"15. Beueler Treff" Herkt: Sparprojekt ist gescheitert

BEUEL · Kurz vor Ende der Freibadsaison zieht der Leiter des städtischen Sport- und Bäderamts, Martin Herkt, schon mal ein Fazit: "Im nächsten Jahr müssen wir den Badegästen in Sachen Öffnungszeiten ein besseres Angebot präsentieren."

Beim "15. Beueler Treff" des General-Anzeigers wird Herkt mit anderen Gästen zum Thema "Schwimmen in Beuel" den Bürgern Rede und Antwort stehen. Der Dialog mit den Bürgern beginnt um 18 Uhr im Ennertbad, Holtorfer Straße. Das von der Politik beschlossene Sparmodell, wonach in diesem Sommer alle Freibäder geöffnet sind, aber die Öffnungszeiten deutlich verkürzt wurden, betrachtet Herkt als gescheitert.

Die Stadt habe durch dieses Modell zwar Personalkosten gespart, aber durch die Rückerstattung der bereits von Badegästen erworbenen Happy-Hour-Karten (jede Karte kostet 100 Euro) sei der Einsparungseffekt wahrscheinlich verpufft. Die Energiekosten für die Öffnung aller fünf Freibäder seien zudem gleich geblieben.

"Wir werden nach Abschluss der Freibadsaison Kosten und Einnahmen gegenüberstellen und das Ergebnis der Politik vorlegen. Ich rechne nicht damit, dass wir Geld gespart haben", sagte Herkt im Gespräch mit dem GA. Zur Erinnerung: Das Sport- und Bäderamt hatte dem Stadtrat ursprünglich vorgeschlagen, von Ende Mai bis Ende August nur vier Freibäder zu öffnen, dafür aber zu den gewohnten Öffnungszeiten (wochentags von 6.30 bis 20 Uhr).

Rückgang der Besucherzahlen wegen Öffnungszeiten

Der Vorschlag fiel aber in der Politik durch. Stattdessen wurden alle sechs Freibäder geöffnet, jedoch nur von 12 bis 19 Uhr wochentags. Wie der GA in den vergangenen Wochen durch unzählige Leserreaktionen erfahren hat, sind viele Berufstätige wegen der verkürzten Öffnungszeiten gar nicht ins Freibad gegangen.

Diese Entwicklung bestätigte Herkt: "Vor dem Dienst waren die Freibäder noch zu, und nach dem Dienst waren sie schon wieder geschlossen." Und deshalb müsse die Stadt 2016 mit einem anderen Konzept an den Start gehen, das jedoch nicht ohne die Schließung von Freibadstandorten auskomme. Und wie muss aus Sicht des Amtsleiters das Thema Neugestaltung der Bäderlandschaft jetzt angepackt werden?

Herkt: "Zuerst einmal muss der Stadtrat entscheiden, ob und wo ein neues Kombibad gebaut werden soll. Dann muss entschieden werden, welche übrigen Bäder erhalten bleiben und welche geschlossen werden. Und zuletzt muss geklärt werden, ob die Stadt Bonn das neue Kombibad selbst baut oder für die Errichtung einen Investor sucht." Um all diese Fragen fachlich und sachlich klären zu können, schlägt die Verwaltung die Wiedereinführung des "Projektbeirats Bäder" vor.

Herkt erklärte im Gespräch mit dem GA auch, warum er den Standort Beueler Rheinaue für ein neues Kombibad geeignet hält: "Das städtische Grundstück liegt zentral, ist gut mit Bus und Bahn zu erreichen, liegt in der Abendsonne und bietet ein herrlichen Ausblick auf Rhein und Siebengebirge." Außerdem würde im Zuge der Verlängerung der S 13 eine neue Schnellbahn-Haltestelle in Ramersdorf errichtet.

