Paul-Gerhardt-Schule in Beuel Einbrecher verwüsten Klassenraum

Beuel · Es muss eine gute Party gewesen sein, das belegen Fotos mit leeren Wodkaflaschen, Kekspackungen, Zigarettenstummeln und Bierflaschen. Nur der Ort ist etwas ungewöhnlich: die Klasse 1B der Paul-Gerhardt-Schule in Beuel. Zum sechsten Mal in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren sind Einbrecher in den Weihnachtsferien in die Grundschule eingedrungen und haben dort gewütet.

 Spuren einer ausschweifenden Party in den Weihnachtsferien im Klassenzimmer der 1B der Paul-Gerhardt-Schule.

Spuren einer ausschweifenden Party in den Weihnachtsferien im Klassenzimmer der 1B der Paul-Gerhardt-Schule.

Foto: SCHULE

"Seit ich hier vor dreieinhalb Jahren als Rektor angefangen habe, ist es immer schlimmer geworden", sagt Dirk Wetzig. Ein Beleg dafür dürfte auch die neueste Tat vom vergangenen Sonntag sein: Eine Mutter aus der Garten-AG, die sich auf dem Schulhof um Pflanzen kümmerte, beobachtete, dass sich eine Gruppe Jugendlicher Drogentütchen hin- und herreichte. Am nächsten Morgen fand der Hausmeister Chaos vor.

Tablets wurden gestohlen

"Auf dem gesamten Schulhof lagen Glasscherben verstreut, und die Fensterscheibe zu einem Klassenraum war zerstört", so Wetzig. Die Kosten für das Fenster gibt er mit 400 Euro an. Er hat schon Routine im Schreiben von Schadensberichten. Die Straftaten sagt er auswendig auf: eine abgeschnittene Schaukelhängematte, ein gestohlener 250-Kilo-Tresor, der zerstörte Raum der Übermittagsbetreuung auf dem Gelände der benachbarten Realschule, 13 gestohlene Schülertablets (für die Diebe wertlos, da sie zu einem Verbundsystem gehören) und, und, und.

"Jedes Mal habe ich an die Stadt Bericht erstattet, geändert hat sich nichts", sagt der Schulleiter resigniert. Dabei mangelt es ihm nicht an Ideen. Bewegungsmelder, Alarmanlage, verstärkter Einsatz des Stadtordnungsdienstes, Gitter vor den Fenstern - es gäbe viele Möglichkeiten, es den Tätern schwerer zu machen, in das sehr verwinkelte und teils schlecht einsehbare Gebäude zu kommen. Oder diejenigen zu vertreiben, die sich dort ihren Schuss setzen. "Ich räume hier regelmäßig blutiges Fixerbesteck vom Grundstück weg", sagt Wetzig.

Ganz so schlimm sind die Zustände in der Realschule gegenüber nicht. "Aber auch wir hatten sechs Einbrüche in den letzten zwei Jahren", erzählt Rektor Christoph Mahlmann. Das größere Problem sieht er in Verunreinigungen, teils auch mit Glassplittern, und Zerstörungen. "Unsere Tischtennisplatten mussten des Öfteren dran glauben", so Mahlmann.

Zwei Tätergruppen

Sein Kollege Wetzig hat am Dienstag mit einem Rundbrief die Nachbarn informiert und um Sensibilität gebeten: "Die Party in den Ferien ist einem Nachbarn sogar aufgefallen, aber er hat die Polizei nicht gerufen, weil er meinte, die sei die letzten Male auch nicht gekommen." Dem hält die Bonner Polizeisprecherin Daniela Lindemann entgegen: "Bei Verdachtsmomenten bitte immer die Polizei rufen, wir kommen auf jeden Fall."

In den letzten Wochen habe die Polizei vermehrt Einbrüche in Schulen und Kitas festgestellt, was den Ferien geschuldet sei. "2015 haben wir in mehreren Fällen Täter ermittelt, wobei es sich oft um ortsansässige Jugendliche handelt", so Lindemann. Es gebe zwei Tätergruppen: Die einen hätten es auf Bargeld abgesehen, die anderen auf Zerstörung. In Sachen Strafverfolgung meinte sie: "Wir führen alle Informationen zusammen und übergeben diese der Justiz."

Das Städtische Gebäudemanagement (SGB) ließ über das Presseamt mitteilen, dass das Phänomen bekannt sei. "Im Stadtgebiet kommt es immer mal wieder zu Einbrüchen und Fällen von Vandalismus an Schulen. Wir prüfen immer im Einzelfall, ob sich durch bauliche Maßnahmen eine Verbesserung erzielen lässt", so das SGB. Dies werde auch im Fall der genannten Schulen geschehen.

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