Cruzadas de Santa Maria in Limperich Ein gottgeweihtes Leben in Zivil

LIMPERICH · Als Eva Haslbeck die schwere Tür öffnet, ist der Gast auf der anderen Seite verwundert. Das Auge hat anderes erwartet als eine Frau, die eine grüne Bluse und einen blauen Anzug trägt. Ziemlich untypisch für eine Nonne.

 Die Cruzadas de Santa Maria: (hinten von links) Daniela Leiter, Eva Haslbeck, Sabine Staab (ganz unten) und Anne Pralong (rechts) mit Studentinnen aus dem Wohnheim, die ungenannt bleiben wollen. Repro: GA

Die Cruzadas de Santa Maria: (hinten von links) Daniela Leiter, Eva Haslbeck, Sabine Staab (ganz unten) und Anne Pralong (rechts) mit Studentinnen aus dem Wohnheim, die ungenannt bleiben wollen. Repro: GA

Als solche würde sich die gebürtige Münchnerin auch nie bezeichnen. Eher als Mitglied des Säkularinstituts Cruzadas de Santa Maria, das seinen Sitz im früheren Kloster der Kreuzherren in Limperich hat. Aber was bitte ist ein Säkularinstitut? "Wir sind eine junge katholische Gemeinschaft, die sich 1971 in Spanien gegründet hat", erzählt Haslbeck im Gemeinschaftsraum hinter den dicken Klostermauern.

Deren Mitglieder legen zwar Gelübde wie Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam ab, verzichten aber auf das Tragen des Habits, der Nonnentracht. "Das würde auch nicht zu unserer Auffassung passen. Wir wollen mitten unter den Menschen leben und wirken, ohne äußere Erkennungszeichen."

Sie ist so etwas wie die derzeitige Verantwortliche der Niederlassung an der Kreuzherrenstraße. Neben ihr wohnen dort drei Mitschwestern und eine Anwärterin. "Wir haben 2004 in einem Privathaus in Röttgen angefangen und 2008 etwas Größeres gesucht", sagt sie. Die festungsartige Architektur des Kreuzherren-Klosters schreckte die Gemeinschaft anfangs ab: "Wir wollten uns ja nicht abschotten."

Inzwischen aber fühlen sie sich wohl, genießen die von außen nicht zu erahnende Oase im Garten. Die Cruzadas de Santa Maria pflegen ihn selbst, so wie sie sich auch selbst versorgen.

Dabei ist das Tagesprogramm durchaus straff. Um 6 Uhr geht es zur Laudes in die kleine, noch etwas improvisierte und dennoch schöne Kapelle im Haus. Danach folgt das stille Gebet, bevor sich die Mitglieder zu ihren Jobs aufmachen. Haslbeck unterrichtet am Kardinal-Frings-Gymnasium Englisch, Spanisch und Religion, Daniela Leiter an der gleichen Schule Kunst und Philosophie.

Anne Pralong arbeitet als Ärztin in Köln, und Sozialpädagogin Sabine Staab bildet sich zur Berufsschullehrerin fort. "Alle Cruzadas gehen einem ganz normalen Beruf nach", beantwortet Haslbeck die noch nicht gestellte Frage.

Manch gestellte Frage dagegen löst Unbehagen aus: Ihr Alter und das ihrer Mitschwestern möchte die Lehrerin ungerne in der Zeitung lesen. Wie sie zum Glauben gefunden hätten, sei eine längere Geschichte. Aber es ist viel von der Berufung Gottes die Rede, genauer von später Berufung, obwohl sie alle jung aussehen.

"Wir haben nach unseren Jugendjahren wieder zum Glauben gefunden", lässt sich Leiter entlocken, die aus Südtirol stammt. Und Haslbeck ergänzt: "Es war so ein Gefühl in der Seele - da bin ich zu Hause." Das Zuhause ist anfangs auf Probe: Nach dem Eintritt in die Gemeinschaft vergehen zwei Jahre bis zu den zeitlichen Gelübden. "Die gelten noch nicht ein Leben lang", sagt Haslbeck. Fünf Jahre später legen die Mitglieder die ewigen Gelübde ab.

Was für Außenstehende vielleicht nur schwer vorstellbar ist, scheint für die fünf Frauen selbstverständlich. Der straffe Tagesablauf, der mittags ein weiteres kleines Gebet sowie abends die Vesper und ein stilles Gebet vorsieht, stellt für sie kein starres Korsett dar, sondern eine Struktur. In der gibt es, das merkt man im Gespräch, viel Lebensfreude mit gemeinsamen Mahlzeiten und Austausch.

Aber eben auch Schweigeexerzitien wie jetzt in den Ferien. "Da suchen wir acht Tage lang nur das Gespräch mit Gott", sagt Leitner. Dafür geht es meist in die größere Niederlassung nach München, sozusagen ihr Mutterhaus, das bereits seit 1998 existiert. "Aber die Rheinländer sind sehr nett und herzlich", betont Haslbeck sogleich die inzwischen große Verbundenheit zur Region und auch zur Gemeinde Heilig-Kreuz.

Den Pfarrmitgliedern bieten sie "Stärkung im Glauben, auch im geistigen Leben". Und im Erzbistum Köln richten sie Vorträge, Exerzitien und Ehevorbereitungskurse aus, deren Teilnehmer sogar aus Düsseldorf anreisen. Genauso gefragt sind die Wohnheimzimmer, die die Cruzadas vermieten. "Die Studentinnen müssen keiner bestimmten Religion angehören, aber wenn sie sich mit dem Glauben auseinandersetzen wollen, sind wir da", meint Haslbeck.

Teile der Hausordnung allerdings wirken ordensgleich: Geraucht werden darf nirgends, Männerbesuch ist ausgeschlossen, sonstiger Besuch muss angemeldet werden. "Viele schätzen die Ruhe und die gute Atmosphäre zum Lernen", sagt Leiter.

Vermissen die fünf Frauen, die ihr Leben in den Dienst Gottes gestellt haben, selbst nichts? Kopfschütteln. Selbst die Eltern hätten nach kurzer Zeit ihren Weg akzeptiert. Sind sie Freundinnen geworden? "Das ist mehr als gute Freundschaft, da wir uns alle von Gott angezogen fühlen, uns für ihn entschieden haben und in einer Gemeinschaft leben", sagt Leiter mit einer gewissen Begeisterung. "Wir sind eine Familie", bringt es Haslbeck auf den Punkt. Und dazu noch eine, die sich die Mitglieder selbst ausgesucht haben.

Das Säkularinstitut:

Das katholische Säkularinstitut päpstlichen Rechts wurde 1971 von dem spanischen Jesuiten P. Tomás Morales gemeinsam mit Lydia Jiménez gegründet. Ziel war und ist es, das Evangelium durch ein gottgeweihtes Leben mitten in der Welt in alle Bereiche der Gesellschaft zu bringen. Deshalb arbeiten die Mitglieder in normalen Berufen, obwohl sie in einer Art Orden leben. Heute gibt es Niederlassungen in verschiedenen Ländern Europas, Südamerikas und Afrikas. Seit 1998 existiert ein Haus in München, seit Oktober 2004 auch eines in Bonn. An beiden Standorten gibt es Wohnheimplätze für Studentinnen. Das Institut gehört zum Arbeitskreis Neue Geistliche Gemeinschaften des Erzbistums Köln. Weitere Aktivitäten des Säkularinstituts unter www.cruzadas.info.

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