Rettungsdienst in Bonn Feuerwehr erhält erneut keine Mittel für Brandübungshaus

BEUEL · Für die Ausbildung brauchen die Wehrleute ein Brandübungshaus. Doch die Politiker tun sich schwer damit, die beantragten 465 000 Euro für einen Neubau freizugeben.

 Diese alte Gasübergabestation auf dem Gelände der Feuerwache an der Maarstraße wird bisher für Brandübungen genutzt. Das Haus ist aber einsturzgefährdet und soll durch einen Neubau ersetzt werden.

Diese alte Gasübergabestation auf dem Gelände der Feuerwache an der Maarstraße wird bisher für Brandübungen genutzt. Das Haus ist aber einsturzgefährdet und soll durch einen Neubau ersetzt werden.

Foto: Max Malsch

Viele kritische Nachfragen aus allen Stadtratsfraktionen musste sich die Bonner Feuerwehr angesichts ihrer Pläne für ihr neues Brandübungshaus gefallen lassen. Der Betriebsausschuss für das Städtische Gebäudemanagement (SGB) verweigerte der Verwaltung jetzt jedenfalls erneut die Freigabe der beantragten Mittel von 465 000 Euro.

Damit hängt das Projekt seit nunmehr vier Jahren in der Schwebe. Stadtdirektor Wolfgang Fuchs will die offenen Punkte bis zur Dezember-Sitzung schriftlich erläutern. In der Vergangenheit hatte die Berufsfeuerwehr neben dem Alten Schlachthof und der Gallwitz-Kaserne auch eine alte Gasübergabestation auf dem Gelände der Feuerwache II in Beuel für Übungen genutzt. Letztere ist inzwischen einsturzgefährdet und darf nicht mehr betreten werden.

Dort soll ein Neubau entstehen, in dem sowohl die 300 Mitglieder der Berufsfeuerwehr als auch abends und an Wochenenden die 500 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren Such-, Rettungs- und Löscheinsätze üben können. Allerdings nur „kalt“. Aus Kostengründen will die Feuerwehr sogenannte „Heißübungen“ unter realistischen Brandbedingungen auch künftig bei externen Anbietern absolvieren.

Damit sollen die Bau- und Betriebskosten deutlich unter dem liegen, was andere NRW-Kommunen für ähnliche Anlagen ausgeben. Die günstigste „Heißübungsanlage“ habe die Stadt Düren für 900 000 Euro errichtet, berichtete Abteilungsleiter Carsten Schneider, der bei der Berufsfeuerwehr für Einsatz, Organisation und Personal verantwortlich ist, den Politikern.

Nachdem die ursprünglich für das Bonner Modell avisierten Baukosten von 620 000 Euro in den Ratsfraktionen trotzdem auf Widerstand stießen, sind die Kostenschätzungen inzwischen auf 465 000 Euro gesenkt worden. Unter anderem wurde auf einen Kontrollraum verzichtet, und die Feuerwehr will die Fenster des Hauses selbst einbauen und die Malerarbeiten in Eigenregie übernehmen.

Für Schneider gibt es wirtschaftlich dazu kaum eine Alternative. Das neue Haus könne während der Wachdienste für Übungen genutzt werden. Sollten die Wehrleute stattdessen außerorts – und damit außerhalb der 24-Stunden-Dienste – geschult werden, würden vier oder fünf zusätzliche Stellen notwendig. „Da werden die jetzigen Baukosten schnell überschritten“, erklärt Schneider.

Doch auch diese Summe wollte der Betriebsausschuss nicht ohne Weiteres freigeben. Dabei stehe die Notwendigkeit der Übungen außer Zweifel, betonte etwa Ausschussmitglied Rolf Beu (Grüne). Allerdings zeigten sich fast alle Mitglieder noch nicht überzeugt, dass hierfür ein eigener Neubau erforderlich ist. Eine Umfrage der Stadtverwaltung unter Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises hatte nämlich ergeben, dass dort keine Notwendigkeit für ein Übungshaus gesehen wird. Nur eine Kommune bekundete Interesse an einer sporadischen Mitnutzung.

Die Frage der Auslastung sei damit ungeklärt, bemängelte Dieter Schaper (SPD). Auch eine Zusammenarbeit mit der Stadt Köln sei nicht geprüft worden. Angesichts dessen seien 465 000 Euro kein „läppischer Betrag“, ergänzte Beu. Marcel Schmitt (BBB) empfahl stattdessen das Landesbehördenhaus für Übungen: „Da ist schon alles kaputt. Das kann man doch weiter kaputt machen.“

Zum Anwalt der Sache machte sich hingegen CDU-Ratsherr Jürgen Wehlus, der selbst seit 45 Jahren in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist. Deren Mitgliedern seien lange Fahrten in entfernt gelegene Übungshäuser in Düsseldorf oder Aachen in ihrem Feierabend nicht zuzumuten, betonte er. Bei der Fahrzeit bliebe für effektive Übungen kaum Zeit: „Sie entscheiden hier über die Sicherheit der Bürger“,“ gab Wehlus zu bedenken.

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