Ortskern in Oberkassel Heimatverein sorgt sich um historisches Oberkassel

Oberkassel · In Eigenregie haben die Mitglieder des Heimatvereins Oberkassel einen Entwurf für eine Gestaltungssatzung für ihren Ortskern erstellt. Das soll zur Verbesserung des Ortsbilds, der Ortsidentität und der Wohn- und Aufenthaltsqualität beitragen.

 Nahe der Kirche wird ein Haus mit elf Wohneinheiten gebaut.

Nahe der Kirche wird ein Haus mit elf Wohneinheiten gebaut.

Foto: Benjamin Westhoff

„Beuel ist ein ganz besonderer Stadtteil“ – schreibt Michael Isselmann, ehemaliger Leiter des Bonner Stadtplanungsamts, in seinem Vorwort zum 2003 erschienenen Denkmalpflegeplan Beuel. In dem fast 100 Seiten umfassenden Werk schlagen Stadtplaner, Historiker und Denkmalschützer vor, in Beuel insgesamt neun Denkmalbereichssatzungen aufzustellen. Der Ortsteil Oberkassel findet sich in der Liste gleich mit drei Sektoren wieder: Hosterbach, Meerhausen und Oberkassel-Zentrum.

„Seit dieser Empfehlung haben wir weder von Politik noch von Verwaltungsseite etwas zu dem Thema gehört“, sagte Sebastian Freistedt, Vorsitzender des Heimatvereins Oberkassel, im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Nach 17 Jahren des Wartens ist der Verein nun selbst aktiv geworden und hat in den vergangenen Monaten einen Entwurf für eine Denkmalbereichssatzung erarbeitet – und zwar für das Ortszentrum von Oberkassel. Neben Freistedt haben bei dieser Ausarbeitung Helmut Kötting, Christian Schnieders und Natascha Bauer mitgewirkt.

Warum sind die Vereinsmitglieder aktiv geworden? Die Antwort von Freistedt: „In der jüngsten Vergangenheit haben die baulichen Veränderungen in Oberkassel deutlich zugenommen. Viele Neubauten sind hinzugekommen, einige alte Gebäude sind verschwunden. Diese Entwicklung besorgt uns.“ Der Heimatverein befürchtet, dass wertvolle Bausubstanz und der Charakter des historischen Ortsbilds verloren gehen.

Aktuell ist der Vorstand wegen eines Neubaus an der Königswinterer Straße schräg gegenüber der Alten Evangelischen Kirche beunruhigt. „Wir befürchten, dass der Neubau von den Ausmaßen her den geschichtsträchtigen Abschnitt rund um Zipper- und Kinkelstraße beeinträchtigen wird“, so Freistedt. Mit einer Denkmalbereichssatzung hätte man wohl eher Einfluss auf die Gestaltung des Neubaus nehmen können. In Höhe Hausnummer 676 wird ein Neubau mit elf Wohneinheiten und Tiefgarage gebaut.

Die Gestaltungssatzung soll zur Verbesserung des Ortsbilds, der Ortsidentität sowie der Wohn- und Aufenthaltsqualität beitragen. Außerdem soll die Unverwechselbarkeit und Eigenständigkeit des Erscheinungsbilds von Oberkassel gefördert werden, was in der Folge zum Werterhalt des Standorts für Handel, Dienstleistung und Tourismus führen soll. Nach Auskunft des städtischen Presseamtes gibt es bislang nur eine Denkmalbereichssatzung in der Bundesstadt und das ist die für die Bonner Nordstadt.

Helmut Kötting, Autor und Historiker, berichtete, dass sich die Gemeinde Oberkassel bereits 1911 Gedanken über den Schutz der historischen Ortsteile gemacht hat. Kötting hat im Stadtarchiv Bonn ein Schriftstück entdeckt, wonach der Gemeinderat 1911 eine Ortssatzung erlassen hat. „Mit der Eingemeindung von Oberkassel nach Bonn 1969 sind diese Zielsetzungen und Inhalte alle unter den Tisch gefallen“, sagte Kötting.

Der Vorstand des Heimatvereins informiert seine Mitglieder an diesem Freitag bei der Jahreshauptversammlung über seinen Vorstoß in Sachen Denkmalschutz. „Wir wollen die Meinung der Mitglieder dazu erfahren und weitere Anregungen einholen. Anschließend werden wir unseren Satzungsentwurf an Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Bezirksbürgermeister Guido Déus weiterleiten“, so Sebastian Freistedt.

Die Mitgliederversammlung des Heimatvereins Oberkassel am Freitag, 6. März, beginnt um 19 Uhr im Saal des Alten Rathauses, Königs­winterer Straße 720.

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