Vereine und SPD kritisieren Stadtverwaltung "Gehört Oberkassel noch zu Bonn?"

OBERKASSEL · Die Warteliste wird immer länger: Bahnsteige, Bahngleise, Kunstrasenplatz, Bürgerpark, Vereinshaus, Wagenhalle, Rhein in Flammen. Der Bürgerverein Oberkassel, der Verband der Ortsvereine (VdO) und SPD-Bezirksverordneter Ralf Laubenthal sorgen sich um die Zukunft Oberkassels.

 Sorgenvoller Blick nach Süden: In Höhe der Jupp-Gassen-Halle kann man in Oberkassel ohne Hindernis vom Fuß- und Radweg auf die Bahngleise am Rhein gelangen. Das kritisieren (v.l.) Hans-Georg Dreidoppel, Ralf Laubenthal und Rolf Sülzen.

Sorgenvoller Blick nach Süden: In Höhe der Jupp-Gassen-Halle kann man in Oberkassel ohne Hindernis vom Fuß- und Radweg auf die Bahngleise am Rhein gelangen. Das kritisieren (v.l.) Hans-Georg Dreidoppel, Ralf Laubenthal und Rolf Sülzen.

Foto: Holger Willcke

"Seit Jahren werden wir immer wieder nur vertröstet. Wenn ein Politiker uns besucht, hören wir nette und verheißungsvolle Worte. Ist er wieder weg, erlischt auch dessen Aktivität sofort", erklärte Hans-Georg Dreidoppel, Vorsitzender des vor fünf Jahren gegründeten Bürgervereins. Auch VdO-Vorsitzender Rolf Sülzen, der die Interessen von 31 Oberkasseler Vereinen vertritt, sieht die Situation ähnlich kritisch: "Wir haben uns auch schon mehrfach direkt an OB Jürgen Nimptsch gewandt. An der Lage der Dinge hat das aber auch nichts geändert." Und alle drei fragen sich: "Gehört Oberkassel noch zu Bonn?" Die Problem-Projekte im Einzelnen:

  • lBarrierefreie Bahnsteige: Seit Jahren fordern die Vereine, zumindest eine der drei Straßenbahnhaltestellen - am liebsten Oberkassel-Süd - barrierefrei umzubauen. Bislang scheiterte das immer am Geld. "Als SPD haben wir daraufhin beantragt, wenigstens den einen noch fehlenden Hochbahnsteig in Ramersdorf zu bauen. Diese Lösung wäre kostengünstig, die Fahrgäste könnten so zumindest dort umsteigen. Aber auch daraus wurde bislang nichts", ärgert sich Ralf Laubenthal. Stattdessen blicken die Oberkasseler neidisch nach Vilich, wo die Stadtwerke in diesem Jahr zumindest einen provisorischen Hochbahnsteig aus Holz an der Stadtbahnlinie errichtet haben.
  • Bundesbahngleise: Seit mehr als zehn Jahren fordern die Oberkasseler einen durchgängigen Schutz der Bahngleise in Höhe der Jupp-Gassen-Halle bis zum Bahnhof. Aus der Not heraus hat der Bürgerverein selbst Hand angelegt, einen Maschendrahtzaun gesetzt und ihn mit Grünranken zuwachsen lassen. "Aber es gibt natürlich immer noch Schlupflöcher, durch die spielende Kinder auf die Bahngleise gelangen können", so Laubenthal, der Vize-Bezirksbürgermeister von Beuel ist.
  • Kunstrasenplatz: Auf der städtischen Prioritätenliste zum Bau von Kunstrasenplätzen vagabundiert der Sportplatz am Stingenberg hin und her. Ergebnis: Verschoben, vertröstet, verschoben. "Es gibt Signale, dass wir 2013 an der Reihe sind. Wir hoffen weiter", so Dreidoppel.
  • Bürgerpark: 2011 erklärte sich der Bürgerverein bereit, die Patenschaft für den Springbrunnen zu übernehmen. Man überwies 100 Euro an die Stadt. In diesem Jahr erhielt der Verein die Nachricht aus dem Stadthaus, dass er als Pate die Kosten für Wasser und Strom übernehmen muss. Macht unterm Strich 1500 Euro im Jahr. Folge: Der Bürgerverein gab das Patenamt zurück. "Das können wir uns nicht leisten", so der Vorsitzende.
  • Vereinshaus: Seit 2008 engagiert sich der VdO für ein Vereinshaus für Besprechungen. Nachdem die alten Schulpavillons am Magdalenenkreuz abgerissen worden sind, meldete sich laut VdO ein Investor, der bereit war, in einem Wohnneubau einen Besprechungsraum für die Vereine einzurichten. "Das Grundstück hat der Investor von der Stadt immer noch nicht gekauft, weil sich die Verhandlungen so schwierig gestalten", so Sülzen.
  • Wagenhalle: Die Karnevalsgesellschaft Kaasseler Jonge möchte sie gerne im Oberkasseler Norden langfristig von der Stadt mieten. Laubenthal: "Die bewegt sich in dieser Frage nicht. Als Begründung wird immer wieder der geplante Bau der S 13 genannt. Dafür müsse das Areal reserviert bleiben."
  • Rhein in Flammen: Laubenthal will erfahren haben, dass die Stadt künftig die beliebte Veranstaltung in Eigenregie durchführen und sie von der Bonner Rheinaue ans rechte und linke Rheinufer verlagern will. "Und zwar zwischen Kennedybrücke und Südbrücke. Als Abschussplatz für das Feuerwerk könnte dann wie in Köln ein Schiff eingesetzt werden. Damit besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Feuerwerk vom Oberkasseler Ufer nicht mehr zu sehen ist", befürchtet Laubenthal.

Mit ihrer Aktion wollen die drei Oberkasseler die Politik in Bonn wachrütteln und auf Oberkassel aufmerksam machen. "So kann es nicht weitergehen. So darf eine Stadt nicht mit ihren Bürgern umgehen. Da muss sie sich nicht wundern, wenn das Engagement vieler Ehrenamtler nachlässt", sind sie sich einig und werfen der Stadt "Unterlassung und Ignoranz" vor. Sie wünschen sich mit den Verantwortlichen in Rat und Verwaltung einen Dialog statt "stiefmütterlicher" Behandlung.

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