Nahverkehrspläne in der Bonner Bergregion Hoholzer geben sich kämpferisch

HOHOLZ · Seit mehr als einem Jahr kämpft der Bürgerverein Hoholz hartnäckig für die Beibehaltung der Linienführung der Buslinie 608. Wissend um die Entscheidungshoheit der Politiker und der Verkehrsbetriebe in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis, gibt der Vorstand nicht auf und hat jetzt den NRW-Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit eingeschaltet.

 Die Grafik zeigt die geplante Linienführung.

Die Grafik zeigt die geplante Linienführung.

Foto: Repro: GA

Das Buskonzept sieht vor, dass die Linie 608 ab Dezember 2012 nicht mehr bis zur Endstation Schloss Birlinghoven fahren, sondern bereits in Gielgen enden soll. Errechnete Einsparungen laut Stadtwerke Bonn (SWB): 200.000 Euro. Weitere Begründung für die Kürzung der Fahrtstrecke sind die geringen Fahrgastzahlen. Zwischen den Haltestellen Friedhof Om Berg und Kleinfeldstraße sollen angeblich durchschnittlich nur 1,5 Personen im Bus sitzen. Weitere 1,5 Fahrgäste fahren bis zum Schloss.

Diese Zahlen bezweifelt der Bürgerverein und forderte die Stadtwerke auf, die Ergebnisse der Fahrgastzählungen öffentlich zu machen. "Das haben uns die SWB verweigert. Daraufhin haben wir den Landesbeauftragten für Datenschutz eingeschaltet", sagte Wolf Lenze, Vorsitzender des Bürgervereins.

Der Landesbeauftragte hat mittlerweile beide Seiten gehört und entschieden, dass die SWB die Fahrgastzählungen öffentlich machen müssen. "Das freut uns sehr, weil mit dieser Entscheidung mehr Transparenz in das Thema kommt", so Lenze. Warum setzt sich der Bürgerverein so intensiv gegen die geplante Kürzung der 608 ein? Dazu Lenze: "Wenn die Absicht umgesetzt wird, besteht für Hoholz keine unmittelbare Verbindung in die Bonner Innenstadt mehr."

Die als Ersatz vorgeschlagene Verlängerung der Linie 636 (von Beuel über Rammersdorf kommend) über die bisherige Endstation Gielgen über Hoholz-Mitte, Schloss Birlinghoven, nach Hangelar Ost sieht der Bürgerverein nicht als Alternative. "Diese Linienführung würde laut Stadt 200.000 Euro zusätzlich kosten. Das hebt die Einsparung bei der Linie 608 wieder auf. Außerdem kostet eine Weiterfahrt nach Bonn-Innenstadt wegen des höheren Tarifs mehr Geld und wir hätten keine umsteigefreie Anbindung an die Bonner Innenstadt", betonte Lenze.

Die geplante veränderte Linienführung der RSVG-Linie 516 von bisher Hoholz-Mitte, Schloss, Hangelar Ost und künftig über Hoholz-Mitte über Gielgen, Holzar nach Vilich-Müldorf lässt der Bürgerverein auch nicht als sinnvolle Alternative gelten. "Auch dies ist keine umsteigefreie Verbindung nach Bonn-Innenstadt und darüber hinaus für einen Teil von Hoholz keine direkte Anbindung an die Geschäfte und Praxen in der Paul-Langen-Straße in Holzlar", so Lenze.

Die umsteigefreie Verbindung habe insbesondere in Hinblick auf den demografischen Wandel und den Zuzug jüngerer Familien mit Kindern eine Bedeutung. "Wenngleich mit den Veränderungen 608 und 636 eine Kostenneutralität begründet wird, so hat die vorgesehene Lösung nur Nachteile für die Bewohner des Stadtteils Hoholz", bilanziert der Vorstand.

Ein massiver Vorwurf richtet sich gegen das Stadtplanungsamt. Das hat von sich aus keine Informationsveranstaltung zu dem Thema Buskonzept 2011 durchgeführt. Da die Entscheidung über die Zukunft der Linie 608 wohl im Juni fällt, hat der Bürgerverein einen Brief an den Oberbürgermeister sowie an die Fraktionen im Stadtrat und der Bezirksvertretung Beuel geschrieben. Darin steht als zentrale Forderung, von der Kürzung der Linie 608 abzusehen.

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