Kleinen jüdisches Lehrhaus Oberkassel Erinnerungen ans Channukka-Fest im Kerzenschein

OBERKASSEL · Auf den Tischen liegen Spekulatius und Plätzchen, auch ein Schokoladennikolaus findet sich. Gebannt lauschen die Gäste im Kleinen jüdischen Lehrhaus in Oberkassel den Geschichten rund um einen neunarmigen Leuchter und die Bedeutung des Chanukka-Festes. "Kum un Sitz", heißt es am Dienstag beim Verein für die Geschichte der Juden im Rheinlande anlässlich des achttägigen Tempelweihfestes.

 Der neunarmige Leuchter, an dem Leah Rauhut-Brungs die Kerzen entzündet, steht im Mittelpunkt des jüdischen Festes.

Der neunarmige Leuchter, an dem Leah Rauhut-Brungs die Kerzen entzündet, steht im Mittelpunkt des jüdischen Festes.

Foto: Max Malsch

Eigentlich ist das Chanukka-Fest, bei dem die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem gefeiert wird, eher ein kleiner jüdischer Feiertag. Doch für die meisten Kinder hat es einen großen Stellenwert. Schließlich gibt es Geschenke, und das Chanukka-Männchen kommt.

"Die Kommerzialisierung hat ähnlich wie bei Weihnachten auch hier ihren Teil dazu beigetragen", erklärt Leah Rauhut-Brungs, Vorstandsmitglied des Geschichtsvereins, den Besuchern. Vergleichbar sind die Feste ansonsten hingegen nicht. Während Weihnachten zu den wichtigsten Festen des Christentums zählt, sind die Chanukka-Tage nicht arbeitsfrei.

Erst mit dem Entzünden der Lichter im eigens für diesen Anlass bereitgehaltenen Leuchter ist Arbeiten verboten. Dann sitzt man nach jüdischem Brauch zusammen und spielt. Was sonst im ganzen Jahr verpönt ist, insbesondere das Spielen um Geld, wird in diesen Tagen nach den Vorschriften des Rabbiners intensiv getan.

Beliebt ist das Spiel mit dem Dreidel, einem vierseitigen Kreisel, auf dem vier Schriftzeichen den Satz "Ein großes Wunder geschah dort" andeuten. Im Mittelpunkt steht aber der neunarmige Leuchter, in dem in der Regel über acht Tage insgesamt 44 Kerzen angezündet und niedergebrannt werden.

Am ersten Tag brennt eine, am zweiten Tag zwei, bis am achten Tag schließlich alle acht Kerzen entzündet sind. Der neunte Arm ist für den Schammes (Diener) vorgesehen, an dem alle anderen Kerzen angezündet werden. Rauhut-Brungs erläutert diese Bräuche und verbindet sie mit Gedichten des Bonner Juden Max Herschel über seine Erinnerungen an Chanukka. Sie erzählt, dass bevorzugt Speisen, die in Öl ausgebacken wurden, Berliner oder Reibekuchen etwa, verzehrt werden. So werde an den Chanukka-Leuchter erinnert, dessen Kerzen mit Öl brannten.

Die gemütliche Runde im Kerzenschein ist auf Einladung des Vereins für die Geschichte der Juden im Rheinlande zusammengekommen, der in Oberkassel ein Museum zur jüdischen Geschichte betreibt. Es dient dazu, Kenntnisse über die Historie der Juden zu erforschen und zu bewahren.

So ist das Kleine Lehrhaus keine Andachtsstätte, sondern ein Ort der Information und Begegnung. Neben vielen anderen Veranstaltungen lädt der Verein etwa einmal im Monat zum Beisammensein und zu Gesprächen ein.

Chanukka-Fest:
Die Chanukkia war ein Leuchter im zweiten jüdischen Tempel in Jerusalem, der nie erlöschen sollte. Die Griechen entweihten den Tempel durch Götzen, erst nach dem Makkabäer-Aufstand 164 v. Chr. wurde er wieder geweiht. Bei der Wiedereinweihung war laut Überlieferung nur noch geweihtes Öl für einen Tag auffindbar war. Wie durch ein Wunder brannten die Ölleuchten dennoch acht Tage. Daran erinnern die acht Kerzen des Chanukka-Leuchters.

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