Ehepaar aus Vilich Ilona und Rolf Busch bewirtschaften ein Weingut im Piemont

VILICH · Wenn einer seinen Koffer packt und sich auf den Weg macht, dann wünscht man ihm "Schöne Ferien" und liegt damit meistens richtig. Es sei denn, der Betreffende geht auf Dienstreise. Oder er heißt Busch.

 Rolf und Ilona Busch lassen sich im Innenhof ihres Hauses in Vilich ein Glas Wein aus eigenem Anbau schmecken.

Rolf und Ilona Busch lassen sich im Innenhof ihres Hauses in Vilich ein Glas Wein aus eigenem Anbau schmecken.

Foto: Max Malsch

Das Beueler Ehepaar verteilt seine Zeit und seine Gunst auf zwei Wohnsitze: Im Winter und immer wieder zwischendrin leben Ilona und Rolf Busch in ihrem Fachwerkhaus in Vilich. Den anderen Teil ihrer Zeit widmen sie seit dem Beginn ihres Ruhestands ihrem Weingut im Piemont.

Wenn Rolf Busch - natürlich bei einem Gläschen aus eigener Produktion - davon erzählt, wie alles so gekommen ist, dann geht der frühere Beamte im Landwirtschaftsministerium mit dem Alltag mancher Pensionäre ganz schön hart ins Gericht: "Der Standardbeamte kauft sich einen Dackel und geht mit ihm Tag für Tag zum Kiosk, um die Zeitung zu kaufen." Augenzwinkernd lässt der Landwirt und Jurist aus dem Geburtsjahrgang 1937 wissen, dass er sich dafür bei seinem Ausscheiden noch "viel zu fit" fühlte.

Dazu kam die gemeinsame Liebe des Paares zu Italien, in dessen Hauptstadt Rom die beiden bereits während ihres Berufslebens gelebt hatten, und die Liebe zum Wein. Und da hielten es die Buschs mit einem flotten Spruch des Weinexperten Hugh Johnson: "Wenn dir ein Wein gefällt, dann kauf den Weinberg."

Die Buschs machten diese Forderung wahr. Sie mögen die Weine des Piemonts und seit 2002 produzieren sie in Rocchetta Palafea ihren eigenen Moscato, Brachetto und Barbera. "Der erste Wein war schlichtweg eine Katastrophe", erinnert sich Busch, der sich damals gemeinsam mit seiner Frau entschieden hatte, sein Familienerbe in das Gehöft im Alto Monferrato zu investieren, wo an klaren Tagen der Blick bis zu Monte Rosa und Matterhorn reicht.

Die Anfangsenttäuschung belegte, dass selbst diejenigen, die wie Busch süffisant sagt, "schon seit Jahrzehnten saufen", eben selbst noch keine Winzer sind. Das Fazit: Es gab (und gibt) viel zu tun auf dem Gehöft, das die Buschs nur komplett übernehmen konnten, mit Reben, Haselnusshain, Nebenhaus, Tieren und Mobiliar.

Für Rolf und Ilona Busch folgte in "ihrem dritten Lebensabschnitt" eine umfassende Lehrzeit. Während Ilona Busch, Jahrgang 1943, Kostüme und Pumps aus ihrem vorherigen Leben als Journalistin weitgehend einmottete, haderte ihr Mann nicht zu lange mit dem ersten Wein. "Wir lernten, auf andere Menschen zu hören, toleranter zu sein, und im Weinberg ein bisschen Demut", sagt er.

"Auf einmal waren wir beide Chef - und mussten uns in dieser Rolle neu kennen lernen", sagt seine Frau. Da sei es darum gegangen, die Arbeitsweise des anderen zu akzeptieren, Ordnung zu halten, aber im rechten Augenblick auch mal Fünf gerade sein zu lassen. "Was unserer Ehe gut bekommt", findet Rolf Busch.

Am Herzen liegen den Buschs die guten Ratschläge ihrer Nachbarn, die Wünsche ihrer Kunden, die fachliche Unterstützung eines Önologen - und vor allem auch die Natur, die sie umgibt. Eichelhäher, Buntspecht, Bienenfresser - Rolf Busch gerät ins Schwärmen, wenn er vom Tierleben auf dem Weingut erzählt.

"Wir leben quasi in einem Park", sagt Busch. Im Nebengebäude ist beinahe unfreiwillig ein Gästehaus entstanden, das sich inzwischen als Segen entpuppt. Dort quartieren sich gerne mal Freunde aus Deutschland ein, erkunden auf eigene Faust die Gegend und entkorken am Abend in geselliger Runde mit den Buschs die eine oder andere der insgesamt rund 8000 Flaschen, die jährlich auf dem 3,6 Hektar großen Gut gefüllt werden.

Klar, dass da die Fachsimpelei nicht ausbleibt. Der Moscato zum Beispiel geht als Wein aus einer Aromatraube gut zur asiatischen Küche. Und dennoch, mit seinem Geschmack nach Rose und Pfeffer ist er nicht jedermanns Sache. "Er spaltet den Freundeskreis", sagt Ilona Busch lachend. Doch die Freunde finden spätestens über dem Barbera wieder zusammen. Neben den alten Freunden aus Deutschland sind es durch den Wein aber auch viele neue Gesichter, die sich in den Tischrunden bei den Buschs wiederfinden.

Ganz gleich, ob in Rocchetta Palafea oder in Vilich. "Da ist ein richtiges Netzwerk entstanden", freut sich Ilona Busch. Und so kommt es, dass die italienischen Nachbarn den Buschs "Belle Vacanze" wünschen, wenn diese in Rocchetta Palafea vom Hof rollen. Dabei will das Haus in Vilich dann erstmal auf Vordermann gebracht werden.

Umgekehrt sparen die deutschen Freunde nicht mit guten Wünschen, wenn's ins Piemont geht. Dabei wartet im Weinberg und im Keller jede Menge Arbeit. Aber Hand aufs Herz: Das haben die Buschs so gewollt.

Informationen zum Weingut Busch unter www.vino-busch.de

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