Kunstunterricht am Ernst-Kalkuhl-Gymnasium Höhlenmalerei im Schaufenster

OBERKASSEL · Schüler des Ernst-Kalkuhl-Gymnasiums haben Schaufensterauslagen mit Kunstwerken zum Oberkasseler Menschen gestaltet.

 Über das Mammut in seinem Schaufenster ist Optiker Michael Weiss sehr glücklich. Die Schüler des Ernst-Kalkuhl-Gymnasiums begutachten ihre Werke.

Über das Mammut in seinem Schaufenster ist Optiker Michael Weiss sehr glücklich. Die Schüler des Ernst-Kalkuhl-Gymnasiums begutachten ihre Werke.

Foto: Max Malsch

Hundert Jahre ist es her, dass Arbeiter im Steinbruch von Oberkassel die gut erhaltenen Skelette eines etwa 40 Jahre alten Mannes, einer 20 Jahre alten Frau und eines Hundes gefunden haben.

Sie sind etwa 14.000 Jahre alt und faszinieren die Wissenschaftler genauso wie die Menschen am Fundort in Oberkassel. "Wir haben uns lange mit dem Oberkasseler Menschen beschäftigt und ich finde das ganz cool", sagt Cecile.

Die 15-Jährige und ihre Mitschüler der Jahrgangsstufe zehn vom Ernst-Kalkuhl-Gymnasium haben derzeit die Steinzeit und die historischen Funde auf dem Stundenplan im Kunstunterricht. Sie malen, modellieren und erschaffen Skulpturen aus Gips.

"Wir haben sehr viele Bilder von berühmten Künstlern wie Picasso oder Kandinsky angeschaut und beschrieben. Jetzt machen wir selbst Kunst", sagt Hobe. Der 16-Jährige hat einen Block aus Gips gegossen, den er zu einer Skulptur bearbeitet. "Ich habe eine Figur auf den Gipsblock gemalt und säge die großen Stücke heraus. Nachher wird der Block mit Pfeile und Meißel bearbeitet", berichtet Timo.

Für eine Fotocollage hat sich Mitschüler Max entschieden. "Die Idee ist, Wandmalerei früher und heute zu zeigen", sagt der 16-Jährige. Während in der Steinzeit die Wände der Höhlen mit Zweigen oder den Fingern bemalt wurden, bestehe die moderne Wandmalerei aus Graffiti, erklärt der Schüler.

"Der Oberkasseler Mensch ist ein Kulturgut und der Fund hat der Stadt mehr Geschichte gegeben", so Max. "Die Steinzeit ist eine sehr interessante Epoche und die Höhlenmalerei finde ich faszinierend", sagt Sven.

Ihn interessieren zum Beispiel auch die Zeichnungen der Aborigines, der Ureinwohner Australiens. Sie seien denen der Höhlenfunde im heutigen Europa sehr ähnlich. Beide Stile seien sehr abstrakt. "Ich mag abstrakte Malerei, das sieht sehr gut aus. Aber die Höhlenmalerei ist noch schöner selbst nachzumalen", sagt der 16-Jährige.

Die Schüler hatten sich in den vergangenen Wochen mit den Epochen der Menschheitsgeschichte beschäftigt, um den Oberkasseler Menschen zeitlich einschätzen zu können - als Bewohner der Steinzeit.

"Dann haben die Schüler mit Tusche erste Zeichnungen erstellt und vereinfachte Tierplastiken gefertigt", sagt Kunstlehrer Martin Dörr. Das Abstrakte habe viele Parallelen zur sogenannten primitiven Kunst. "Sie hatte starken Einfluss auf die Moderne, etwa auf den Expressionismus", erklärt der Pädagoge.

Die Werke, auch aus den Jahrgängen 5, 6, 11 und 12, sind derzeit in den Schaufenstern der Oberkasseler Händler zu bestaunen. "Ich finde die Aktion super und freue mich, dass alle im Ort das machen", sagt Oliver Lohr, Inhaber des gleichnamigen Friseursalons. Er hat Comiczeichnungen der Schüler für sein Schaufenster. "Die Bilder sehen einfach toll aus, sind witzig und bunt. Ich werde auch Comics im Laden aufhängen, denn das verkürzt den Kunden die Wartezeit", so Lohr.

Ein großes Mammut mit Flügeln und ein Bild mit einer Kombination aus Höhlenmalerei und Kandinsky-Stil hat Michael Weiss für die Schaufenster-Deko bekommen - und ist damit sehr glücklich.

"Und von den Minis habe ich noch total tolle Bilder mit Höhlenmalerei bekommen", so der Augenoptikermeister und Inhaber von Brillen Weiss. "Die Werke sind großartig und das große Bild ist genial", schwärmt der Geschäftsmann. Er werde noch ein Buch zum Oberkasseler Menschen dazulegen, für Kunden, die sich darüber informieren möchten. "Ich finde es wichtig, der Bevölkerung zu zeigen, was in den Schulen so alles läuft. Der Kunstunterricht passiert doch sonst immer hinter verschlossenen Türen", so Weiss.

Und auch die Schüler freut die Aktion: "Es ist gut, dass wir ausstellen dürfen. So können wir auch einmal Kunst für andere Menschen machen", sagt die 16 Jahre alte Hannah. Und die werden beim Maikäferfest am kommenden Samstag, 24. Mai, gerne die Gelegenheit nutzen und die Werke eindringlich betrachten.

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