Jugendfarm in Pützchen Ein Paradies für Budenbauer

PÜTZCHEN · Egal, ob im Sommer oder an kalten Herbst- und Wintertagen: Der achtjährige Robin baut und werkelt mit Begeisterung. Mindestens einmal in der Woche zieht es ihn auf die Jugendfarm in Pützchen, wo er mit Gleichgesinnten nach Herzenslust Buden bauen, aber auch die Tiere versorgen darf.

Das Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei am Holzlarer Weg könnte abenteuerlustigen Kindern kaum mehr Möglichkeiten bieten: Vorne im Eingangsbereich konzentrieren sich die Gebäude, in denen die Pänz an regnerischen Herbst- und Wintertagen drinnen spielen können. Das passiert aber gar nicht so oft, wie man beim Blick auf die Wetterkarte manchmal denken könnte: "Regen hält die meisten Kids kaum davon ab, sich draußen ihre kleinen Abenteuer zu suchen", sagt Ines Conrady. Die diplomierte Sozialpädagogin managt die Einrichtung seit nunmehr fünf Jahren.

Ins Leben gerufen hat die Idee eine kleine Gruppe junger Leute - größtenteils Pädagogikstudenten - im Jahr 1984. Die Initiatoren wollten die Spiel- und Freizeitangebote von Kindern und Jugendlichen erweitern, ihre Idee orientierte sich an einem Modellprojekt in Stuttgart. Man lud den als Vater der Jugendfarmbewegung bekannten Architekten Edgar Böhm nach Bonn ein, hatte aber trotz grundsätzlicher Unterstützung der Stadt bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück große Probleme zu überwinden.

1984 kam dann das Angebot, das Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei am Holzlarer Weg zu nutzen. Die Gewächshäuser wurden abgerissen, das Gelände mit neuem Boden bedeckt; es wurde ein Hügel aufgeschüttet und die ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Stadtgärtnerei zu den heutigen Aufenthaltsräumen umgebaut.

Am ersten Juni 1985 konnte die Farm mit einem großen Einweihungsfest eröffnet werden, die Stadt unterstützt den Verein seither mit Personal- und Sachkostenzuschüssen. "Trotzdem würden wir ohne Spenden oder unsere Sponsoren nicht das Angebot auf die Beine stellen können, dessentwegen die Kids so gerne zu uns kommen", skizziert Conrady die finanzielle Situation.

Die Farm ist über die Jahre gewachsen: "Nicht nach außen - das Gelände blieb das gleiche - aber das Angebot wurde immer vielschichtiger", so Conrady. Zunächst entstanden die Ställe für die Tiere - sechs Ponys, vier Esel, fünf Schafe und sechs Ziegen, die beiden Husumer Landschweine Loni und Berta sowie etliche Hühner, Gänse, Puten und andere Kleintiere gehören heute zu den festen Bewohnern der Farm. Schnell kamen auch die Werkstatt und der Bauspielplatz dazu, heute betreibt der Trägerverein auch den betreuten Spielplatz Finkenweg und das "Brüser Dorf". Fünf feste Mitarbeiter und drei Freiwillige unterstützen Conrady aktuell bei ihren vielfältigen Aufgaben, zu denen auch Spezialevents, wie zum Beispiel ein "Casino-Abend" oder natürlich die alle zwei Jahre veranstaltete Kinderstadt "Mini-Beuel" gehören.

"Die meisten Kinder kommen mehr oder weniger regelmäßig zu uns, sind so etwas wie Stammgäste", sagt Conrady und lächelt. Stammgäste wie neben Robin zum Beispiel Jason: Der Achtjährige hat seit Kurzem donnerstags einen sogenannten "Ponytagsplatz", an dem er sich um seine Liebling Bonni kümmert, kommt aber auch sonst fast täglich auf die Farm. Und die zehnjährige Joanna hat sich nicht nur in Wallach Aris verguckt, sondern kümmert sich auch mit Begeisterung um die Kleintiere. Robin hat für heute genug vom Bauen: Zusammen mit Erzieher Alexander Vogels ist er auf dem Trecker unterwegs, der ebenfalls zum Inventar der Farm gehört: "Natürlich dürfen Kinder bei uns nicht selber Trecker fahren, aber mal drauf sitzen, das geht schon", sagt Vogels.

Bis Ende Februar ist die Jugendfarm dienstags bis freitags von 14.30 bis 18 Uhr und samstags von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Die nächsten Events sind "Essen im Dunkeln" am Freitag, 30. Januar, und das traditionelle Winterbaden am Samstag, 28. Februar. Ab März gelten dann wieder die Sommeröffnungszeiten, die dienstags bis freitags eine Stunde länger sind. Das 30-jährige Bestehen wird am 13. Juni gefeiert. Weitere Informationen gibt es unter www.jugendfarm-bonn.de.

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