„B56-Kreisel hat Priorität“ Guido Déus äußert sich im Interview zu bisheriger Amtszeit

Beuel · Acht Monate vor der Kommunalwahl zieht Bezirksbürgermeister Guido Déus Bilanz. Projekte wie der Kreisverkehr an der Kreuzung Königswinterer-/Siegburger Straße oder der barrierefreie Umbau der Unterführung zur Oberen Wilhelmstraße sind auf den Weg gebracht. Allerdings hakt es bei wichtigen Themen.

 Wichtigstes Zukunftsprojekt: Eine Beschleunigung des Autoverkehrs soll der Umbau der Kreuzung B56/L83 bringen.

Wichtigstes Zukunftsprojekt: Eine Beschleunigung des Autoverkehrs soll der Umbau der Kreuzung B56/L83 bringen.

Foto: Benjamin Westhoff

Fünfeinhalb Jahre nach seiner Wahl zum Bezirksbürgermeister von Beuel und acht Monate vor dem Ende der Wahlperiode zieht Guido Déus Bilanz. Im Juni 2014 ist er mit einem Füllhorn voller Projekte angetreten, Anfang 2020 fällt das Fazit eher nüchtern aus. Déus hat feststellen müssen, dass die Politik zwar vieles beschließen, die Stadtverwaltung davon aber nur Weniges in einer Amtszeit umsetzen kann. Mit dem Landtagsabgeordneten aus Beuel sprach Holger Willcke.

Sind Sie mit dem Erreichten zufrieden?

Guido Déus: Zunächst einmal bin ich unglaublich dankbar, dieses tolle Amt des Bezirksbürgermeisters nunmehr im sechsten Jahr ausüben zu dürfen, und ich gebe offen zu, ein bisschen Wehmut schwingt schon mit, wenn ich an den kommenden September denke. Wir haben in Beuel mit einer stabilen und gut zusammen arbeitenden Mehrheit aus CDU/SPD/FDP viele für die Zukunft des Stadtbezirks wichtige Weichenstellungen vorgenommen.

An welche Projekte denken Sie?

Déus: Zum Beispiel alle Themen rund um den Bahnhof Beuel. Den beschlossenen Kreisverkehr an der Kreuzung Königswinterer-/Siegburger Straße, ebenso wie einen neuen kleinen zentralen Busbahnhof auf dem Gelände des Güterbahnhofs. Die Unterführung zur Oberen Wilhelmstraße wird angst- und barrierefrei neu gebaut. Die Königswinterer Straße wird umgebaut. Und letztlich bietet die Quartiersgestaltung rund um das Pantheon-Theater sehr viel Potenzial für eine Neuausrichtung des Beueler Ostens.

Viele dieser Themen haben etwas mit dem Bau der S13 und dem Umzug des Pantheon-Theaters von Bonn nach Beuel zu tun. Waren das die Top-Motoren in den fast sechs Jahren?

Déus: Beide Ereignisse haben für den Stadtbezirk viele positive Entwicklungen ausgelöst. Gemeinsam mit den Aktivitäten am Bonner Bogen haben S13 und Pantheon im Stadtbezirk für eine enorme Aufbruchstimmung gesorgt.

Was hat Sie frustriert?

Déus: Zum Beispiel das jahrzehntelange zögerliche Vorgehen des Stadtplanungsamtes bei der Beseitigung des Stadtbahn-Engpasses in Höhe des Combahnfriedhofs. Ich bin aber zuversichtlich, dass der politisch beschlossene Weg nun konsequent beschritten wird. Denn wir dürfen nicht immer nur von ÖPNV-Förderung sprechen und wenn es ernst oder schwierig wird, kneifen.

     Guido Déus

Guido Déus

Foto: Benjamin Westhoff

Wann wird der Engpass beseitigt?

Déus: Das kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös beantworten. Aber ich werde das Thema auch nach der Kommunalwahl als Beueler Stadtverordneter weiter eng begleiten und nicht locker lassen. Für die Beschleunigung und die Fahrplanzuverlässigkeit der Stadtbahnlinie 66 ist die Beseitigung des Engpasses existenziell.

Wie steht es um die Beueler Bütt?

