Beuel-Roleber Investor will Landwirtschaftskammer teilweise abreißen

Roleber · Für den Investor ist der Umbau der ehemaligen Landwirtschaftskammer in Wohnungen unwirtschaftlich. Er will das ehemalige Bürogebäude in Beuel-Roleber abreißen.

Nach mehrjährigem Stillstand kommt jetzt offensichtlich Bewegung in die umstrittene Bebauung des Geländes der ehemaligen Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Roleber. Grundstückseigentümer und Investor des Kammergeländes an der Siebengebirgsstraße, die Sahle Wohnen GmbH & Co. KG in Greven, hat der Stadt Bonn jetzt schriftlich mitgeteilt, dass sie die ehemalige Hauptverwaltung der Landwirtschaftskammer abreißen will (Schreiben liegt dem GA vor).

Nach intensiven Untersuchungen und der Aufstellung einer Wirtschaftlichkeitsberechnung ist die Firma Sahle zu der Überzeugung gelangt, „dass sich durch Umbau innerhalb des Bürogebäudekomplexes keine funktionalen Wohnungen errichten lassen“. Obwohl das Gebäude architektonisch ansprechend und in der Bausub-stanz nicht schadhaft sei, „sehen wir einen Abriss für unabdingbar an.“ Dieses Vorgehen ermöglicht nach Ansicht des Investors den erforderlichen Freiraum für eine gute städtebauliche Konfiguration. Außerdem will Sahle den sogenannten „Kragen“ - die Flächen zwischen dem Kammergrundstück (Baufeld 1) und dem Reitgestüt Gut Ettenhausen - gleichzeitig beplanen und bebauen.

Diese Nachricht aus Greven sickerte sofort durch und rief die Politik auf den Plan. Der für Holzlar direkt gewählte Stadtverordnete, Georg Fenninger (CDU), kann sich mit dem Paradigmenwechsel anfreunden, zumal die Ratskoalition in der März-Sitzung des Planungsausschuss ebenfalls einen Vorstoß zur Änderung der Vorgehensweise in Roleber unternommen hatte.

Städtebaulicher Wettbewerb

Zur Erinnerung: Nachdem der Bürgerausschuss auf seine von ihm ursprünglich geforderte vorgezogene Bürgerbeteiligung verzichtet hatte, beantragte die Koalition auf Initiative Fenningers ein vorhabenbezogenes Bebauungsplanverfahren ausschließlich für das Baufeld 1. Die Baufelder 2 und 3 sollen vorerst wegen der Bürgerproteste zurückgestellt werden. Dieses Vorgehen wurde im Planungsausschuss beschlossen.

Die Mehrheitskoaltion bestehend aus CDU, SPD und FDP hat jetzt ebenfalls direkt reagiert und einen Antrag zur nächsten Sitzung der Bezirksvertretung Beuel am Mittwoch, 15. Mai, gestellt. Darin fordern die drei Fraktionen, dass der Investor für das Baufeld 1 (Kammergebäude) einen städtebaulichen Wettbewerb durchführen soll, der dann Grundlage für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan werden soll. Für die Baufelder 2 (Eigentümer Landwirtschaftskammer) und 3 (Eigentümer Stadt Bonn) soll die Verwaltung in eigener Regie eine Bürgerwerkstatt durchführen, um eine ergänzende Wohnbebauung zu diskutieren. Die drei Fraktionen regen an, dass auf dem Baufeld 1 eine maximal dreigeschossige Bebauung zugelassen werden soll, die als Übergänge zu der bestehenden Wohnbebauung auf bis zu einem Geschoss reduziert werden soll.

„Wir erhoffen uns, dass durch den städtebaulichen Wettbewerb eine architektonisch anspruchsvolle Siedlung entsteht. 50 Prozent der Wohnungen sollen im ersten und zweiten Förderweg errichtet werden, damit eine breite Sozialstruktur in Roleber entsteht“, erklärte Fenninger dem GA. Der CDU-Ratsherr hat in einem Gespräch mit Sahle erfahren, dass der Investor bereit ist, auf seinem Gelände auf seine Kosten die seit Jahren geforderte Buswendeschleife und einen Nahversorger zu bauen. Erste Gespräche mit der Edeka-Handelsgesellschaft sind bereits geführt worden. Laut Sahle hat Edeka Interesse bekundet.

„Die derzeit im Bau befindliche Grundschule om Berg ist von den Kapazitäten her bereits auf das Neubaugebiet ausgerichtet. Ein neuer Kindergarten ist nicht erforderlich, weil ein Teil des alten Grundschulgebäudes für eine Kindergartennutzung umfunktioniert werden soll“, sagte Fenninger dem GA. Dafür stünden Planungskosten in Höhe von 190 000 Euro im SGB-Haushalt zur Verfügung. Fenninger rechnet damit, dass auf der fast zehn Hektar großen Fläche (Baufeld 1 plus Kragen) zwischen 250 und 300 Wohneinheiten untergebracht werden können. „Wenn Politik, Verwaltung und Investor sich jetzt zügig an die Arbeit begeben, könnte der Baubeginn im Laufe des Jahres 2021 stattfinden“, so der Stadtverordnete.

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