Konrad-Adenauer-Platz in Bonn-Beuel Fußgänger müssen bald Umweg gehen

Beuel-Mitte · Um den Bahnverkehr zu beschleunigen, will die Stadt einen Überweg am Konrad-Adenauer-Platz schließen. Für sechs Monate soll die mittlere Fußgängerampel abgeschaltet werden. Die Bezirksvertretung entscheidet endgültig diesen Mittwoch.

 Weil der Überweg wie ein Pfropfen für den Verkehr aus allen drei Richtungen wirkt, will die Stadt die Ampel testweise erst mal für sechs Monate abschalten.

Weil der Überweg wie ein Pfropfen für den Verkehr aus allen drei Richtungen wirkt, will die Stadt die Ampel testweise erst mal für sechs Monate abschalten.

Foto: Benjamin Westhoff

Den Bürgern eine Annehmlichkeit wegzunehmen, ist für die Entscheidungsträger immer ein komplexer Abwägungsprozess. Bei dem Vorstoß des Tiefbauamtes, die mittlere Fußgängerampel am Konrad-Adenauer-Platz testweise für sechs Monate abzuschalten, um für mehr Verkehrsfluss für alle zu sorgen, ist eine Vorentscheidung gefallen. Der Planungsausschuss sprach sich jetzt dafür aus, aber nun haben noch die Beueler Bezirksverordneten an diesem Mittwoch ein Mitberatungsrecht (ab 17 Uhr, Rathaus Beuel).

Der Fußgängerüberweg von der Gottfried-Claren-Straße zur Von-Sandt-Straße ist noch ein Relikt aus der Zeit, als dort die Bahnhaltestelle in der Platzmitte war. Und ist auch nach deren Verlegung im Jahr 2004 geblieben - gegen den Rat von Experten, aber wie man sich erzählt, auf allerhöchsten "Wunsch" aus dem Alten Rathaus in Bonn.

Viele Leute laufen über Rot

Wer sich heute 30 bis 60 Minuten Zeit nimmt und die Situation beobachtet, sieht schnell, dass die Fußgängerampel zwar genutzt wird, aber natürlich deutlich weniger als diejenige ein Stück weiter an der Friedrich-Breuer-Straße und insbesondere zu der Bahnhaltestelle. Dort gibt es auch das gefährliche Phänomen, dass immer wieder Leute bei Rot über die vielbefahrene B 56 spurten, um noch ihre haltende Bahn zu erreichen.

Der mittlere Übergang ist dagegen deutlich weniger frequentiert, vielfach von älteren Leuten und Radfahrern, die aus dem Combahnviertel kommen. Sie alle müssten bei Abschaltung der Anlage einen Umweg nehmen, den die Stadt auf 60 Meter Länge taxiert. Zeitlicher Mehrbedarf: zwischen einer und eineinhalb Minuten, je nachdem. wie man die Grünphasen erwischt.

Dass die regelmäßigen Nutzer von dem ersatzlosen Wegfall nicht begeistert sind, darf man wohl voraussetzen. Aber auch die Beueler SPD stellt sich quer, nachdem die Genossen im Planungsausschuss noch mit Mehrheit für den städtischen Vorschlag gestimmt hatten.

Mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer

"Wir wollen zukünftig Fußgängern und Radfahrern bessere Möglichkeiten geben und ihre Sicherheit erhöhen und sie nicht schlechter stellen", erklärte Alexander-Frank Paul, der Vorsitzende des kommunalpolitischen Arbeitskreises der Beueler SPD-Ortsvereine, und hofft, dass der Beschluss noch revidiert wird.

Auch die SPD-Stadtverordnete Petra Maur ist fassungslos: "Der Adenauer-Platz zählt zu den gefährlichsten Verkehrsknotenpunkten in Beuel." Er sei für Fußgänger und Radfahrer einer der häufigsten Unfallschwerpunkte. "Und ausgerechnet dort soll einer der am stärksten genutzten Fußgängerüberwege in Beuel wegfallen." Die Beueler Sozialdemokraten befürchten, dass viele Bürger die durch den Wegfall nötigen Umwege scheuen und versuchen werden, ohne Überweg und Fußgängerampel weiter den Konrad-Adenauer-Platz dort zu überqueren. Außerdem bezweifelt sie die zeitlichen Vorteile für den rollenden Verkehr, von denen die Stadt ausgeht. Maur: "Ich glaube deshalb nicht, dass es viel bringt."

Vorbild Kennedybrücke: SPD Beuel befürchten wenig Verbesserungen

Diese Skepsis scheint zumindest nicht unangebracht, wie man an der Kennedybrücke schon vor zehn Jahren gesehen hat. Als die separate ÖPNV-Spur dort entstand, hoffte man auf eine Beschleunigung der Bahnen und nicht nur auf einen "stabileren Fahrplan", wie die Stadtwerke damals vorsichtig formulierten. Die Praxis war seitdem eine andere: Bahnen kommen immer wieder verspätet oder fallen ganz aus - der eigenen Bahnspur über die Brücke zum Trotz.

Die Stadt dagegen erwartet keine Nachteile, sondern bis auf das Umweg-Manko nur Verbesserungen. Während einer Baustelle auf der Nordbrücke sei der Übergang 2014 schon mal außer Betrieb gewesen, womit man gute Erfahrungen für den Verkehrsfluss gemacht habe, heißt es. Derzeit stünde die Fußgängerampel jedoch in Konflikt zu sämtlichen Fahrbeziehungen an diesem Knotenpunkt. Denn während der Grünphase für die Fußgänger würden alle drei Richtungen des Verkehrs am Konrad-Adenauer-Platz für mindestens 27 Sekunden angehalten.

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