Krippen in Beuel Drei Szenen mit orientalischem Charakter

SCHWARZRHEINDORF · "In Sankt Maria und Clemens steht eine der künstlerisch interessantesten Krippen in Beuel", erklärt Krippenexpertin Magdalena Schmoll. "Der Bildhauer Sebastian Osterrieder ist einer der renommiertesten Krippenbauer seiner Zeit, dessen Werke in die ganze Welt gingen."

 Zum Abschluss zeigt die Krippe, deren Figuren trotz ihres Alters von fast 90 Jahren sehr gut erhalten sind, die Flucht nach Ägypten.

Zum Abschluss zeigt die Krippe, deren Figuren trotz ihres Alters von fast 90 Jahren sehr gut erhalten sind, die Flucht nach Ägypten.

Foto: Magdalena Schmoll

Der Münchner Künstler entdeckte die Krippenkunst im 19. Jahrhundert völlig neu, in dem er seinen Krippen einen realistischen und zugleich orientalischen Charakter verlieh. Seine "Papstkrippe" wurde einst in den Vatikan verschickt, seine "Kaiserkrippe" stand lange Zeit zu Ehren von Kaiser Wilhelm II. im Berliner Schloss und in Schwarzrheindorf stehen vermutlich die letzten Osterrieder-Figuren, die der Künstler vor seinem Tod 1932 anfertigte.

Doch nicht nur die Reputation ihres Schöpfers machen die Gussfiguren zu einem besonderen Krippenschatz, sondern auch ihr guter Zustand - und das trotz ihres Alters von fast 90 Jahren. Zu verdanken haben die Figuren ihr "gutes Aussehen" dem ehemaligen Bonner Kunstprofessor Friedrich Münch. "Er kümmert sich seit Ende der 60er Jahre fachmännisch und mit großer Liebe um die Krippe. Nur mit seiner Hilfe ist es gelungen, die Figuren so gut zu erhalten", lobt Magdalena Schmoll, die für das Buch "Weihnachtskrippen in 63 Bonner Kirchen und Kapellen" mit Münch in Verbindung trat.

Die insgesamt 22 Figuren und 14 Tierdarstellungen aus Gussmasse zeigen nacheinander aufgebaut die Heilige Nacht, die Königsanbetung und die Flucht nach Ägypten. Vom 24. Dezember bis 5. Januar steht die Heilige Nacht im Fokus. Statt im allseits bekannten Stall, spielt das Szenario um Jesu Geburt in der Ruine eines alten Tempels. Warme Erdtöne sorgen für eine besinnliche Atmosphäre und machen aus der alten Ruine einen eher gemütlichen Ort. Einst huldigten einige Osterrieder-Engel der heiligen Familie, doch sie fielen einem Raub zum Opfer. Mittlerweile dienen drei Putten-Figuren, also engelsgleiche Kindergestalten, als Ersatz.

Vom 6. bis zum 11. Januar wechselt das Szenario zur Huldigung der Weisen aus dem Morgenland. Die Heiligen Drei Könige Melchior, Balthasar und Kaspar in ihren orientalisch bemalten Gewändern bringen ihre Gaben zum Jesuskind. Wie es sich für "echte Könige" gehört, tragen ein Karawanenführer, zwei Diener und ein Kamel die schweren Schätze um Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Den Abschluss bildet die Flucht nach Ägypten. Sand und Gestein, eine Tempelfassade voller Göttergestalten und Trümmer in der alten Ruine spiegeln den orientalischen Charakter der Osterrieder-Krippen wider. Bei dieser Inszenierung kommt Magdalena Schmoll besonders ins Schwärmen. "Die Kulisse ist so wunderschön. Im Hintergrund kann man sogar einen ägyptischen Tempel erkennen", erklärt sie. "Für mich ist diese Krippe nicht zu überbieten."

Die Doppelkirche ist eine der bekanntesten romanischen Kirchen Deutschlands. Sie wurde als kreuzförmige Burgkapelle gebaut und 1151 eingeweiht. Die untere und obere Kapelle sind kunsthistorisch sowie theologisch von Bedeutung, da dort einzigartige Wandmalereien aus dem 12. Jahrhundert zu den Visionen des Propheten Ezechiel erhalten sind.

Vom 11. Januar bis zum 2. Februar bleibt die Flucht nach Ägypten als letzte Krippenszene in der Doppelkirche, Dixstraße 41, in Schwarzrheindorf aufgebaut.

In dem Buch "Weihnachtskrippen in 63 Bonner Kirchen und Kapellen" haben sich Magdalena Schmoll, Christel Diesler, Regina Schürholt und Walter Boscheinen mit Krippen in Bonn, Bad Godesberg und Beuel befasst. Besondere Beueler Krippen hat der General-Anzeiger in einer kleinen Serie vorgestellt, die heute mit dem Dreikönigsfest endet

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
"Kutt ens spinxe"
Poppelsdorfer Schloss-Madämchen und Schloss-Junker "Kutt ens spinxe"