Pflanzentauschbörse in Oberkassel Goldfelberich neigt zum Wuchern

Oberkassel · Zahlreiche Gartenfreunde schauen im Alten Rathaus Oberkassel vorbei, um eigene Pflanzen anzubieten und gegen neuen zu tauschen. Im Sommer soll es die nächste Auflage der Veranstaltung geben.

 Dominik Gassen preist Michael Moritz (rechts) die Vorzüge seiner widerstandsfähigen Gräser an.

Dominik Gassen preist Michael Moritz (rechts) die Vorzüge seiner widerstandsfähigen Gräser an.

Foto: Leif Kubik

„Da kümmern sich engagierte Naturfreunde direkt vor meiner Haustüre um die Krötenwanderung und mein Garten ist so tot, dass da nicht mal ein Vogel reingeht“, beklagt sich Regina Klinke. Die Oberholtorferin wohnt erst seit kurzem in ihrem neuen Haus und ist auf der Pflanzentauschbörse auf der Suche nach Abhilfe. Zahlreiche Pflanzen- und Gartenliebhaber hatten am Sonntagmorgen den Weg in den romantischen Garten hinter dem Kulturzentrum Altes Rathaus in Oberkassel gefunden, um entweder Liebhaber für ihr überschüssiges Grün zu finden oder – wie Klinke – ihren Garten, Balkon oder auch die Fensterbank mit eben diesem etwas zu beleben.

Die Veranstaltung hat eine über 30-jährige Geschichte. „Der Oberkasseler Gartenbauverein hat sich ja aufgelöst, die letzte Tauschbörse gab es im vergangenen Herbst“, erzählt Dominik Gassen. „Daher haben wir uns entschlossen, das Ganze weiterzuführen“, so der Hobbygärtner. Gassen engagiert sich in der Arbeitsgemeinschaft Altes Oberkasseler Rathaus (Agora) und organisierte die Veranstaltung am Sonntag zum ersten Mal.

Über mangelndes Interesse konnte er sich nicht beklagen: Die schönsten Stücke waren bereits nach einer halben Stunde vergeben. Familie Reuter zum Beispiel freute sich über einen großen Rhabarber und viele kleine frisch ausgetriebene Bärlauchpflänzchen: „Mitgebracht haben wir viel gute Laune“, erläuterte Mutter Julia lächelnd ihre Gegenleistung. Denn obwohl es sich bei der Veranstaltung um eine Tauschbörse handelt, darf man sich auch eindecken, ohne selbst etwas mitzubringen: „Anbieter und Interessenten halten sich normalerweise die Waage“, so Gassen.

„Mir ist es zu schade, Pflanzen, die ich nicht mehr verwenden kann, einfach auf den Kompost zu werfen“, sagte Anita Schaich über ihre Beweggründe, warum sie sich Sonntagsmorgens mit ihrem „halben Garten“ auf den Weg von Vilich-Müldorf nach Oberkassel gemacht hatte, um Pflanzen zu verschenken. „Das ist Goldfelberich – wenn der einmal angewachsen ist, wuchert er regelrecht und ist sehr robust“, erklärte sie einer Interessentin, was es mit den Stauden an ihrem Stand auf sich hat. Aber es gab nicht nur Pflanzen umsonst, sondern auch viele professionelle Tipps. „Lilienarten haben eine Wuchsrichtung“, erfuhr Achim Heiderich von Dominik Gassen. Der Hobbygärtner, der in seinen Urlauben regelmäßig verschiedene Tomaten- und Paprikasorten aufgespürt und kultiviert hat, tauschte einige seiner Setzlinge gegen eine Blaue Sumpfiris und erfuhr nun, wie er diese am besten pflanzen soll. „Am besten im Kreis und immer abwechselnd nach innen und außen wachsen lassen“, riet ihm Gassen.

Regina Klinke wird man wohl noch öfter auf den Börsen der Oberkasseler finden: „Die Eiben in meinem Garten sind noch das interessanteste, es gibt viele Zypressen und er ist 20, 30 Jahre nicht gepflegt worden. So viele Pflanzen, wie ich brauchen könnte, gibt's hier wohl leider nicht“, bedauert die Frau. „Ich hatte zuvor ein in 15 Jahren wundervoll eingewachsenes Gärtchen mit historischen Baumsorten und vielen Rosen. Bis ich das wieder umgesetzt habe, wird es ein Weilchen dauern.“

Aber ihre Chancen stehen gut: Gassen überlegt, noch in diesem Sommer die nächste Börse zu veranstalten.

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