"Ich könnte trotzdem gut schlafen"

Anwohner haben nichts gegen eine einmalige Verlängerung von Pützchens Markt im kommenden Jahr

Beuel. Alles nur Vermutungen, aber niemand wurde befragt: Die Stadt sollte nach dem Willen der CDU prüfen, ob Pützchens Markt 2002 um einen Tag verlängert werden kann - als Ausgleich für die verfrühte Schließung wegen der Terroranschläge in den USA in diesem Jahr.

Die Verwaltung mutmaßt, dass die Bevölkerung den längeren Rummel nicht akzeptieren würde. Doch untersucht hat das wohl niemand. Grund genug, die Anwohner selbst zu Wort kommen zu lassen. Das Ergebnis bislang: Die meisten können sich vorstellen, nächstes Jahr schon am Donnerstag auf die Kirmes zu gehen.

"Vor allem den Schaustellern gegenüber finde ich einen Extra-Tag gut", sagt Jacqueline Tchorz (30), "denn sie haben ein erhebliches Verlustgeschäft gemacht". Die Bechlinghovenerin empfindet den Auf- und Abbau des Rummels störender als das Volksfest selbst. Auch die Absperrungen im Ort während der Markttage machen ihr nichts aus. "Ich komme immer gut nach Hause."

Der Pützchener Tankstelleninhaber Helmut Scherer (50) weist auf sein gutes Verhältnis zu den Schaustellern hin. "Bei der Abreise kommen die immer bei mir tanken", sagt er. Pützchens Markt bedeute für ihn 40 Prozent Umsatzeinbuße, doch Scherer akzeptiert das, hat auch mit einem Zusatztag keine Probleme. "Ich habe volles Verständnis für den Berufszweig der Schausteller." Ihn ärgert, dass die Stadt ihm als Gewerbesteuerzahler nach der Kirmes nicht unter die Arme greift. "Die machen nicht einmal mit der Kehrmaschine sauber. Meine Grünanlage sperre ich selbst mit einem Bauzaun ab", teilt Scherer mit.

"Pützchen ist doch auch was für die Kinder", sagt der dreifache Familienvater Ralf Widera (45). Und die würden sich über eine längere Kirmes bestimmt freuen. Nach Holzlar muss er zwar dann einen Umweg fahren, "aber die paar Tage im Jahr kann man das ruhig in Kauf nehmen".

Die direkten Anwohner profitieren vom Markttreiben, indem sie Stellfläche vor dem Haus vermieten. "Ich nehme für den laufenden Meter 100 Mark", sagt eine Hauseigentümerin aus Bechlinghoven. Ein zusätzlicher Tag Trubel würde der Seniorin nichts ausmachen: "Ist egal. Ich kann trotzdem gut schlafen."

Isabel Fuhrmann (8) freut sich schon darauf, wenn sie im nächsten Jahr vielleicht einen Tag länger auf ihre geliebten Geisterbahnen gehen kann. "Aber nicht auf Drehkarussells", sagt das Mädchen. Da ist es ihr nämlich schon mal übel geworden.

"Ich bin dafür, dass es bei fünf Tagen bleibt", findet Christa D''Ooghe (55). So kennt sie Pützchens Markt, und so freut sie sich auch darauf. "Wir gehen jeden Tag dahin." Wegen des ausgefallenen Dienstags in diesem Jahr tut es ihr für die kleineren Schausteller Leid. Sie denkt aber nicht, dass die frühere Schließung den größeren Beschickern viel ausgemacht hat. Also: "Fünf Tage reichen, denn die Anwohner sind ja auch gebeutelt."

Auf einen Tag länger schulfrei spekulieren Schüler der Beueler Gesamtschule. Während Pützchen müssen sie nämlich nur noch am Freitagmorgen die Schulbank drücken und dann erst am kommenden Mittwoch wieder.

Carsten Schmitt (18) denkt aber auch an die Kirmesbesucher: "Die Hartgesottenen gehen ja jeden Tag dahin. Und diesmal ist einer ausgefallen." Aber auch die Schausteller hätten ja Verluste gemacht. Schmitt befürwortet den Extra-Tag der Kirmes.

Den Prüfungsauftrag der CDU und die Stellungnahme der Stadt diskutieren die Beueler Politiker bei der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung am Mittwoch, 28. November, ab 17 Uhr im Rathaus, Friedrich-Breuer-Straße.

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