Nach Wohnungsbrand in Bechlinghoven Haus brannte sekundenschnell

BECHLINGHOVEN · Nach dem Wohnungsbrand in Bechlinghoven versuchen die Nachbarn, der betroffenen Familie zu helfen.

 Vater Ferdinand Mark nach dem Brand in der verwüsteten Wohnung.

Vater Ferdinand Mark nach dem Brand in der verwüsteten Wohnung.

Foto: Max Malsch

Beißender Rauchgestank steht im Hausflur, hinter der Etagentür liegt eine gesamte Wohnung unter Ruß und Asche. Der Boden ist schwarz, die neue Küche ist unter der schwarzen Schicht nicht mehr zu erkennen, die Helme auf der Hutablage im Flur sind deformiert. Das Feuer in einem Mehrfamilienhaus in der Wilhelm-Flohe-Straße in Bechlinghoven hat ein Bild der Verwüstung hinterlassen.

Es war am vergangenen Samstag gegen 14.30 Uhr, als die frisch renovierte Wohnung der Familie Mark binnen Minuten unbewohnbar wurde. "Wir wollten eine neue Couch abholen und hatten die Wohnung erst ein paar Minuten verlassen, als wir die Nachricht erhielten", sagt der Vater. Zuvor hatte er mit der Oma ein paar Spanngurte für den Transport aus deren Auto vor dem Haus geholt. Als die Oma zur Wohnung zurückkam, um die Enkel während der Abwesenheit der Eltern zu betreuen, brannte es in der Wohnung schon lichterloh. Glück-licherweise hatten sich die vier Enkel, zwei Jugendliche und zwei kleine Kinder, bereits ins Freie gerettet.

Die Kleinkinder wurden später mit leichten Rauchvergiftungen im Krankenhaus behandelt. "Innerhalb von ein paar Minuten entstand eine Druckwelle, die ein Fenster in der Wohnung herausgebrochen hat", sagt Mark. Wegen des starken Rauchs im Flur hatten die anderen Bewohner das Mehrfamilienhaus bereits ebenfalls verlassen. Die Brandursache sei auch Tage nach dem Unglück ungeklärt, so die Familie.

Die Wohnung ist seit Samstag unbewohnbar, Eltern und Kinder leben nun einzeln aufgeteilt bei Freunden und Verwandten. "Das Allerwichtigste ist, dass wir schnell eine neue Wohnung bekommen, damit wir als Familie wieder zusammen sein können", sagt Vater Mark. Notfalls würden sie auch auf Matratzen übernachten. "Wir sind seit Tagen in Trance", sagt Mutter Mark, die immer wieder mit den Tränen kämpfen muss.

Direkte und aktive Unterstützung und Betreuung erhält die Familie von der Caritas und der Pfarrgemeinde St. Adelheid am Pützchen. "Wir haben bei der Frauenmesse sofort für die Familie gesammelt. So können wir als Gemeinde zwar eine kleine finanzielle Hilfe leisten. Aber wir brauchen noch viel mehr Unterstützung", sagt Silvia Link von der Ortscaritas für Pützchen und Bech-linghoven und appelliert an die Beueler, ihren Nachbarn in Not zu helfen.

"Vorrangig geht es darum, für die Familie eine neue Wohnung zu finden. Dabei ist es wichtig, dass diese sich in Beuel befindet, damit die Kinder in dieser schwierigen Situation ihre gewohnte Umgebung mit Kita und Schule behalten können", sagt Regina Hundenborn von der Caritas Bonn.

Kurz gefragt

Zerstört ein Feuer die Wohnung, stehen die Betroffenen oft vor dem Nichts, weil sie nicht ausreichend versichert sind. Rita Reichard, Versicherungsexpertin bei der Verbraucherzentrale NRW, gibt Tipps für den Versicherungsschutz. Mit ihr sprach Anke Vehmeier.

Welche Versicherungen brauchen Mieter?
Rita Reichard: Man braucht auf jeden Fall eine Hausratversicherung. Denn wenn eine komplette Wohnungseinrichtung verbrennt, bedeutet das einen großen Verlust. Wer eine Hausratversicherung hat, bekommt in der Regel den Neuwert der zerstörten Dinge ersetzt. Das Gebäude an sich ist über die Versicherung des Hauseigentümers abgesichert.

Wie hoch muss die Versicherungssumme sein?
Reichard: Es gibt zwei Möglichkeiten bei der Hausratversicherung. Das Quadratmeter-Modell beinhaltet, dass in der Regel 650 Euro pro Quadratmeter vereinbart werden - natürlich kann auch ein höherer Wert eingetragen werden. Wenn der Hausrat jedoch 100.000 Euro Neupreis wert ist, reichen die 650 Euro natürlich nicht, um den Schaden zu kompensieren.

Welches Modell gibt es noch?
Reichard: Das Versicherungssummenmodell. Dabei wird eine Summe X vereinbart. Wichtig ist darauf zu achten, dass der Vertrag eine zusätzliche Klausel zum Verzicht der Leistungskürzung bei Unterversicherung enthält. Grundsätzlich gilt für beide Modelle, dass es häufig sehr schwierig ist, den Wert des Hausrates zu schätzen.

Wie kann ich den Wert meiner Einrichtung ermitteln?
Reichard: Das Buch der Verbraucherzentrale "Richtig versichert" enthält im Kapitel Hausratversicherung eine Tabelle zur Ermittlung des Hausrat-Neuwerts. Der Bund der Versicherten stellt im Internet zum pdf-Download eine Tabelle zur Ermittlung des Hausrats zur Verfügung.

Welche Tipps haben Sie außerdem?
Reichard: Man sollte seine Belege der Anschaffungen möglichst außerhalb der Wohnung aufbewahren und das Inventar der Wohnung fotografieren oder per Video dokumentieren. Außerdem empfiehlt es sich, alle ein, zwei Jahre die Versicherungssumme zu kontrollieren, da ja immer wieder neue Dinge angeschafft werden.

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