Umweltschutz Energiewende mit Kinderaugen

Bonner Drittklässler erhalten von den Stadtwerken bis zu den Sommerferien das Buch "Die Konferenz der Kabel". Es erklärt die Energiewende kindgerecht. Den Auftakt der Aktion gab es am Montag in der Oberkasseler Grundschule.

OBERKASSEL. In Sachen Energiewende konnten all die Erwachsenen, die gestern Station in der Gottfried-Kinkel-Schule machten, Julia und Marie eigentlich nicht viel Neues erzählen. Denn die beiden Zehnjährigen sind geprüfte Klimabotschafterinnen mit Klimaführerschein. Doch genau weil die Oberkasseler Grundschule bei diesem Thema schon recht weit ist, war sie gestern Schauplatz einer Premiere: Die Stadtwerke Bonn (SWB) Energie und Wasser stellten ihr erstes Kinderbuch vor. "Die Konferenz der Kabel" heißt es und "vermittelt in einer bundesweit bislang einmaligen Initiative vielschichtig Erstwissen zur Energiewende und leistet damit Pionierarbeit zur Frühaufklärung", wie es Marketingleiter Jürgen Winterwerp beschreibt.

Noch vor den Sommerferien sollen alle Drittklässler in Bonn das Buch kostenlos erhalten. Dass Julia und Marie als Viertklässler gestern in den Genuss eines Exemplars kamen, lag daran, dass die Drittklässler zu neuen Klimabotschaftern ausgebildet wurden. "Das Buch ist lustig und erzählt, dass sich die Kabel zu einer Konferenz in Bonn treffen, wo sie über ihre Arbeit berichten", erzählte Julia, die schon einmal hineingeschaut hatte. Die Schriftgröße sei für Kinder gut lesbar. "Ich finde toll, dass man viele Orte aus dem Buch selbst kennt", meinte Marie.

So treffen sich die teilnehmenden Bonner Kabel, Rohre und Leitungen nicht irgendwo, sondern in einem unterirdischen Versammlungsraum neben der Tiefgarage unter dem Münsterplatz. Und da Bonn so international ist, gibt es ganz besondere Gäste: eine "Gruppe wissbegieriger Untersee-Hochfrequenz-Kabel aus Japan." Bislang, so heißt es in dem Buch, hätten sie vor allem mit Atomenergie zu tun gehabt und wollten sich nun bei den fortschrittlichen Bonnern über die Energiewende in Deutschland informieren. Ein wenig Politik ist also auch enthalten. Vor allem aber Wissen. So berichtet ein Ippendorfer Wasserrohr, warum es keine Luft in sich mag.

Die Idee von Winterwerp kommt an, nicht nur bei der Stadt Bonn, die mit einem Beirat aus Politik, Wissenschaft, Organisationen und Verbänden einen Masterplan zum Klimaschutz erarbeitet. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch verwies auch darauf, dass gerade ein neues Kraftwerk gebaut werde, das wieder den Dampf der Müllverbrennungsanlage nutzt. "Ich soll euch herzliche Grüße von der Bundeskanzlerin senden", sagte Georg Streiter, stellvertretender Sprecher der Bundesregierung. Und er machte klar, warum das Thema schon für Schüler wichtig sei: "In zehn Jahren seid ihr die Bestimmer und wir sind alte Opas." Mit seinem Schlusssatz begeisterte er ebenfalls: "Lest das Buch mal durch, das ist spannender als ein Rechenbuch", so der Vize-Regierungssprecher. Damit traf er den Ansatz von Peter Weckenbrock, SWB-Geschäftsführer Energie und Wasser. "Es ist wichtig, Ideen zu vermitteln, wie man Energie sparen kann, aber das Lernen soll Spaß machen", meinte er.

Julia und Marie haben schon manches in die Tat umgesetzt. So klebt am heimischen Kühlschrank ein "Tür zu, mir wird warm"-Aufkleber. "Man soll nicht stundenlang duschen oder die Spülmaschine nicht halb voll starten", wusste Julia zu berichten. Marie hat ihrem Bruder kurzerhand einen Zettel an die Tür geklebt, damit er das Licht ausmacht, wenn er geht.

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