Déus: Nach dem jüngsten Bürgerbeteiligungsverfahren fangen wir als Stadt wieder bei Null an. Die Grundsanierung der Beueler Bütt würde mehr als elf Millionen Euro kosten. Da stellt sich die Frage, ob es Sinn macht, so viel Geld in eine alte Immobilie zu investieren, ohne diese deutlich attraktiver machen zu können.

Was schlagen Sie stattdessen vor?

Déus: Die Idee ist nicht neu, aber ich persönlich halte es für sinnvoll zu prüfen, ob wir nicht auf dem Gelände des Ennertbads ein neues Hallenbad bauen, die Beueler Bütt schließen und das Areal an der Goetheallee vermarkten. Eingesparte Sanierungskosten plus Grundstückserlös sollten hierfür eine auskömmliche finanzielle Grundlage bieten.

Welche Themen haben besonders viel Einsatz erfordert?

Déus: Die von der Stadtverwaltung anvisierte Unterbringung der Flüchtlinge, die städtischen Schließungsabsichten der Bezirksbüchereien und die von Bonn Orange gewünschte Umwandlung der Markthallen in einen Wertstoffhof. Alle drei Themen waren für die Bezirksvertretung Kraftakte, weil wir uns gegen die Bonner Pläne von Verwaltung und Teilen des Stadtrates zur Wehr setzen mussten.

Mit Erfolg?

Déus: Ja. Die Bezirksbücherei im Brückenforum existiert immer noch, die in der IGS wurde Schulbibliothek, und die Flüchtlinge haben wir damals im Stadtbezirk besser verteilt untergebracht. Die Markthallen sind ebenfalls noch geöffnet und Mieterhöhungen bei Vereinen wurden weitgehend rückgängig gemacht. Die Beueler Politiker haben sich im Stadtrat letztlich mit ihren Vorschlägen durchgesetzt. Die Unterstützung von Vereinen, Ehrenamt und Brauchtum stand und steht im Vordergrund.

Stimmt der Eindruck, dass sich in den vergangenen Jahren beim Wohnungsbau im Stadtbezirk nicht viel entwickelt hat?

Déus: Der Eindruck trügt. Das Stadttor Beuel ist bezogen, das integrative Wohnquartier am Ledenhof wächst und das Neubaugebiet Geislar-West ist auch weitgehend zugebaut.

Aber im Wohnpark II tut sich ebenso wenig wie auf dem Kissener-Gelände in Beuel-Süd und dem Areal der ehemalige Landwirtschaftskammer. Woran liegt das?

Déus: Neben der „Baustelle“ Planungsamt erfordert auch die bürgerseitig eingeforderte verstärkte Bürgerbeteiligung vermehrt Zeit, Fingerspitzengefühl und Politiker, die sagen, was geht und was nicht. Mehr bezahlbaren Wohnraum fordern und ihn dann nicht zulassen, widerspricht sich.

Wie stehen Sie zur Südtangente?

Déus: Grundsätzlich befürworte ich diese Trasse, halte sie aber politisch derzeit nicht für durchsetzbar und bin Pragmatiker. Deshalb ist es wichtig, dass wir unter anderem auch durch Baumaßnahmen wie Seilbahn, Radbrücke über den Rhein, Bau von Park-and-ride-Plätzen und Radschnellwegen die Stadt und ihre Bewohner aus dem Verkehrsstau herausholen.

Welches Projekt bezeichnen Sie als vordringlich für die nächste Wahlperiode?

Déus: Beim Thema Verkehr ist das eindeutig der Bau des beschlossenen großen Kreisels an der Kreuzung B 56/Bundesgrenzschutzstraße. Da muss die Stadt Bonn dringend mit dem Bund und dem Land für Klarheit bei der Finanzierung sorgen, hier sehe ich mich auch als Landespolitiker gefordert.

Sie sind 2014 angetreten, gestalten und nicht verwalten zu wollen. Wie fällt Ihre Bilanz 2020 aus?

Déus: Ich hätte mir gewünscht, noch mehr Projekte zum Abschluss bringen zu können, aber ich habe lernen müssen, dass Bürgerbeteiligung, Beratung,  Beschluss und Bau einer Maßnahme in einer Wahlperiode oftmals kaum zu schaffen sind.

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