Filmprojekt Eine Vision von Schule

BEUEL · Abiturienten aus Beuel, Bonn und Köln wollen einen Kurzfilm über das Thema Schule drehen. Um den Film zu finanzieren, sind sie noch auf der Suche nach Sponsoren.

 Der Film ist noch ein ernsthaftes Hobby, aber er soll nach dem Abitur auch Beruf werden: (von links) Pascal Schuh, Chiara Mastandrea, Ruben Marin, Mateo Wansing Lorrio und Niklas Goldner wollen einen Kurzfilm über das Schulsystem drehen.

Der Film ist noch ein ernsthaftes Hobby, aber er soll nach dem Abitur auch Beruf werden: (von links) Pascal Schuh, Chiara Mastandrea, Ruben Marin, Mateo Wansing Lorrio und Niklas Goldner wollen einen Kurzfilm über das Schulsystem drehen.

Foto: MLH

Dunkel und düster ist das Szenario, die Protagonisten indes sind alle gleich angezogen. In Weiß. Die Schule als surrealer, abgeschlossener, unwirtlicher Ort, in dem kein Freude herrscht, wo Gleichmacherei die Regel ist, Individuen untergehen in der Masse. Was liegt näher, als wenn junge Leute, die gerade dabei sind, ihre Schullaufbahn abzuschließen, genau das zum Thema eines Films zu machen? Die etwa 30 Jugendlichen um Pascal Schuh stehen zwar noch mitten in den Abiturprüfungen, dennoch treiben sie ihr Filmprojekt voran. „Wir wollen jetzt über Crowdfunding Geld sammeln, um den Film unmittelbar nach den mündlichen Prüfungen abzudrehen“, so der 19-jährige Regisseur und Drehbuchautor.

Und unerfahren sind sie ganz und gar nicht. Mit ihrem Kurzfilm „Herzinfarkt“ wurden sie im vergangenen Jahr auf dem Bonner-Jugendfilmfestival mit dem ersten Platz ausgezeichnet und erhielten eine Nominierung für den Camgaroo Award in München. „Wir sind gerade an der Schwelle zwischen leidenschaftlich-kreativen Amateuren und professionellen Filmemachern“, sagt Niklas Goldner, der für Drehbuch und Produktion zuständig ist.

„Wir“ – das sind 17- bis 20-Jährige aus Beuel, Bonn und Köln, die alle vor allem die Liebe für den Film eint. Hauptdarsteller Ruben Marin, 19, hat schon im vergangenen Jahr Abi gemacht und ist mittlerweile an einer privaten Schauspielschule in Köln, so wie Mateo Wansing Lorrio, der gerade Abi macht.

„Uns ist wichtig, dass wir mit unserem Film nicht eine bestimmte Schule kritisieren wollen, sondern vor allem das System“, sagt Pascal. „Die Idee kam mir einmal, als ich nach der Schule auf meinem Bett lag und überlegt habe, was ich denn nun gelernt habe an dem Tag.“ Die anderen nicken. Chiara Mastandrea, 18, die mit Thorben Paul alle Kostüme näht und nach dem Abi am liebsten ein Praktikum am Theater machen möchte, ergänzt: „Schule ist für viele von uns ein Alltag, der von 8 bis 16 Uhr geht, meistens ohne Mittagspause. Von den Lehrern hören wir immer: So ist eben das Leben. Aber wir sind der Ansicht, dass wir etwas verändern können.“ So sei die Idee entstanden, einen „schulsystemkritischen“ Film zu drehen.

„Wir sehen ja selbst, dass viele Lehrer selbst nicht klar kommen mit dem System und den Lehrplänen“, sagt Pascal, und die Gruppe beginnt über Lehrer mit Burnout zu reden. „Uns ist ja klar, dass die meisten den Job machen, weil sie Geld verdienen müssen. Aber wir wünschen uns Lehrer, die Spaß daran haben, Schüler für das zu begeistern, was sie uns beibringen sollen“, so Niklas Goldner. „Schule ist auf die Masse ausgerichtet, das Individuum bleibt auf der Strecke. Und die Lehrpläne lassen den Lehrern auch nicht viel Freiraum.“

Deshalb haben sich die Schüler überlegt, die unterschiedlichen Probleme und Schwächen der heutigen Schule durch eine eher drastische Darstellung bewusst zu machen. Die Geschichte wird aus der Sicht von Simon gezeigt, der von einer Privatschule auf eine staatliche Schule wechselt. „Das soll nicht bedeuten, dass Privatschulen per se besser sind“, so Pascal. „Uns geht es darum, einen Protagonisten zu haben, der mit einem neuen Blick auf unser Schulsystem schaut.“ Simon wird schnell merken, dass er nicht in das „System“ hineinpasst.

Kameramann Alex Henseler, der seine Passion nach dem Abitur zum Beruf machen will und schon mehrere Werbefilme und Kurzfilme realisiert hat, hat sich für einen Dreh mit viel Schattenspiel entschieden. Drehort ist ein alter, großflächiger Keller in Bad Honnef.

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