Kriminalität in Bonn Einblick in die Polizeiarbeit in Beuel

Beuel · Der Leiter der Polizeiwache Ramersdorf, Gerd Peter, hat Einblicke in die Polizeiarbeit gegeben. Sein Konzept: Präsenz zeigen und Kriminelle aus der Anonymität holen.

 Leitet die Polizeiwache Ramersdorf: Gerd Peter.

Leitet die Polizeiwache Ramersdorf: Gerd Peter.

Foto: Barbara Frommann

Gerd Peter, Leiter der Polizeiwache Ramersdorf, und sein 122-köpfiges Team sehen jeden Tag mehr Verstöße als sie ahnden können – zum Beispiel Autofahrer, die das Handy am Ohr haben. Das findet er überhaupt nicht witzig. Doch weitaus schwerwiegender ist, dass rund um den Beueler Rathausplatz mit Drogen gehandelt wird. Ein Anwohner meint sogar, es werde immer schlimmer. Passanten beobachten abends einen Jugendlichen, der seelenruhig mit einem brennenden Joint über den Platz schlendert. „Der fühlt sich offenbar sehr sicher. Wenn die Polizei mit Streifenwagen dort steht, lässt sich natürlich keiner blicken“, sagt Peter. Von Anwohnern wüssten die Beamten, dass in den Grünanlagen Drogenverstecke wären.

Der gesamte Platz stünde unter Beobachtung von benachbarten Wohnungen und Geschäften aus. Der Deal geht so: An der Tiefgarage werde das Geld gezahlt. Ein Stück weiter am Treppenabgang wird die Ware übergeben. Oder eben, wie ein Anwohner beobachtet hat, holt der Käufer die Drogen per GPS-Daten aus einem Versteck. Verkäufer und Kunde treffen sich nicht, sodass sie für den Straftatbestand einer Übergabe nicht belangt werden können. „Wenn wir einen schnappen, können wir ihm manchmal gar nichts nachweisen.“ Ein Indiz, mit dem Drogendealer bei einer Polizeikontrolle auffallen, sei das „Bargeld in szene-typischer Stückelung“, das sie dabei haben. „Das sind viele kleine Scheine, aber in der Summe bis zu 500 Euro.“

Sicherheit der Bürger in Beuel gewährleistet

Die Drogenszene in Beuel beeinträchtigt nach Peters Auffassung nicht die Sicherheit der Beueler Bürger – mit Ausnahme von Beschaffungskriminalität. „Das sind eher seltene Fälle. Autoaufbrüche beispielsweise, bei denen wahllos Gegenstände mitgenommen werden, lassen darauf schließen“, so Peter. Ihm ist wichtig, zwischen objektiver und subjektiver Sicherheit zu unterscheiden. Als Beispiel nennt er die Szene, die vom Bonner Loch auf den Rathausplatz umgesiedelt ist. „Sie versammeln sich an einer Bank und trinken Alkohol. Würden sie Eis essen, würden sie keinem auffallen.“ Objektiv sei der Treffpunkt „unproblematisch. Doch subjektiv fühlen sich Bürger dort nicht sicher.“ Peter betont, dass von dieser Szene „keine Gefahr ausgeht. Bisher keine Belästigungen und keine Straftaten. Was nicht heißt, dass Passanten sich nicht belästigt fühlen.“ Man habe bereits über Alkoholverbot auf dem Platz nachgedacht, doch die Rechtslage sei schwierig. „Konsequenterweise dürfte dann auch an Weiberdonnerstag nicht getrunken werden.“

Im Beueler Rathaus haben drei Beamte vom Bezirksdienst ihr Büro. Von dort aus gehen sie regelmäßig Streife. „Zunächst einmal ist wichtig, Kriminelle aus der Anonymität zu holen und zu identifizieren. Durch Präsenz können wir Straftaten von vornherein unterbinden.“ Gerd Peter empfiehlt jedem, der sich irgendwie bedroht fühlt, den Notruf 110 zu wählen. „Der ortsnächste Streifenwagen kommt sofort.“

Vor wenigen Tagen habe sich abends eine Frau in der Zentrale gemeldet, die sich verfolgt fühlte. „Sie hatte nur noch einige Hundert Meter bis zu ihrer Wohnung. Also hat der Beamte einen Streifenwagen entsandt und sie gleichzeitig aufgefordert, ruhig weiterzugehen und mit ihm zu sprechen.“ Sie kam unbehelligt nach Hause. „Vielleicht war auch gar nichts. Aber sie hat es richtig gemacht, uns anzurufen.“ Und an mancher dunklen Ecke könne einen ein mulmiges Gefühl beschleichen, „aber objektiv ist Beuel ein sicherer Stadtbezirk.“

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