Literaturherbst in Oberkassel Direkter Kontakt zum Autor ist erwünscht

Oberkassel · Die zwölfte Ausgabe des Oberkasseler Literaturherbstes bietet sieben Lesungen mit höchst unterschiedlichen Inhalten. Mit Sorgfalt haben die drei Initiatoren Klaus Großjohann, Franz-Erich Schmitz und Klaus Busch die Themen ausgewählt. Am 7. November geht es los mit einem armenischen Tagebuch.

 Karl Schonauer liest am 7. November aus seinem historischen Tagebuch „Nemesis“.

Karl Schonauer liest am 7. November aus seinem historischen Tagebuch „Nemesis“.

Foto: Klaus Busch

Und wie immer nutzen sie verschiedene Räume in Oberkassel als Veranstaltungsorte. „Das gehört genauso zu unserem Konzept, wie auch, dass die meisten Akteure aus Oberkassel kommen“, sagt Großjohann. „Den Charakter der Lesungen macht eigentlich die lauschige Atmosphäre aus, die immer auch den unmittelbaren Kontakt zum Autor erlaubt“, fügen die beiden anderen Organisatoren hinzu. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei, aber es darf gespendet werden.

Montag, 7. November

Den Auftakt macht Karl Schonauer. Der Oberkasseler war mehrfach Gast des Literaturherbstes. Seine Bücher drehen sich schwerpunktmäßig um den Ersten Weltkrieg. Diesmal liest er aus seinem historischen Tagebuch mit dem Titel „Nemesis“. Darin geht es um das Schicksal der Armenier und die Rolle der deutschen Reichsregierung 1915. Die Lesung beginnt um 20 Uhr im Weinhaus Kinkel-Stuben, Kinkelstraße 1.

Mittwoch, 9. November

Ab 20 Uhr im Weinhaus Kinkel-Stuben, Kinkelstraße 1, nähert sich sich Hermann Rösch einem berühmten Oberkasseler auf besondere Weise. Thema ist „Gottfried Kinkel als Rheinländer“. Zu Lebzeiten war Kinkel in aller Munde. Als Dichter brachte er es schon in den 1840er Jahren zu einiger Bekanntheit. Als demokratischer Revolutionär gehörte er für eine gewisse Zeit zu den bekanntesten Deutschen. So unterschiedliche Persönlichkeiten wie Bettina von Arnim, Ernst Moritz Arndt oder Charles Dickens setzten sich für ihn ein.

Donnerstag, 10. November

Ab 20 Uhr, liest Hans Hinterkeuser im Haus der Evangelischen Gemeinde, Kinkelstraße 7, aus seinem Buch: „Elly Ney und Karlrobert Kreiten. Zwei Musiker unterm Hakenkreuz“. Dazu präsentiert er neben Bildern und Fotos eine Sensation, nämlich eine originale Plattenaufnahme von Karlrobert Kreiten. Vor 100 Jahren wurde in Bonn der Pianist Karlrobert Kreiten geboren. 27-jährig wurde er 1943 zu Beginn der „Plötzenseer Blutnächte“ erhängt. Hinterkeuser hat den 100. Geburtstag zum Anlass genommen, ein Lebensbild des Pianisten zu zeichnen. „Das Bild gewinnt an Schärfe“, so Hinterkeuser, „wenn es kontrastiert wird durch ein Gegenbild, das sich gewissermaßen aufdrängt. Dies ist die Pianistin Elly Ney, ebenfalls Bonnerin.“ So ergibt sich ein Einblick in zwei völlig entgegengesetzte Lebensläufe.

Sonntag, 13. November

Ab 18 Uhr, Alte Evangelische Kirche, Zipperstraße, zelebriert Engelbert Decker Dada als eine Buffonade und eine Totenmesse zugleich. Der Titel lautet: „Bevor Dada da war, war Dada da.“ Decker balanciert innere Spannungen aus und verbindet verschiedene Strömungen der Zeit miteinander. Sichtbar wird Dada als Kunst am Rande des Nervenzusammenbruchs. Musikalisch begleitet wird Decker von Bernhard Zapp von der Wiesbadener Musikakademie am Cello und Victor Moser am Flügel.

Freitag, 18. November

Im Seniorenzentrum Theresienau, Theresienau 20, stehen ab 20 Uhr Märchen der Gebrüder Grimm im Mittelpunkt. Erzählt von Rose Wolfgarten, „der kleinen kompakten Dame mit der fesselnden Stimme, wie die Literaturherbst-Macher aus eigener Erfahrung wissen. Schon als Kind hatte sie prägende Begegnungen mit dem gesprochenen Wort, denn ihre Mutter war von Beruf Rezitatorin und lernte die Texte für ihre Tourneen in Hörweite ihrer Kinder auswendig.

Sonntag, 20. November

Ab 17.30 Uhr stehen im Kulturzentrum Altes Rathaus, Königswinterer Straße 720, zwei Literaturnobelpreisträger im Mittelpunkt: „Sind Heinrich Böll und Günter Grass schon vergessen?“ Susanne Kuhfuß, Leiterin der Evangelischen Bücherei Oberkassel, und Lutz Koropp lesen zwei eher unbekannte, dafür aber sehr aussagekräftige Kurzgeschichten der beiden Autoren. Dazu gibt es eine kleine, feine Fotoausstellung mit Schriftstellerporträts des Fotografen Karl-Heinz Bast.

Montag, 21. November

Ab 20 Uhr im Weinhaus Kinkel-Stuben, Kinkelstraße, richtet sich der Blick auf Rumänien beziehungsweise den Kommunismus. Georg Aescht liest aus dem Werk von Radu Cosasu/Oscar Rohrlich „Das Leben der Fiktion nach einer Revolution“. Es ist die Geschichte eines Lebens mit allen Irrungen und Wirrungen, die der real existierende Sozialismus bei einem Menschen gestiftet hat. In Briefen, die zwischen Bukarest, Grönland, Island und Israel hin und hergehen, setzt sich eine Familie mit dem Erbe stalinistischer und ceausistischer Zeiten in Rumänien auseinander.

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