Deutsche Meisterschaft im Carcassonne-Spielen Freunde der "wilden Zockerei"

BEUEL · "Spielerfrauen" gehören offenbar einfach dazu: Nicht nur beim Herrenfußball, sondern auch beim Gesellschaftsspiel.

 Gesellschaftsspiele liegen wieder im Trend: Mitglieder des Vereins "Wilde Zockerei" nehmen sogar an Meisterschaften teil.

Gesellschaftsspiele liegen wieder im Trend: Mitglieder des Vereins "Wilde Zockerei" nehmen sogar an Meisterschaften teil.

Foto: Max Malsch

Die Brettspielfreunde vom Bonner Verein "Wilde Zockerei" hatten zum Qualifikationsturnier für die Deutsche Meisterschaft im Carcassonne-Spielen ins LiKüRa-Vereinsheim eingeladen und Julia Hilser kümmerte sich hinter dem Kuchenbuffet um das leibliche Wohl der Spieler. "Ich mag nicht alle Spiele so gerne, dass ich Vereinsmitglied werden möchte", erzählt die 31-jährige Psychologin, deren Mann Armin zu den Gründungsmitgliedern der "Zocker" gehört.

Jeden zweiten Donnerstag im Monat treffen sich die Spielfreunde im Spiele-Café Voyager in der Innenstadt, um Brettspiele im Ligasystem zu spielen: Insgesamt zwölf verschiedene Spiele spielen die Mitglieder und ihre Besucher - außer in Carcassonne werden noch in Kingdom Builder, Dominion, Seven Wonders und Stone Age regelmäßig Turniere ausgetragen.

Gesellschaftsspiele scheinen wieder im Trend zu liegen, und anders als viele andere Vereine suchen die "Wilden Zocker" weniger Nachwuchs, als vielmehr den einen oder andern älteren Mitspieler: "Wir sind nämlich fast alle zwischen 25 und 35", erklärt der Vereinsvorsitzende Patrick Schmidt. "Früher galten Brettspiele ja eher als uncool und vielleicht gibt es deshalb wenige Ältere, die nach Mitspielgelegenheiten suchen", bedauert er. Ein Luxusproblem, denn sonst ist die Spielertruppe bunt gemischt - an den Brettern sitzen auch Kinder und die Vertreter beider Geschlechter sind gleichmäßig verteilt.

"Sechs Punkte für Straßen, 20 für Städte, neun für Klöster und 18 für Wiesen", zählt Inga Jendro nach der ersten Turnierrunde. Keine schlechte Bilanz, "aber, dass das reicht, glaube ich nicht", lacht die Bankkauffrau, der man den Spaß am Spiel ansieht. Immer zu viert sitzen die Spieler an einem der insgesamt sieben Tische, nach jeder Runde wird gewechselt und zum Schluss treten die vier besten gegeneinander an, um unter sich auszumachen, wer im Oktober zur Deutschen Meisterschaft nach Essen darf.

Mitglied muss man übrigens nicht direkt werden, um mitzuzocken: Sowohl Spiele-Einsteiger und Neulinge, als auch alte Hasen sind zu den Treffen und Turnieren im LiKüRa-Vereinsheim oder dem Spiele-Café jederzeit willkommen. Auch Timo Treudt, der mit seinem Sohn Jacob zum Qualifikationsturnier gekommen ist, gehört noch nicht zum Verein: "Ich hatte von Freunden von dem Turnier erfahren, da haben wir uns spontan angemeldet", erzählt der 34-jährige Produktmanager.

"Wir möchten möglichst viele Menschen an einen Tisch bringen und eine Alternative zu den digitalen Angeboten bieten", erläutert Schmidt die unkomplizierte Vereinspolitik, "um zumindest für eine kurze Zeit abzutauchen in eine Welt des strategischen Rohstoffhandels, des taktischen Burgenbaus oder der diplomatischen Verhandlungen mit dem Gegenüber. Das Spielen von Gesellschaftsspielen ist eine prima Sache, um ohne großen Aufwand dem Alltag zu entfliehen", findet er.

Für Inga Jendro hat es übrigens zum Schluss tatsächlich leider nicht gereicht: Sebastian Schatz, Volker Hehrs, Benjamin Libor und Willi Schmidt hießen die Tagessieger, die sich so für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert haben.

Einen Veranstaltungskalender mit der Möglichkeit, sich zu den unterschiedlichen Turnieren anzumelden, gibt es auf www.wilde-zockerei.de.

Das Spiel Carcassonne

Bei dem nach der südfranzösischen Stadt Carcassonne benannten Gesellschaftsspiel, erarbeiten die maximal sechs Spieler durch das Zusammenfügen von quadratischen Kärtchen gemeinsam eine Landkarte. Die berühmten Festungen Carcassonnes dienen dabei als Kulisse, vor der die Spieler agieren. Das von Klaus-Jürgen Wrede erdachte Spiel wurde 2001 mit dem Kritikerpreis "Spiel des Jahres" und dem deutschen Spielepreis ausgezeichnet. Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Straßen, Klöster und Städte zu bauen.

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