Das letzte Bier nach 53 Jahren Hotel Restaurant Mertens in Beuel ist Geschichte

Beuel · Das Hotel Restaurant Mertens an der Rheindorfer Straße war viele Jahre Stammlokal von Vereinen. Jetzt ist nach 53 Jahren Schluss. „Wir räumen noch alles aus, dann machen wir das Licht aus“, sagt Peter Mertens.

 die Gaststätte und das Hotel Mertens in Schwarz-Rheindorf ist geschlossen

die Gaststätte und das Hotel Mertens in Schwarz-Rheindorf ist geschlossen

Foto: Horst Müller

Unzählige Knobelbecher stapeln sich auf der Theke, Weingläser, Teller tief, Teller flach, Kaffeetassen – alles steht fein säuberlich auf den Tischen. „So sieht das Ende einer Ära aus“, sagt Peter Mertens lachend. Er nimmt die Angelegenheit mit Humor. „Wenn man einmal den Entschluss gefasst hat, dann ist es leicht.“

Mehr als 41 Jahre war er Koch, Wirt und die gute Seele im Hotel Restaurant Mertens in Beuel. Gemeinsam mit Ehefrau Dorothea bot er gutbürgerliche Gerichte an, vermietete Zimmer und verkaufte Essig- und Ölspezialitäten sowie Hochprozentiges im eigenen Genusskontor. Doch jetzt ist nach insgesamt 53 Jahren Schluss. „Wir räumen noch alles aus, dann machen wir das Licht aus“, ergänzt er. Offiziell ist seit Ende 2017 Schluss.

Diese Entscheidung fiel jedoch nicht ganz freiwillig. „Nach einem Herzinfarkt muss man sich entscheiden. Willst du weiter fast rund um die Uhr arbeiten oder willst du noch ein paar schöne Jahre genießen?“ Peter Mertens hat sich für das Letztere entschieden. Mit weitreichenden Konsequenzen. Denn er schloss nicht nur Hotel und Lokal, sondern er verkaufte die ganze Immobilie und zieht jetzt in ein neues Zuhause. Ob auch in Zukunft Kölsch aus dem Hahn fließt und Gäste in den insgesamt 15 Zimmern schlafen werden, das weiß auch der 57-Jährige nicht. „Ich habe keine Ahnung, was der neue Eigentümer hier an der Rheindorfer Straße plant“, erklärt er. Dabei liefen die Geschäfte gut. „Wir hatten immer viele Übernachtungsgäste, die bei der Telekom oder bei Bundesbehörden Termine hatten. Überhaupt ist die Telekom ein Segen für die Gastronomie in Bonn.“

Es gab sogar mal eine eigene Karnevalssitzung

Seine Eltern Käthe und Heinz Mertens hatten die Gaststätte vor 53 Jahren am 1. September 1964 eröffnet. Nachdem sie das Haus aufgestockt hatten, wurden ab Mai 1970 auch Übernachtungsgäste begrüßt. 1987 übernahm dann Sohn Peter, der mittlerweile seine Kochausbildung abgeschlossen hatte, das Geschäft.

Doch nicht nur für die leckeren Schnitzel kamen die Gäste aus ganz Bonn. „Nein“, lacht der Wirt. „Hier traf man sich.“ So war die Gaststätte Stammlokal des MGV Schwarzrheindorf, der Schwarz Gelbe Jonge, der Schwatz Wiesse Jonge, vom FV Preussen Rheindorf, dem Kirchenchor, dem Damenkomitee des TSV sowie vieler Skatclubs. Außerdem war „das Mertens“ mehr als zehn Jahre lang eine Karnevalshochburg im Viertel.

„Wir haben hier eine eigene Karnevalssitzung gehabt, und ich war natürlich der Präsident und habe gemeinsam mit Wolfgang Kloss durch das Programm geführt“, erinnert er sich gerne zurück. Davon zeugen auch die mehr als 600 Orden, die in der Gaststube hängen. Ob die alle mit in die neue Wohnung ziehen werden, das ist noch nicht ganz geklärt. „Darüber muss ich noch mit meiner Frau verhandeln“, schmunzelt er. Denn zu den 600 Orden hat der 57-Jährige eine Sammlung von 4000 CDs, die ebenfalls untergebracht werden müssen.

Für das Mobiliar, die wertvollen Küchengeräte und das Inventar hat er bereits einen Interessenten aus der Gastronomie. „Es ist gut, wenn alles auch weiterhin genutzt und nicht einfach weggeworfen wird“, überlegt er und schaut sich im großen Saal des Lokals um. Allerdings trennt er sich nicht von allen Einrichtungsgegenständen. Das Bild seiner Eltern, das seit Jahrzehnten einen festen Platz über der Tür hat, zieht natürlich mit in das neue Domizil des Paares

Ganz zur Ruhe setzt sich Peter Mertens allerdings noch nicht. „Ich werde noch ein paar Jahre halbtags arbeiten“, erklärt er. Einen entsprechenden Job hat er schon gefunden. Und sobald der Umzug abgeschlossen ist, wird er auch wieder mehr Zeit mit Ehefrau Dorothea verbringen und öfter als bisher die Koffer packen. „Darauf freue ich mich ganz besonders. Ich war schon immer ein Reiseonkel.“ Vor allem die Karibik hat es ihm angetan. „Das Land, die Leute und natürlich die Musik“, beschreibt er seine Faszination. Das glaubt man ihm aufs Wort. Denn unter seinen 4000 CDs sind mindestens 250 mit Reggaemusik aus Jamaika.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort