Junges Theater Beuel Eine Frage des Typs

Beuel · Der Donnerdrummel bereitet ganz schön Probleme. Auf ihn flucht Ronja Räubertochter besonders gerne, auch in ihrem ersten Gespräch mit Birk Borkason – und diesen Dialog hat das Junge Theater Bonn (JTB) ausgewählt, um bei einem ersten Casting für die Neubesetzung der beiden Hauptrollen in dem beliebten Stück „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ einen Eindruck von den jungen Bewerbern zu erhalten.

 Die Teilnehmer des Castings für die Neuaufnahme von "Rico, Oskar und die Tieferschatten" am Jungen Theater Bonn freuen sich auf die ihnen gebotene Chance.

Die Teilnehmer des Castings für die Neuaufnahme von "Rico, Oskar und die Tieferschatten" am Jungen Theater Bonn freuen sich auf die ihnen gebotene Chance.

Foto: Thomas Kölsch

Also schimpfen die rund 30 Nachwuchsschauspieler, die dem Aufruf gefolgt sind, um die Wette und stolpern dabei immer wieder über den besagten unbekannten Fluch.

„Es geht jetzt nicht darum, dass ihr den Text fehlerfrei ablesen könnt“, beruhigt der stellvertretende Intendant des JTB, Lajos Wenzel, die Casting-Teilnehmer. „Wir wollen nur einen ersten Eindruck von euch gewinnen, wollen euch auf der Bühne sehen und eure Stimme hören.“

Zusammen mit Regisseur Andreas Lachnit nimmt Wenzel die Teenager in Augenschein, die die inzwischen aus ihren Rollen herausgewachsenen Erstbesetzungen ersetzen sollen. Viel Zeit ist dafür nicht, die ausgewählte Szene ist knapp zwei Minuten lang. „Was wir hier machen, ist letztlich das Äquivalent zum Durchschauen von Bewerbungsfotos“, gesteht Wenzel. Es ist ein Screening nach bestimmten Typen. „Über die tatsächlichen schauspielerischen Qualitäten sagt diese erste Runde relativ wenig aus. Dafür gibt es den Recall. Daher kann man heute auch nichts falsch machen.“ Außer vielleicht etwas zu bemüht zu spielen, wie Lachnit am Ende des Castings verrät.

Die Gründe für eine Teilnahme am Casting sind so unterschiedlich wie die anwesenden Charaktere. „Ich mache zum ersten Mal bei so etwas mit“, bekennt der 13-jährige Luca Micus, der mit seinen Eltern extra aus Unnau in der Nähe von Bad Marienberg angereist ist. „Ich habe die Bücher alle verschlungen und wollte deshalb einfach mal mitspielen.“ Neugier als Triebfeder. Andere hat dagegen der Ehrgeiz gepackt: „Ich habe schon einmal an einem Casting im Jungen Theater teilgenommen und bin auch weit gekommen, habe die Rolle aber letztlich nicht gekriegt“, erzählt Pit Hühner (12) aus Bonn. „Jetzt möchte ich es noch einmal wissen.“

Allerdings, so betont Wenzel mehrfach, ist eine potenzielle Zusage beim Jungen Theater Bonn mehr als nur ein Hobby. „Auch wenn ihr Kinder seid, gilt das als professionelles Engagement. Das heißt, dass alles andere hintanstehen muss, ob es nun Sport ist oder ein Familienurlaub.“ Eine ziemliche Belastung – und eine, die nicht nach einer Woche wieder verschwindet.

„Wir werden mindestens bis Weihnachten spielen, vielleicht sogar länger“, sagt Lachnit. „Das ist viel verlangt, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Die Erfahrungen, die ihr hier bei uns im Theater sammelt, die prägen.“ Wer letztlich die Rollen bekommen wird, ist allerdings noch offen.

Zunächst einmal haben Wenzel und Lachnit 16 Teenager zu einem Recall eingeladen, darunter Luca und Pit. „Es waren auf den ersten Blick viele gute Kandidaten dabei“, gesteht Wenzel. Die müssen jetzt zeigen, was sie wirklich können. Und dass sie auch wirklich wollen.

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