Trauerfeier auf dem Friedhof am Platanenweg Für Walter Bitterberg zählte immer die Sache

Beuel · Ein Sozialdemokrat durch und durch, aber in aller erster Linie ein Familienmensch: Zahlreiche Wegbegleiter gedachten gestern Walter Bitterberg. Neben dessen Frau Gudrun, seinen Kindern und weiteren Angehörigen kamen Freunde und vor allem Genossen aus ganz Bonn auf den Friedhof am Beueler Platanenweg – insgesamt 100 Trauergäste.

 An den „Sozialdemokraten mit Ecken und Kanten“ erinnert Walter Schulten in der Trauerhalle des Beueler Friedhofs.

An den „Sozialdemokraten mit Ecken und Kanten“ erinnert Walter Schulten in der Trauerhalle des Beueler Friedhofs.

Foto: Benjamin Westhoff

Darunter befanden sich Bundestagsabgeordneter Ulrich Kelber, Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller, SPD-Fraktionsvorsitzende Bärbel Richter sowie Politiker aus allen vier Stadtbezirken und allen Parteien. „Gerade in den letzten Tagen sind ganz viele Erinnerungen wach geworden“, sagte Bärbel Dieckmann und erinnerte an 1994, als sie Bonns Oberbürgermeisterin wurde. Der Wahlsieg sei auch für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Walter Bitterberg der größte Erfolg in seinem Amt gewesen.

Das übte er übrigens von 1988 bis 2002 aus. Auch die größte politische Enttäuschung habe er in diesen Jahren erlebt, nämlich die Berlin-Entscheidung des Bundestages, sagte Dieckmann. „Walter machte sich stark für unsere Vision einer sozialen Stadt mit internationalem Charakter.“ So habe er Bonns Geschichte mit geschrieben. „Es ging ihm immer um die Sache. Nie um sich selbst. Persönliche Eitelkeit war ihm fremd“, sagte das ehemalige Stadtoberhaupt, deren Mann Jochen auch an der Feier teilnahm. Bitterbergs Reden seien immer fachlich gut ausgearbeitet gewesen – voller leiser Ironie.

Walter Bitterberg ist am 29. März im Alter von 78 Jahren nach längerer Krankheit gestorben. Geboren am 30. März 1939 in Gotha, hatte er als Kind den Krieg miterlebt. 1948 zog er nach Hessen, danach an den Niederrhein. Nach dem Abitur in Dinslaken studierte er in Bonn Mathematik und Physik, promovierte in Letzterem. Es folgte die Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni. Ab 1973 arbeitete der Beueler 30 Jahre lang als Lehrer am Schiller-Gymnasium Köln. Bei den Schülern galt er als Unikum, war humorvoll und auch konsequent.

Von 1972 bis 1975 gehörte er dem Bezirksausschuss Beuel an, dem Vorläufer der Bezirksvertretung. 1975 kam er dann als Stadtverordneter in den Rat. Zuletzt engagierte er sich noch als sachkundiger Bürger im Kulturausschuss. Bitterberg heiratete im September 1969. Er liebte Radtouren, die Reisen nach Norwegen, Südfrankreich und Rom sowie Skitouren und die Fahrt im Glacier-Express anlässlich seine 70. Geburtstags.

Hans-Walter Schulten, der ehemalige Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Bonn, erinnerte sich, wie Walter Bitterberg ihn in die Partei geholt hatte. „Er war ein Sozialdemokrat mit Ecken und Kanten.“ Es sei der Verlust „eines ganz lieben Menschen“. Der habe sich auch immer für die politische Arbeit in Beuel interessiert, so der dortige SPD-Bezirksfraktionsvorsitzende Dieter Schaper. Sein Nachfragen werde ihm fehlen.

Die Urne wird erst zu einem späteren Zeitpunkt im engen Familienkreis beigesetzt.

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