Bahnübergang in Bechlinghoven Gitter an der Glückstraße bremsen E-Scooter aus

Bechlinghoven · Der Bahnübergang an der Glückstraße ist mit Gittern gesichert. Diese sind jedoch so eng angebracht, dass Senioren mit E-Scooter, Rollator oder Rollstuhl nicht durchkommen.

Schon wenige Meter von seinem Haus entfernt ist die Fahrt für Georg Schenk zu Ende. „Wie soll ich hier vorbeikommen“, schüttelt der 87-jährige Bechlinghovener verärgert den Kopf und versucht verzweifelt mit seinem E-Scooter um die Kurve zu kommen. Doch er hat keine Chance. „Hier ist meine Fahrt zu Ende. Ich werde einfach ausgebremst“, reagiert er wütend. Bleibt nur der Weg zurück auf die Glückstraße.

Dabei wäre die Route über die Gleise der Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) der kürzeste Weg zum Einkaufen oder in den nahen Wald. „Aber ich muss einen großen Umweg durch das Dorf nehmen.“ Besonders pikant an der derzeitigen Situation: Die entsprechende Bahnstrecke wird nur während Pützchens Markt genutzt. Die Anwohner müssen mit der Behinderung jedoch das ganze Jahr über leben.

Nicht nur Schenk kommt an dieser Stelle nicht weiter. In der Nachbarschaft wohnen gleich mehrere Senioren, die auf einen Scooter, Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind. Das Problem: Die sogenannten Drängelgitter an den Gleisen sind so eng platziert worden, dass es für jeden, der nicht mehr gut zu Fuß, mit einem Fahrrad oder einem Kinderwagen unterwegs ist, unmöglich ist, auf die andere Straßenseite zu kommen. Dabei gibt es den Hindernisparcours erst seit einigen Monaten.

Neuaufstellung mit zu geringem Abstand

Als die neuen Häuser neben der Gleistrasse errichtet wurden, montierte man die – damals gut platzierten – Absperrungen für den Baustellenverkehr ab. Im September wurden sie dann wieder aufgestellt, allerdings in einem viel zu geringen Abstand.

Dass der momentane Zustand nicht tragbar ist, das hat auch die Politik erkannt. Bereits im Januar hatten Vertreter von CDU, SPD und FDP einen Antrag an die Beueler Bezirksvertretung gestellt, damit der Übergang barrierefrei gestaltet wird. „Zwischen den Gittern ist teilweise nur 90 Zentimeter Platz“, ärgert sich der CDU-Stadtverordnete Reiner Burgunder und verweist auf das Behindertengleichstellungsgesetz. „Ähnlich wie Am Rosenbach könnte die Umlaufsperre durch Poller ersetzt werden, so dass Behinderte und Fahrradfahrer die selten benutzte Gleisanlage problemlos überqueren könnten“, schlägt Burgunder vor.

Stadt hat Kontakt mit der RSE aufgenommen

„Hier muss dringend etwas geschehen“, bekräftigt ebenfalls der langjährige Stadtverordnete Willi Härling, der sich mit den Senioren vor Ort getroffen hat. „Mit einer Flex wäre die Angelegenheit schnell erledigt“, schlägt er vor. „Man müsste das vorhandene Gitter nur an jeder Seite an vier Stellen abtrennen und die Sache wäre erledigt.“

Mittlerweile hat die Stadt Kontakt mit der RSE aufgenommen. „Die Stadt überarbeitet für die RSE die beiden Bahnübergänge Glückstraße und am Lidl. Der Betreiber muss dafür jedoch einen Antrag beim Eisenbahnbundesamt stellen. Sobald die Zustimmung des EBA vorliegt, kann die Stadt die Höhendifferenzen zur besseren Barrierefreiheit nacharbeiten“, versichert Markus Schmitz vom Presseamt.

Walburga Schmidt kann mit einem Rollator den „Hindernis-Parcours“ zwar in Millimeterarbeit passieren, aber „meine Nachbarin sitzt im Rollstuhl. Sie tastet sich teilweise rückwärts durch das Labyrinth, weil sie anders nicht vorbeikommt.“ Probleme, die auch so mancher Radfahrer kennt. Denn die Glückstraße wird von vielen Familien als Zufahrt zur Jugendfarm genutzt.

„Jeder, der hier nicht zu Fuß unterwegs ist, bleibt hängen“, ärgert sich Schmidt. „Als junger Mensch fällt einem das vielleicht nicht auf. Aber auch für kommende Generationen wünschen wir uns, dass jeder sicher auf die andere Straßenseite kommen kann“, ergänzt Schenk.

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