Gespräch am Wochenende "Ich habe für das Stundenbuch extra eine App"

BEUEL · Im Kölner Dom ist man schon mal als Messe- oder Konzertbesucher. Bei Christoph Hartmann war das vor einer Woche anders: Nach vierjähriger Ausbildung wurde der Pützchener dort zum Diakon geweiht.

 Vor einer Woche wurde Christoph Hartmann (M.) vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im Kölner Dom zum Diakon geweiht.

Vor einer Woche wurde Christoph Hartmann (M.) vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im Kölner Dom zum Diakon geweiht.

Foto: Robert Boecker

Über Berufung, Ausbildung und eine Gebets-App sprach der 36-Jährige mit Silke Elbern.

Provokant gefragt: Sind Diakone so etwas wie verhinderte Priester?
Christoph Hartmann: Nein, Diakone haben ihr eigenes Profil. Sie sollen für die Menschen am Rande der Gesellschaft sorgen. Mit 18 habe ich überlegt, ob ich zum Priesteramt berufen sein könnte. Ich habe das gründlich geprüft und dann war für mich klar: Nein, Du wirst Familienvater, und das passt eben nicht zusammen.

Und dann?
Hartmann: Ich habe erlebt, wie bei uns in der Gemeinde die Caritas wertvolle Arbeit geleistet hat, und ich habe gesehen, dass das der beste Weg ist, um Christus nachzufolgen. Eben sich zu engagieren. Ich habe zum Beispiel in der Firmkatechese mitgemacht und in den Gemeindegremien.

Das hat aber nicht gereicht.
Hartmann: Ich habe mich immer gefragt, wo ich eigentlich hin will. In meinem Gebetsleben fehlte mir irgendwas. Und manche Fragen meiner Firmanden konnte ich nicht beantworten.

Wie kamen Sie auf die Diakonausbildung?
Hartmann: Ich habe 2009 einen Artikel über einen ständigen Diakon gelesen, der wie ich Diplom-Informatiker gewesen ist. Da dachte ich: Das ist doch ähnlich wie bei Dir, das könnte was für Dich sein.

PC- und Bibelwelt sind aber zwei sehr unterschiedliche Welten.
Hartmann: Das habe ich aber zu dem Zeitpunkt als Befreiung empfunden. Man wird von außen immer als der Nerd gesehen und schnell auf die Rolle des Computerfachmanns beschränkt. Das Diakonat war eine Möglichkeit, meinem Leben noch einmal eine ganz andere Richtung zu geben. Ich fühlte mich dazu berufen.

War Ihre Frau begeistert?
Hartmann: Sie hatte erstmal Sorge, wo sie und die Kinder bleiben würden. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt auch noch nicht. Ich musste also viele Gespräche mit anderen Diakonen und Priestern führen um herauszufinden, ob das passen kann. Wir entschlossen uns, uns auf das Abenteuer einzulassen. Von da an hat sie mich nach Kräften unterstützt.

Haben Sie direkt mit der Ausbildung losgelegt?
Hartmann: Nein, ich habe beim Diakoninstitut in Köln angerufen und einen entscheidenden Hinweis erhalten: Suchen Sie sich einen geistlichen Begleiter. Das war der Siegburger Abt Raphael. Er hat mir die Sicherheit gegeben: 'Ja, das sollten Sie weiter verfolgen'.

Wie verlief die Bewerbungsphase?
Hartmann: Es gibt das Interessentenjahr mit drei Treffen der Kandidaten im Diakoneninstitut. Nach der erfolgreichen Bewerbung startete die Ausbildung im Herbst 2011. Ich musste jede zweite Woche von Freitagabend bis Samstagnachmittag nach Köln. Gemeinsame Messe, Unterrichtseinheiten und Austausch standen im Vordergrund, später dann die praktische Ausbildung. Insgesamt dauert die Ausbildung sechs Jahre. Meine Ausbildungsgemeinde ist St. Josef in Beuel.

Waren Sie aufgeregt während der Weihe im Kölner Dom?
Hartmann: Ja, denn man kann zum Beispiel die Texte durcheinanderbringen. Man ist doppelt aufgeregt, denn man muss gucken, die einzelnen Schritte wie zum Beispiel Bereitschaftserklärung und Treueversprechen richtig zu machen. Und man möchte diesen Moment wach mitbekommen und für später konservieren.

Was genau dürfen Sie jetzt machen?
Hartmann: Taufen, verheiraten und beerdigen. In der Messe ist die zentrale Aufgabe des Diakons die Verkündigung des Evangeliums. Der Diakon kann predigen, muss es aber nicht. Außerdem stehe ich als Seelsorger zur Verfügung.

Wie lässt sich das Ehrenamt in den Alltag integrieren?
Hartmann: Es gibt die Vorgabe, dass man ungefähr zehn Stunden pro Woche in den Dienst investieren soll. Dazu gehört auch, täglich das Stundengebet zu pflegen, also Morgen- und Abendgebet. Manchmal geschieht das auch im Bus. Ich habe für das Stundenbuch extra eine App auf meinem Smartphone.

An diesem Sonntag hält Christoph Hartmann um 11.15 Uhr seine erste Predigt in St. Josef, Hermannstraße.

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