Stoffe aus Afrika Eine Beueler Fotografin will ein Zeichen gegen den absurden Wirtschaftskreislauf setzen

BEUEL · Dass sie es bis zur Mafwa Nkongli, also zur afrikanischen Königin der Liebe und Freundlichkeit, gebracht hat, bringt Renate Hofmann natürlich immer wieder zum Schmunzeln. Die 59-jährige Beuelerin hat das ihrem Einsatz auf dem Schwarzen Kontinent zu verdanken.

 Fon Momo (Mitte) mit Helmut und Renate Hofmann.

Fon Momo (Mitte) mit Helmut und Renate Hofmann.

Foto: GA

Die Beuelerin hat sich eigentlich als Journalistin und mehrfache Buchautorin einen Namen gemacht. Für Kirchen und soziale Dienste ist die Fotografin immer wieder mit sensiblem Blick unterwegs. Jetzt streicht sie in ihrem Atelier über wunderschöne farbenfrohe afrikanische Stoffe, die sie mit Hilfe von europäischen Schnitten in Wunschgarderobe verwandelt.

Woher stammt also der Ehrentitel? "Dazu hat mich vor gut zehn Jahren der inzwischen verstorbene König Fon Momo aus Kamerun gemacht", sagt Hofmann und zeigt in ihrem Schrank die Insignien der Würde, also das bestickte Königinnengewand, eine Mütze und einen Pferdewedel. Momo war König seines Stammes in Dschang. Und die Hofmanns hatten Kontakt zu ihm über das evangelische Studentenpfarramt, dem Renate Hofmanns Ehemann Helmut von 1987 bis 1997 als Pfarrer vorstand.

"So kannten und halfen wir vielen afrikanischen Studenten, eben auch Stammeshäuptling Charles aus Kamerun, der wiederum Schwager des Königs ist", sagt Hofmann. Als Fon Momo hier in Bonn operiert werden musste, wohnte er bei der Pfarrersfamilie. Und empfing sie dann selbstverständlich auch in seinem Dorf, um sie zu adeln.

"Mein Mann wurde zum 'Freund wie ein Zwillingsbruder' erhoben, ich eben zur Mafwa", sagt Renate Hofmann und zeigt dann zahlreiche Zeitungsartikel über die wirtschaftlichen Konsequenzen von hiesigen Altkleiderspenden in Afrika. Über die afrikanischen Kontakte kam sie vom Thema des letztlich absurden Wirtschaftskreislaufes durch Kleiderspenden nämlich nicht mehr los.

Als sie vor drei Jahren in Liberia für eine Entwicklungshilfeorganisation fotografierte, da habe sie das Ergebnis westlicher Spendenpraxis wieder live gesehen: "Da liefen alle Männer in Second-Hand-Klamotten von uns rum. Ich habe fast nur von uns schon abgetragene Billig-T-Shirts unserer Discounter gesehen. Das ist eine Beleidigung der Menschen", so Hofmann.

Auf den Märkten lag die gleiche Ware zum Verkauf aus und wurde, weil billiger als heimische Textilien, auch erworben. "Wir machen uns nicht klar, dass unsere Sachspenden dort bezahlt werden müssen und gleichzeitig den Markt kaputtmachen." Da wollte die Designerin Hofmann mit ihren Mitteln im Kleinen entgegensteuern.

Seither bezieht sie bewusst nur Stoffe direkt von Produzentinnen vom Schwarzen Kontinent und näht hier individuell nach Käuferwünschen. "Ich arbeite also mit per Hand gebatikten farbenfrohen Damaststoffen, in denen so viel Lebensfreude steckt", sagt Hofmann und führt Kleider, Röcke, Mützen, Blusen und Hemden vor. Das "dicke Geld" kann sie damit nicht verdienen, das weiß sie. Sie wolle halt auch ein Zeichen setzen.

Als sie ihre Schneiderei im Stadthaus als Gewerbe anmeldete, habe es vor Ort übrigens einiges Hallo gegeben, sagt Hofmann dann und grinst. Nein, sie sei nicht als "Königin der Liebe und Freundlichkeit" mit buntem Kopfschmuck und Pferdeschweif hineingerauscht. Aber dann doch in einer so exotischen Eigenkreation, dass der Sachbearbeiterin der Mund offen stehen blieb. "Sie hat dann nur noch gefragt: Und wie viel kostet so etwas Schönes?"

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