Gespräch am Wochenende Hans-Georg Masuhr war 47 Jahre lang im SPD-Vorstand

Beuel · Seit 47 Jahren setzt sich Hans-Georg Masuhr für Ideale der SPD ein. Rampenlicht war und ist nicht sein Ding. Den Beueler kennt man eher als hartnäckigen Verhandler mit klarem Ziel vor Augen. Das schätzt auch der politische Gegner an ihm.

 Hans-Georg Masuhr am Rheinufer in Beuel.

Hans-Georg Masuhr am Rheinufer in Beuel.

Foto: Benjamin Westhoff

Was hat Sie angetrieben, um mehr als 40 Jahre lang der SPD und dem Ehrenamt dienen zu können?

Hans-Georg Masuhr: Von Jugend an war es mir wichtig, mit anderen in der Gemeinschaft etwas zu bewegen und es vielleicht sogar zu verbessern. Dies begann bereits als Kassenführer im Schülerruderclub.

Und warum haben Sie sich gerade in der SPD engagiert?

Masuhr: Ich bin durch private Kontakte zu den Jusos gelangt. Und wir wollten damals die alte Tante SPD etwas aufmischen. Dabei sind wir so manchem Altvorderen auf die Füße getreten. Im jugendlichen Überschwang haben wir dabei Einigen Unrecht getan, was mir heute nicht politisch, aber persönlich leid tut.

Gibt es so etwas wie einen politischen Ziehvater?

Masuhr: Mehrere. Peter Pollmann zum Beispiel. Er war damals SPD-Fraktionsvorsitzender. 1972 hat er mich für eine Kandidatur zum damaligen Godesberger Bezirksausschuss geworben.

Wie kam es zum Umzug von Bad Godesberg nach Beuel?

Masuhr: Das ist der Familiengründung geschuldet. Wir suchten damals eine Wohnung und fanden sie am Rande von Holzlar.

Obwohl Sie so lange in der Kommunalpolitik aktiv dabei waren, saßen Sie nur recht kurz im Stadtrat – ab 1975 und später nochmals ab 1983 als Nachrücker für Hubert Hohn aus Holzlar. Woran lag das?

Masuhr: Kampfkandidaturen waren nicht mein Ding. Deshalb habe ich mich auf Beuel und die Bezirksvertretung konzentriert. Diese Aufgabe hat viel Freude gemacht. Mit Adolf Alten und Tobias Rüdiger waren wir ein recht gutes Team, das engagiert Kommunalpolitik, allerdings in der Opposition, geleistet hat.

Stellen Sie einen Unterschied bei der SPD-Arbeit damals und heute fest?

Masuhr: Ja, aber das liegt in der Natur der Sache. Die politischen Strukturen in der Stadt und im Bezirk sind vielfältiger. Ich habe früher knallharte Oppositionsbänke erleben dürfen. Beispiel: Wir stellen einen Antrag, die CDU lehnt ab – findet die Idee aber gut und stellt den Antrag zwei Monate später selbst. Der Antrag geht dann natürlich durch. Beuel war damals tief Schwarz, die CDU war mit einer deutlichen absoluten Mehrheit ausgestattet. Und das galt für Politik wie Verwaltung.

Gibt es jemanden, den Sie als politischen Gegner schätzen gelernt haben?

Masuhr: Ja durchaus mehrere. Zum Beispiel Günter Dederichs, der heute noch als CDU-Fraktionsvorsitzender in Beuel aktiv ist. Er war für mich ein zuverlässiger Partner. Wir haben oft in langen Telefonaten nach Kompromissen gesucht, um in Beuel Themen voranzubringen. Wenn er etwas zugesagt hatte, hielt er sich daran.

Sie sind fast 15 Jahre aus der aktiven Gremienpolitik heraus. Wie hat sich Beuel entwickelt?

Masuhr: Nach meiner Einschätzung sehr gut. Beuel ist jünger, attraktiver und offener geworden.

Haben Sie jemals über ein Comeback nachgedacht?

Masuhr: Nein. Nach 30 Jahren ehrenamtlicher Kommunalpolitik war die Luft ein wenig heraus. Ich hatte meinen Rückzug gründlich überlegt, es war genau der richtige Zeitpunkt.

Welche Themen haben damals ihren politischen Alltag geprägt?

Masuhr: Schaffung von Wohnraum, Gebäudesituation von Kindergärten und Schulen, Hochwasserschutz, Rettung des Combahnviertels als Wohnstandort, Kampf gegen die Südtangente und für den Maarstraßenanschluss. Und auch das Beueler Hallenbad hat uns damals schon beschäftigt. Sie sehen: Einige Themen stehen immer noch auf der Tagesordnung.

Was sagen Sie zur aktuellen Bäderdiskussion?

Masuhr: Ich bin nicht mehr nah genug an den Themen dran, deshalb halte ich mich öffentlich aus dem aktuellen Geschehen raus. Das ist ehrlicher. Beim Bürgerentscheid habe ich natürlich meine Briefwahlstimme abgegeben.

Und in der Nachbetrachtung: Welches Thema ist damals nicht gut gelaufen?

Masuhr: Die Ausweisung des Technologieabschnitts im Wohn- und Technologiepark Bonn/Sankt Augustin. Die Nachfrage nach den Flächen war über viele Jahre gleich Null. Aus heutiger Sicht hätten wir damals besser das jetzige Gewerbegebiet in Pützchen rund um den damaligen Globus an der Autobahnauffahrt angesiedelt und die Grundstücke am Rande des Ortskerns von Pützchen für Wohnbebauung ausgeschrieben. Aber wie gesagt, hinterher ist man immer schlauer.

Woran arbeiten Sie derzeit?

Masuhr: Im Oktober wollen wir unser neues Awo-Stadtteilzentrum mit sieben Wohnungen und einer Wohngruppe einweihen. Das Bauprojekt in der Neustraße beschäftigt mich als Awo-Kassierer sehr. Das ist derzeit der Schwerpunkt meiner ehrenamtlichen Arbeit.

Wenn Sie einen Wunsch an die Stadt Bonn frei hätten: Wie würde der lauten?

Masuhr: Das Kürzen der öffentlichen Zuschüsse muss ein Ende haben. Eine langfristige Planung ist für Vereine nicht mehr möglich. Bei der Awo Beuel ist aktuell sogar eine Zuschusskürzung um 40 Prozent eingetreten. Statt die Zivilgesellschaft zu stärken, wird sie laufend geschwächt. Vereine und Verbände sind der Kit unserer Gesellschaft, und der droht, zu bröckeln.

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