Deutsch-Ungarischer Abend Eine Filmvorführung mit kleinen Pannen

BEUEL · Die Deutsch-Ungarische Gesellschaft hatte zu einem Abend mit dem Fernsehjournalisten Michael Kluth eingeladen. Doch die Zuschauer erwarteten kleine Pannen und eine spannende Diskussion.

 Der renommierte Fernsehjournalist Michael Kluth. FOTO: KUBIK

Der renommierte Fernsehjournalist Michael Kluth. FOTO: KUBIK

"Perfect preparation prevents poor presentation", lacht Peter Spary selbstironisch. Und in der Tat hatten sich wohl die meisten der rund 30 anwesenden Gäste den Abend etwas anders vorgestellt: Die Deutsch-Ungarische Gesellschaft hatte zu einem Filmabend mit Werken des renommierten Fernsehjournalisten Michael Kluth ins Beueler Haus am Rhein eingeladen, aber von den zwei geplanten Streifen bekamen die Zuschauer dann letzten Endes nur einen und den mit kaum hörbarem Ton zu sehen. "Eine wenig bessere Planung hätte diese Panne sicherlich vermieden", entschuldigt sich der Präsident Spary bei Publikum und Ehrengast Kluth: "Uns fehlt schlicht ein Lautsprecherkabel." Das ließ sich dann auch trotz spontaner Beschaffungsversuche nicht mehr auftreiben - der anwesende Autor nahm es aber gelassen und stand den interessierten Gästen während des anschließenden Essens für vielerlei Fragen zur Verfügung.

Und dabei waren dann weniger Kluths Filme im Fokus als vielmehr die aktuelle politische Situation des mitteleuropäischen Landes zu der der Filmemacher in vielen Punkten eine deutlich kritischere Position vertritt, als viele der sich größtenteils als konservativ verstehenden Vereinsmitglieder.

Bereits im vergangenen September war Kluth im Rahmen einer Diskussionsrunde zur aktuellen politischen Situation bei der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft zu Gast. Kluths bilderstarker Film über das Weltkulturerbe Hortobagy-Puszta hatte auch ohne Ton eine starke Wirkung bei den Gästen erzielt; auf die Vorführung des zweiten Werks "Melancholie des Widerstandes - Notizen zur ungarischen Literatur" verzichtete man dann einvernehmlich, "da es hier auf das gesprochene Wort angekommen wäre", wie Kluth betonte.

Die Deutsch-Ungarische Gesellschaft widmet sich seit ihrer Gründung im Jahr 1994 dem Aufbau von freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Ungarn auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem, wissenschaftlichem und teilweise auch sportlichem Gebiet. Seit 2001 fungiert man außerdem als Dachverband für die regionalen und fachlich orientierten deutsch-ungarischen Gesellschaften. Aktuell um die 360 Mitglieder stehen in engem Austausch mit anderen deutsch-ungarischen Gesellschaftern, der Deutsch-Ungarischen Parlamentariergruppe im Bundestag und den Vertretern diplomatischer Einrichtungen. Der ungarische Filmabend soll im April in einem Kino wiederholt werden.

Kurz gefragt mit Michael Kluth

Michael Kluth realisiert seit Anfang der siebziger Jahre als Autor Beiträge für das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Nach Studium und Promotion arbeitete er zunächst als Chefdramaturg am Staatstheater Darmstadt und am Bremer Theater am Goetheplatz. Seit den späten siebziger Jahren dreht Kluth regelmäßig in Ungarn - seit den neunziger Jahren realisiert der Filmemacher dort immer wieder Beiträge für deutsche Kulturmagazine über die Situation der ungarischen Medien und der öffentlichen Kultur.

Können Sie als Autor in Ungarn aktuell so frei arbeiten, wie in der übrigen EU?
Michael Kluth: Uneingeschränkt ja! Sie spielen wahrscheinlich auf das von der Regierung Orbán verabschiedete Mediengesetz an, das ja auf starken Druck der Bevölkerung und der EU in Teilen geändert wurde. Diese Änderungen werden von vielen Betroffenen jedoch als eher kosmetische Reparaturen verstanden. Als europäischer Journalist konnte ich aber bislang noch immer so frei arbeiten, wie überall in der EU.

Victor Orbán gehört nicht zu den beliebtesten Politikern in Brüssel: Ist Ungarn auf dem Weg zu einem autoritären Staat?
Kluth: Ich bin ein pathologischer Optimist und denke, dass Ungarn seine festen Platz in der EU behalten wird. Allerdings sehe ich mit großer Sorge, dass Orbán laut eigener Auskunft Politiker wie den türkischen Präsidenten Erdogan oder Vladimir Putin als Vorbilder betrachtet und Sympathie für den Begriff der "gelenkten Demokratie" äußert.

Wie ist es zu Ihrem besonderen Verhältnis zu Ungarn gekommen?
Kluth: Ich habe Ende der siebziger Jahre einen ersten Beitrag in Ungarn für den WDR realisiert und mich ein wenig in das Land und seine Menschen verliebt. Seither habe ich unzählige Beiträge vor allem über die ungarische Kultur- und Literaturszene gemacht und viele Freunde gewonnen.

Sprechen Sie eigentlich ungarisch?
Kluth: Kaum - bei meiner ersten Begegnung mit dem bekannten Übersetzer Ambrus Bor hat der mir geraten statt meines unverständlichen Ungarisch besser deutsch oder englisch zu sprechen. Das ist seither leider nicht viel besser geworden.

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