestand.

Bis dahin muss allerdings noch einiges geregelt werden. „Heute ist vieles anders als vor Jahrzehnten“, erinnert er sich. Sicherheitskonzepte, Gesetzesänderungen, strenge Gefahren- sowie Sicherheitsauflagen müssen genau eingehalten werden. „Dafür gehen Zeit und Nerven drauf“, ergänzt er. Zeit, die für die eigentliche Planung des Zuges verloren geht. Deshalb hat er in der Vergangenheit direkt nach Aschermittwoch mit den Vorbereitungen fürs nächste Jahr begonnen. „Ohne die Unterstützung der Hilfsorganisationen MHD, DRK, Johanniter, der Feuerwehr und des THW ist die Durchführung eines solchen Großereignisses überhaupt nicht möglich.“

Doch nicht immer lief alles reibungslos ab. So wurde der Zug 1992 wegen des Irakkrieges abgesagt. „Die größte Herausforderung für mich waren die Jahre, als der Rathausplatz wegen der Sanierung nicht zur Verfügung stand und wir ans Rheinufer ausweichen mussten.“ 2013 drohte alles im Hochwasser unterzugehen. „Kurzerhand haben wir entschieden, alles auf den Platz am Krankenhaus zu verlegen. Das haben wir nur deshalb gemeistert, weil alle mit angepackt haben.“ 1994 „exportierten“ die Beueler Jecken erstmals ihren Zug nach Mirecourt. Rund 500 Beueler waren in die Partnerstadt gefahren, auf zwei Lastwagen hatten sie Kamelle, Kanonen und Prunkwagen geladen. Mertens war auch dort für die Durchführung des Zuges zuständig.

„Bisher hat immer alles reibungslos funktioniert, und ich erinnere mich an viele schöne Begebenheiten. Etwas Besonderes war auch Weiberfastnacht 2014. Da ging die Feier gleich nach dem Zug weiter, denn am Karnevalsfreitag bin ich 60 Jahre alt geworden.“ Diesmal fällt sein Geburtstag sogar auf Weiberfastnacht. Darauf anstoßen wird Mertens wahrscheinlich aber erst am Nachmittag. „Erst wenn ich von den Hilfskräften weiß, dass alles gut gelaufen ist und es keine gravierenden Probleme gab, werde ich feiern“, plant er. Spätestens dann wird die Anspannung der letzten Tage deutlich weniger. Den Abend wird er dann mit Frau und den drei Kindern verbringen. Und diesmal ist Aschermittwoch wirklich alles vorbei, um den Zug 2020 wird sich ein anderer kümmern müssen. Wer das ist weiß Mertens zwar nicht. „Aber ich stehe meinem Nachfolger natürlich jederzeit mit Rat und Tat zur Seite“, verspricht er.

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