Interview mit Pfarrer Joachim Gayko "Ich will ein Leute-Priester sein"

BEUEL · In der neuen Wohnung sind die Handwerker noch fleißig, die Umzugskartons sind noch nicht komplett ausgepackt, aber Pfarrer Joachim Gayko steckt schon mitten drin in seinem Amt als Seelsorger. Mit dem neuen Pfarrvikar im Seelsorgebereich Bonn - zwischen Rhein und Ennert sprach Anke Vehmeier über Amt, Aufgaben und das Ankommen.

 Weil er sich mehr um die Menschen kümmern will, hat sich Joachim Gayko bewusst für das Amt des Pfarrvikars entschieden.

Weil er sich mehr um die Menschen kümmern will, hat sich Joachim Gayko bewusst für das Amt des Pfarrvikars entschieden.

Foto: Max Malsch

Warum sind sie Pfarrvikar?
Pfarrer Joachim Gayko: Ich bin examinierter Pfarrer, habe mich aber nicht für das Amt des leitenden Pfarrers entschieden, sondern ganz bewusst für das des Pfarrvikars. Denn es gibt mir mehr Spielraum für die Seelsorge und bedeutet weniger Einsatz im administrativen Bereich. Ich möchte mich mehr um die Menschen kümmern, will ein Leute-Priester sein.

Wann haben Sie entschieden, Pfarrer zu werden?
Gayko: Ich komme aus einem religiösen Elternhaus. Das Gebet gehörte immer zum Alltag, der Besuch des Gottesdienstes war eine Selbstverständlichkeit. Und ich hatte immer eine gute Beziehung zu Gott und Jesus Christus. Ich hatte nie Zweifel, dass es einen Gott gibt. Trotzdem habe ich mich erst mit 22 Jahren entschieden, Pfarrer zu werden. Zuvor habe ich mein Diplom an der Katholischen Fachhochschule in Köln im Studienfach Sozialarbeit gemacht und war als Sozialarbeiter tätig. Ich war in der katholischen Studentengemeinde in Köln sehr aktiv und habe durch den Studentenpfarrer die Kirche von ihrer fröhlich machenden Seite kennengelernt und wollte dann selber Priester werden.

Und dann?
Gayko: Es folgte das Theologiestudium. Das war eine harte Zeit für mich. Ich musste alle drei Altsprachen nachholen. Hatte aber sehr gute Kontakte zu den Spiritualen im Bonner Collegium Albertinum, aus dem ich ausgebüxt war, weil es mir dort zu eng war. Die Spirituale Wolfgang Kraft und Volker Weyres waren sehr gute geistliche Begleiter und haben mich immer bestärkt, dass ich für den Beruf des Priesters geeignet sei.

Welche Aufgaben haben Sie nun?
Gayko: Ich bin für den Bereich Oberkassel, Limperich, Küdinghoven und Ramersdorf zuständig. Ich bereite die Erstkommunion mit den Katechetinnen vor, mache Taufen und Beerdigungen, Predigtdienst und Schulgottesdienste. Und natürlich die Caritasarbeit, für die ich ja eine spezielle berufliche Qualifikation als Sozialarbeiter habe. Ich möchte die Welt entdecken und auch hinter die Kulissen blicken. Denn auch hier in unserem Seelsorgebereich gibt es Armut, psychische Erkrankungen, Suchtprobleme.

Wie wurden Sie aufgenommen?
Gayko: Ich bin sehr gut aufgenommen worden. Mein Einführungsgottesdienst war am 8. September in St. Cäcilia in Oberkassel. Dort wurde ich von der Gemeinde freundlich begrüßt. Auch wenn im Moment alles in einem rasanten Tempo geht, fühle ich mich sehr wohl. Die Gemeinde hat unter den ständigen Wechseln gelitten, ich möchte mithelfen, dass jetzt Ruhe und Kontinuität einkehren.

Was halten Sie vom neuen Papst?
Gayko: Er ist ein Glücksfall. Gerade mir als Sozialarbeiter spricht er aus der Seele. Ich bewundere seine Menschenfreundlichkeit, seine Bescheidenheit, seine Option für die Armen.

Was würden Sie tun, wenn Sie Papst wären?
Gayko: Ich würde die Menschenfreundlichkeit Gottes und die Christusbezogenheit in den Mittelpunkt stellen, mich um die Menschen, ihre Schicksale, Sorgen und Nöte kümmern. Eine menschenfreundliche Pastoral wäre mir wichtig.

Wo entspannt ein Seelsorger?
Gayko: Mein Steckenpferd ist die Wahner Heide. Ich liebe die Natur und die Schöpfung. Wenn ich dort unterwegs bin, kann ich loslassen.

Welche Pläne haben Sie?
Gayko: Ich werde eine lebendige Gemeinde fördern und am Leben der Menschen teilnehmen. Ich möchte sie zu Hause besuchen und mit ihnen Freude, Leid und Sorgen teilen. Die direkte Ansprechbarkeit ist mir wichtig.

Zur Person

Pfarrer Joachim Gayko wurde am 3. Januar 1965 in Köln geboren. Er studierte Sozialarbeit und anschließend Theologie in Bonn und Sankt Augustin (Steyler Missionare). Am 30. Juli 2000 wurde er im Kölner Dom zum Priester geweiht. Nach Stationen in Siegburg, Köln und Troisdorf ist er nun in Beuel tätig.

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