Tötungsdelikt in Beuel Ehefrau erstach ihren Mann in Notwehr

Bonn · Im Dezember erstach eine 60-Jährige ihren Ehemann im gemeinsamen Haus in Küdinghoven. Nach mehr als vier Monaten Untersuchungshaft ist sie nun wieder auf freiem Fuß. Das Verfahren gegen sie wurde eingestellt.

Die 60-jährige Beuelerin , die ihren 49-jährigen Ehemann an dessen Geburtstag am 18. Dezember 2016 in dem gemeinsamen Haus erstach, handelte in Notwehr. Zu diesem Ergebnis kommt die Bonner Staatsanwaltschaft nach mehrmonatigen Ermittlungen. Wie Behördensprecher Robin Faßbender bestätigte, wurde die Mutter von zwei erwachsenen Kindern am Mittwoch aus der U-Haft entlassen; das Verfahren gegen sie wurde eingestellt.

Nach Auskunft ihres Verteidigers Martin Kretschmer hatte der Ehemann, der früher in der Ehe bereits mehrfach gewalttätig geworden war, die Journalistin am Tatabend im gemeinsamen Haus in Beuel zweimal körperlich angegriffen, bevor er sie so attackierte und bedrohte, dass sie in ihrer Not zum Messer griff und zustach. Dabei habe der Tag harmonisch begonnen, so der Anwalt.

Das Ehepaar, das gemeinsam eine TV-Produktionsfirma betrieb, habe auf den Geburtstag mit Sekt angestoßen und im Verlauf des Tages weiter dem Alkohol zugesprochen. Gegen 18 Uhr habe der Mann sich in sein Büro zurückgezogen, und die 60-Jährige habe in der Küche angefangen, das Abendessen zu kochen. Als sie ihn habe holen wollen, habe er im Büro telefoniert und die Tür zugehalten und sie nicht hineingelassen. Als sie sich dann doch Zugang verschafft habe, habe sie bemerkt, wie wütend er war, und sich entfernt.

Doch er sei ihr gefolgt, habe sie im Wohnzimmer umgeworfen und ihren Kopf auf den Boden geknallt. Dann sei er zurück ins Büro gegangen. Nach einer Weile sei sie wieder zu ihm gegangen, aber er sei immer noch wütend gewesen, habe sie erneut zu Boden geworfen und wieder ihren Kopf auf den Boden geschlagen.

Fassungslos und verstört sei sie zurück in die Küche gegangen, und als er dort schließlich aufgetaucht sei, so der Anwalt, habe sie ihn zur Rede gestellt und wissen wollen, was los sei. Da habe er sie wieder gepackt, ihren Kopf auf die Arbeitsplatte geschlagen und gedroht, sie umzubringen. Sie habe in Todesangst nach dem Messer auf der Arbeitsplatte gegriffen und blind zugestochen, um sich zu befreien. Danach rief sie um 21.45 Uhr die Polizei an. Wenig später trafen die Beamten und die Rettungskräfte ein, doch für den 49-Jährigen kam jede Hilfe zu spät. Er war tot, einer der drei Stiche hatte ihn ins Herz getroffen. Seine Frau hatte Verletzungen an Hand und Kopf und war mit mehr als zwei Promille so alkoholisiert und vor allem so unter Schock, dass sie Mühe hatte zu schildern, was genau passiert war. Wegen des Verdachts des Totschlags kam sie in U-Haft.

Wie Anwalt Kretschmer erklärte, steht für die Ermittler nach mehr als viermonatigen Ermittlungen mit Auswertung aller Spuren und Beweise jetzt fest: Die 60-Jährige handelte in Notwehr. Oberstaatsanwalt Faßbender bestätigte: „Die Verletzungen, die bei ihm und bei ihr festgestellt wurden, sind mit ihrer Schilderung in Einklang zu bringen. Damit ist unwiderlegbar von Notwehr auszugehen.“

Kretschmer zufolge will sich die 60-Jährige nun außerhalb von Bonn ein neues Leben aufbauen. Etwas, was sie ursprünglich mit ihrem Mann geplant habe. Außerdem habe sie noch nicht verarbeitet, was geschehen sei: dass sie ihren Mann getötet habe. „Ihre Kinder stehen nach wie vor zu ihr und unterstützen sie“, so der Anwalt.

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