Auf die Frage, wie viele Schwimmbäder Bonn in Zukunft benötige, antwortete Herkt: "Da will ich mich jetzt noch nicht festlegen. Wichtig ist aber, dass die Anzahl der Bäder aus gesamtstädtischer und nicht aus Stadtbezirkssicht betrachtet wird." Würde man nur die Einwohnerzahl der Bundesstadt zugrunde legen, reichten vier Bäder sicherlich aus. Aber diese Frage müsse im Projektbeirat diskutiert werden.

Wenige Badegäste im Winter

Herkt nannte interessante Zahlen: In einer Freibadsaison registriert die Fachverwaltung pro Freibad so viele Badegäste wie der jeweilige Stadtbezirk Einwohner hat. Soll heißen: Jeder Bewohner Bonns geht einmal pro Saison ins Freibad. Bei den Hallenbäder sieht es noch schlechter aus: In der Wintersaison registriert die Stadt nur 150.000 Badegäste.

Das bedeutet: Nur jeder zweite Bonner geht einmal pro Winter ins Hallenbad. Deshalb bezeichnete Herkt den Disput über die Anzahl der Bäder als "Luxus-Diskussion". "Für diese Besucherzahlen benötigen wir nicht so viele Badstandorte in Bonn", sagte Herkt. Die Stadt unterhält derzeit fünf Freibäder, drei Hallenbäder, ein Kombibad und fünf Schulschwimmbäder. Hinzu kommt das Schwimmbad im Sportpark Nord, das die Stadt an die SSF Bonn vermietet hat.

War die Freibadsaison 2015 gut? Dazu Herkt: "Es sind jetzt schon mehr Besucher als 2014 gekommen. Aber im Vorjahr hatten wir einen schlechten Badesommer." Es sei schwierig, die Jahre aus wirtschaftlicher Sicht zu vergleichen, denn jede Freibadsaison habe unterschiedlich viele warme Sommertage, so der Amtsleiter.

Diskussion über die Beueler Bäder

Wer kann wann noch wo und wie schwimmen gehen? Darum dreht sich die Diskussion beim 15. Beueler Treff des General-Anzeigers. Am Donnerstag haben Bürger die Möglichkeit, mit Vertretern aus Stadtverwaltung, Politik und Vereinen über die aktuelle Situation des Schul-, Vereins- und Freizeitschwimmens in Beuel zu diskutieren. Der Bürgerdialog beginnt um 18 Uhr im Ennertbad, Holtorfer Straße 40. Der Eintritt ist frei.

Bei der Diskussionsrunde wird es unter anderem um folgende Themen gehen: Frühschwimmen und Hallenzeiten sowie Zukunft der beiden Beueler Schwimmbäder. Die Stadtverwaltung hat vor wenigen Tagen vorgeschlagen, ein Kombibad in der Beueler Rheinaue zu bauen. Als Alternative zu dieser Idee gibt es eine Anregung von Bezirksbürgermeister Guido Déus: Statt eines Kombibads in der Rheinaue soll ein Hallenbad auf dem Gelände des Ennertbades gebaut werden.

Diese Themen bergen viel Diskussionsstoff. Beim Gespräch mit den Bürgern stehen am 27. August Rede und Antwort: Martin Herkt (Leiter des städtischen Sport- und Bäderamts), Ralf Laubenthal (Vize-Bezirksbürgermeister in Beuel), Klaus Pott (Vorsitzender des SC Rhenus Beuel), Anne Johannsen (Vorsitzende des TSV Bonn-rechtsrheinisch), Thomas Stockhorst (Vize-Bezirksleiter der DLRG Bonn), Michael Scharf (Vorsitzender des Stadtsportbund) und Lutz Thieme (Vorsitzender der Schwimm- und Sportfreunde Bonn).

Zur Person

Martin Herkt wurde 1963 in Hennef geboren. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Am 1. September feiert er sein 30. Dienstjubiläum bei der Stadt Bonn. Seit drei Jahren ist er Leiter des städtischen Sport- und Bäderamts, das im Rathaus Bad Godesberg untergebracht ist.

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