"Rheinflöten" in Beuel Ein Ensemble aus 15 Flötisten

BEUEL · Das neue Ensemble „Rheinflöten“ gibt am Montag sein erstes Konzert. Die Musiker verzichten bewusst auf einen Dirigenten und regeln alle musikalischen Fragen innerhalb der Gruppe.

 Gesprächsbedarf: Immer wieder besprechen die Mitglieder des Flötenensembles die Spielweise bestimmter Takte.

Gesprächsbedarf: Immer wieder besprechen die Mitglieder des Flötenensembles die Spielweise bestimmter Takte.

Foto: Nicolas Ottersbach

Es wird wieder diskutiert. Diesmal geht es um ein paar Takte für die Bassflöte. „Warum spielt ihr die nicht?“, fragt Michael Faust. Die beiden Musiker zucken mit den Schultern. „Was sollen wir denn da spielen?“, antwortet Freerk Zeijl. Faust kramt die Partitur heraus, geht die Noten noch einmal durch und zeigt dann fast schon triumphierend die fehlenden Takte. „Aber die stehen gar nicht auf unserem Notenblatt“, kontert Zeijl. Sie fehlen tatsächlich.

Das ist ein Problem, mit dem sich das neue Flötenensemble „Rheinflöten“ häufig herumschlagen muss. Alle 15 Mitglieder sind Profimusiker, spielen im WDR Sinfonieorchester, im Gürzenichorchester und im Beethovenorchester. Zum einen haben sie sich darauf spezialisiert, Orchesterstücke so umzusetzen, dass jede der verschiedenen Flötenarten die Stimmen der anderen Orchesterinstrumente übernimmt. Sozusagen wie ein Chor, eben nur mit Flöten. „Im amerikanischen Raum gibt es das häufig, hier ist es eher selten“, erklärt Flötistin Andrea Will. Zum anderen haben die Rheinflöten keinen Dirigenten, der den Überblick hat. „Da müssen wir selbst drauf achten, deshalb stehen wir alle im Halbkreis und gucken uns immer wieder an“, sagt sie. Was dann aber eben manchmal für Chaos sorgt.

Es ist allerdings ein Chaos, das viele Vorteile hat. Vorteile, die die Profimusiker, die täglich in ihren angestammten Orchestern sitzen, zu schätzen wissen. „Wir müssen uns ständig auf etwas komplett Neues einstellen“, erzählt Freerk Zeijl, der früher Soloflötist des Kölner Gürzenichorchesters war. Er weiß, dass ein Dirigent die effektivste Methode ist, um Musiker auf Linie zu bringen. „Es ist aber nicht die schönste. Hier machen wir das alles unter uns aus, wodurch wieder neue Impulse und Ideen entstehen“ sagt er. Das sorgt für Abwechslung, wenn er als eigentlicher Soloflötist plötzlich nur noch die Begleitmelodie spielt. „Wir lernen die Stücke, die uns schon bekannt sind, auf eine ganz andere Art kennen.“

Zudem bekämen die Melodien durch die Flötenarten ein „ganz neues klangliches Gesicht“. Piccolo, große Flöte, Alt-, Bass- und Kontrabassflöte sind dabei. Letztere spielt der freie Bonner Jazzmusiker Michael Heupel. Das auf Hochglanz polierte Instrument ist knapp zwei Meter hoch und geschwungen, damit der Klang tief genug ist. In Orchestern ist es selten vertreten. Und gerade noch handlich genug, um es auseinandergebaut zu transportieren. „Es gibt auch noch eine tiefere und größere Subkontrabassflöte, aber die kostet mehr als 40.000 Euro“, erzählt Heupel. Für einen freien Musiker nicht erschwinglich.

Generell versucht das Ensemble, die Kosten niedrig zu halten. Geprobt wird in Köln und Bonn. In der Beueler Nachfolge-Christ-Kirche, in der sie am 3. April ihr erstes Konzert geben, dürfen sie kostenlos Proben. „Eine tolle Geste“, sagt Andrea Will, die vor etwa einem Jahr die Musiker zusammentrommelte.

Dass sich das Ensemble so gut entwickeln würde, hatte sie damals nicht gedacht. „Wir passen gut zusammen“, erzählt sie. Im Herbst soll es ein weiteres Konzert geben. Und irgendwann, wenn das Zusammenspiel perfekt ist, will sich das Ensemble auch Fachpublikum präsentieren.

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